Erding feiert:50 Jahre Kreismusikschule

Die KMS Erding wird ein halbes Jahrhundert alt. Das runde Jubiläum sollte eigentlich das ganze Jahr gefeiert werden. Nun werden alle Festivitäten nach hinten geschoben. Los geht es im Oktober mit dem Mottokonzert "Mozart und die Zauberkugel" in der Stadthalle

Von Florian Tempel, Erding

Die Kreismusikschule Erding (KMS) wird 50 Jahre alt. Eigentlich sollte das runde Jubiläum das ganze Jahr gefeiert werden. Doch aktuell geht Unterricht nur per Videoanruf, Konzerte sind unmöglich und die Orchester und Ensemble dürfen nicht zusammen musizieren. Die Feierlichkeiten werden deshalb verschoben, im Herbst soll es klappen und losgehen. Statt einem Jubiläumsjahr wird es ein Jubiläumsschuljahr geben. Zur Eröffnung ist ein großes Motto-Konzert mit dem Titel "Mozart und die Zauberkugel" in der Stadthalle geplant.

Hinter dem Titel des Festkonzerts zum 50. Geburtstag verbirgt sich ein witziges und kreatives Konzept, das KMS-Direktor Peter Hackel beim Video-Pressegespräch zu Jahresanfang vorstellte. Natürlich werden Mozartstücke gespielt werden, was sowieso nie verkehrt ist. Doch so einfach ist es nicht. Daneben wird es einen musikalischen Blick in die Zauberkugel geben, der in sicher überraschender Weise Antworten auf unerhörte Fragen geben wird. Wolfgang Amadeus Mozart hat in seinem Leben so viel und so vielseitig komponiert, aber auch viel ausgelassen. Mozart hat zum Beispiel seiner Lebtag nichts für Gitarre geschrieben. Wie würde es wohl klingen, wenn er seinerzeit mal an der Costa del Sol Urlaub gemacht und sich von spanischer Gitarrenmusik hätte inspirieren lassen? Oder warum hat Mozart kein Stück für Cello geschrieben? Viele Musiker und Musikliebhaber haben Fragen an den Meister, die unbeantwortet bleiben müssen. Oder eben doch nicht - wenn man eine Zauberkugel hätten. So viel ist schon mal klar: man darf auf das Jubiläumskonzert in der Stadthalle im Herbst gespannt sein.

Erding feiert: Volles Haus wie beim Europatag der Musik - hier eine Aufnahme aus dem Sommer 2013 - ist bei der Kreismusikschule derzeit weder drin noch draußen möglich. Das schöne Gebäude ist seit Wochen so gut wie unbenutzt.

Volles Haus wie beim Europatag der Musik - hier eine Aufnahme aus dem Sommer 2013 - ist bei der Kreismusikschule derzeit weder drin noch draußen möglich. Das schöne Gebäude ist seit Wochen so gut wie unbenutzt.

(Foto: Renate Schmidt)

Mit diesem Konzert wird zugleich der Bayerische Musikschultag eröffnet, der anlässlich des KMS-Jubiläums vom 21. bis 23. Oktober in Erding stattfindet. Der Musikschultag ist die zentrale jährliche Veranstaltung des Verbandes der Musikschulen in Bayern. ES wird gewissermaßen ein Heimspiel, denn Präsident des Verbands ist der Erdinger Landrat Martin Bayerstorfer (CSU).

Am 1. Oktober 1971 nahm die Kreismusikschule mit vier Lehrern und etwa 150 Schülerinnen und Schülern den Betrieb auf. Ihr erste Direktor war Reinhard Loechle, der das auch 32 Jahre lang blieb. Unter ihm und Bernhard Scheumaier an der KMS-Spitze nahm die Schule eine fulminante Entwicklung. Mit zuletzt 3414 Schülerinnen und Schülern und 68 Lehrerinnen und Lehrern gehört die KMS Erding in den Kreis der zehn größten der 217 öffentlichen Musikschulen Bayerns.

Peter Hackel ist seit Beginn des Jahrs der erst dritte KMS-Direktor seit der Gründung. Der 57-Jährige ist seit 1991 Lehrer an der KMS und seit 2013 stellvertretender Musikschulleiter gewesen. Er ist zudem Dozent an der Hochschule für Musik und Theater München, Mitglied der Musikschulkommission in Liechtenstein und Vorsitzender des Kulturvereins Erding. Peter Hackel hat Gitarre am Konservatorium Schaffhausen und an den Musikhochschulen Graz und Wien studiert. Nach dem Lehr-, Konzertreife- und Solistendiplom trat er als Kammermusiker und Solist in Europa und Südamerika auf. Er ist mit der Flötistin und Querflötelehrerin Claudia Góndola de Hackel verheiratet und lebt seit vielen Jahren in Dorfen. Seine Stellvertreterin ist die 32-jährige Saxofonistin und Musiklehrerin Sarah Lilian Kober.

Leittung Kreismusikschule

Außer dem neuen Direktor Peter Hackel kommen nur wenige Musiklehrer, um vom Europahaus aus Online-Unterricht zu geben.

(Foto: Stephan Goerlich)

Als öffentliche Musikschule finanziert sich die KMS nicht nur aus den Gebühren für den Unterricht. Diese machen mit 45 Prozent zwar den größten Anteil aus. 40 Prozent des Budgets werden von den Kommunen des Landkreises Erding finanziert, 15 Prozent kommen als Zuschüsse vom Freistaat. Die Zeit seit Beginn der Corona-Pandemie hat die KMS "finanziell erstaunlich gut überstanden", sagt Hackel. In mehreren Monaten waren die durchweg fest angestellten Musiklehrer in Kurzarbeit. Dadurch und durch Zuwendungen aus einem Sondertopf für Musikschulen war die KMS auch in der Lage, für ausgefallen Präsenzunterricht Gebühren zurückzuerstatten. Aktuell haben die meisten Gesang- und Instrumentalschüler Online-Unterricht. Das ist allerdings nur eine Notlösung, keine echte Alternative. "Wir haben online keinen Klang", sagt Hackel. Das Ganze sei wie Schienenersatzverkehr. "Es ist keine Zugfahrt, aber man kommt irgendwie vorwärts und ans Ziel." Da keiner weiß, wann es wieder richtig weitergeht, setzt auch die KMS Erding weiter auf Videoaktionen. Auf der Homepage werden demnächst selbst eingespielte Lieblingsstücke, Musikspiel für kleinere Kinder und kreatives Übungsmaterial veröffentlicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: