Eine Turnhalle mit Durchblick und ein Verwaltungsgebäude mit guten Klima: Das sind die Kandidaten aus dem Landkreis Erding, die dieses Jahr bei den Architektouren, der Leistungsschau der Bayerischen Architektenkammer, zu besichtigen sind - aufgrund von Corona ausnahmsweise ausschließlich online. Die Veranstaltung jährt sich an diesem Wochenende, 27. und 28. Juni, zum 25. Mal und präsentiert insgesamt 241 Projekte. Vor Ort sind die Schulsporthalle Finsing und das Verwaltungsgebäude der Alpha Tonträger-Vertriebs GmbH Erding dabei.
Unter dem Motto "Ressource Architektur" geht es bei den Architektouren 2020 um die Fragen, wie mit dem Gebäudebestand in Zukunft umzugehen ist, "mit welchen Materialien wir bauen und wie wir den Raum gestalten", heißt es in einer Pressemitteilung. "241 spannende Objekte der Architektur, Stadtplanung, Landschafts- und Innenarchitektur" hat der Beirat der Kammer ausgewählt.
Ganz so spannend ist ein Turnhallenbau eigentlich nicht. Maße und Anordnung der Räume sind mehr oder weniger vorgegeben - die Herausforderung für das zuständige Planungsbüro Heilmaier aus Erding lag laut Architektin Barbara Heilmaier darin, die Sporthalle so verträglich wie möglich in die Landschaft zu setzen und zugleich "das Gefühl einer Einheit mit der bestehenden Schule" zu vermitteln. Die große turnierfähige Sporthalle wurde mit Abstand vor die Schule gesetzt und zur Hälfte eingegraben. So blieben die Schulgebäude dahinter sichtbar. Zwischen dem Westtrakt der Schule und der Sporthalle entstand ein neuer Pausenhof mit Anschluss an die Freisportflächen. Die Halle gewähre "Durchblicke vom Pausenhof bis zum Ortsrand von Neufinsing", erklärt Architektin Barbara Heilmaier. Dies gilt auch bei geschlossenen Sonnenschutzlamellen, denn diese sind aus farbigen Lochblech und deshalb auch im geschlossenen Zustand transparent. Die Farben Geld und Rot wurden aus dem Bestand übernommen und "als Farbverlauf an den Fassaden der neuen Sporthalle inszeniert", so Heilmaier. Sie freut sich, dass das 2018 in Betrieb genommene Gebäude bei den Architektouren dabei ist, leider nur digital dieses Jahr, "dabei ist ja das Betreten der Gebäude das Schöne", bedauert sie.
In Erding ist das Verwaltungsgebäude von Alpha Tonträger in die Architektouren 2020 aufgenommen worden. Gestaltet hat es das Erdinger Architekturbüro AIP. Entstanden ist ein dreistöckiger Kubus mit einer modernen Glasfassade, der lamellenartige, starre Verschattungselemente vorgelagert sind. Die drei Stockwerke sind weitgehend symmetrisch um einen Innenhof gebaut, der von der Cafeteria im Erdgeschoss betreten werden kann.
Die Büroräume sind im Winter über den Fußboden beheizt. Im Sommer werden die Zimmer über die Decke und den Fußboden gekühlt. Das Verschattungskonzept, die Verglasung und Kühlschleifen sorgten für ein ausgewogenes Raumklima, heißt es in einer Beschreibung. Auch innen sei viel Wert auf stimmiges Design gelegt worden, sagt Mitarbeiterin Jennifer Heilmaier, Assistentin der Geschäftsführung. "Es sind wunderschöne Büros entstanden, in denen es sich gut arbeiten lässt."
Nebenan steht mit bläulich-schwarz schimmernder Glasfassade die Logistikhalle von Alpha, ebenfalls ein Entwurf von AIP. Das Verwaltungsgebäude und die Logistikhalle sind über einen gläsernen Gang verbunden. Dort stehen lebensgroße Filmfiguren, darunter Indiana Jones, ein Klonkrieger aus Starwars und ein dicker Kung Fu Panda. Wirklich schade, dass dieses Jahr eine Führung durch die Räumlichkeiten ausfallen muss.
Die Bayerische Architektenkammer veröffentlicht alle ausgewählten Projekte in einem kostenfreien Booklet, das unter https://www.byak.de/planen-und-bauen/architektur-baukultur/architektouren/booklet-bestellen.html bestellt werden kann