Wer vergangene Woche das Frauenkircherl besuchte, sah rot. Die Werke des Künstlers Stanko Ropić brauchen viel Platz, etwa einen Quadratmeter pro Farbe. Diesen Stil nennt er Color Awareness Painting. Rot mag Ropić gerne, viele seiner Farbfelder leuchten in Feuerfarben. Es muss aber nicht immer rot sein, er malt auch blaue und grüne Quadrate. Sie sind so eindrucksvoll in ihrer Wirkung, dass Stanko - so sein Künstlername - für den Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung nominiert ist.
Die Liebe zu flächigen Farben führt Stanko auf seine Kindheit zurück. Heute lebt und arbeitet der Künstler seit einigen Jahren auf einem ehemaligen Hof bei Lengdorf. Aufgewachsen ist er in Slowenien, auch auf einem kleinen Bauernhof. Tagsüber spielte er draußen zwischen den Weinbergen, drinnen aber gab es weder Strom noch fließendes Wasser. "Es war eine einfache Kindheit. Sie schärfte den Blick für das Wesentliche", sagt Stanko. Wesentlich sind für ihn Farben und die Wirkung, die sie auf Menschen haben. "Gerade als Kind nimmt man hauptsächlich nichtsprachlich wahr. Man erinnert sich nur an Gefühle und an Farben." Nur Farben - das könnte man ebenfalls über die Ausstellung denken, sie hängen groß vor den weißen Wänden. Doch simpel ist sein Stil nicht. Nicht umsonst taufte er ihn Color Awareness Painting, Stanko spielt bewusst mit der Wirkung der Farben und musste lange üben. "Mit Gelb habe ich mich anfangs schwer getan. Die Bilder wurden oft sehr laut", sagt er. Und das gefiel ihm nicht, seine Bilder sollen den Betrachter unterbewusst positiv beeinflussen, nicht verschrecken. "Kräftige Farben setzen Energie frei und beruhigen gleichzeitig", sagt Stanko. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Farbe lebendig ist und Struktur hat. Die Leinwand steril zu lackieren käme für Stanko nicht infrage. Er pinselt seine Farben auf den Stoff, dadurch changiert der Ton, ist an manchen Stellen kräftig und an anderen zart. Wenn Stanko pinselt, dann macht er das mit Ölfarben auf der Palette und Musik im Ohr. Diese Musik spielt er auch auf seiner Ausstellung ab, es sind beruhigende, lang gezogene Klänge. "Der Besucher hört die selbe Musik wie ich, als ich das Bild gemalt habe. Die Gefühle, die die Musik bei mir ausgelöst hat und die ich in das Bild gepackt habe, kann der Betrachter so besser nachempfinden." Stanko glaubt, dass dadurch für den Betrachter eine Verbindung zum Bild entsteht. "Er kann das Bild besser verstehen", sagt er. Verbindung zum Bild, Emotion beim Betrachten, Kunst verstehen - Stanko will mit seinen Werken berühren. Dabei geht es ihm nur um die Farben, nicht um sich als Künstler. Er ist kein Selbstdarsteller. So farbenfroh Stankos Werke sind, er selbst ist es nicht. Er trägt eine schwarze Strickjacke über dem grau gestreiften Hemd, die Jeans ist schlicht schwarz und die Haare sind grau gelockt. Kein Künstlerschal, keine Allüren. "Es genügt mir, wenn es meine Bilder sind, die die Blicke auf sich ziehen", sagt Stanko.