Erding:Erkennbar selbstbewusst

Helga Stieglmeier eröffnet den Wahlkampf um den bayerischen Landtag und bekommt Unterstützung von den Grünen-Spitzenpolitikern Margarete Bause und Dieter Janecek

Sarah Schiek

Erding: Mit der Prominenz im Rücken attackierte Helga Stieglmeier (rechts) die CSU und den Erdinger Landrat Martin Bayerstorfer. Sowohl in München als auch in Berlin wollen die Grünen künftig mitregieren, links die bayerische Spitzenkandidatin Margarete Bause

Mit der Prominenz im Rücken attackierte Helga Stieglmeier (rechts) die CSU und den Erdinger Landrat Martin Bayerstorfer. Sowohl in München als auch in Berlin wollen die Grünen künftig mitregieren, links die bayerische Spitzenkandidatin Margarete Bause

(Foto: Renate Schmidt)

- Nicht ihre Nominierungsrede wiederholen, sondern "sagen, für was ich persönlich stehe", wollte Helga Stieglmeier, Landtagskandidatin der Grünen im Landkreis Erding, beim offiziellen Wahlkampfauftakt ihres Kreisverbands am Sonntagvormittag in der Erdinger Schiaßn. Wie Stieglmeier ankündigte, will sie "auf mehreren Plattformen für die Menschen erreichbar sein" und Gespräche anbieten, bei denen man "wirklich diskutieren" und jeder zu Wort kommen könne.

"Ich bin nicht nur per E-Mail, Twitter und Facebook erreichbar, sondern habe auch ein Telefon und einen Briefkasten", zählte sie die Möglichkeiten für den direkten Dialog mit der Wählerschaft auf. Auch auf ihrer neu erstellten Homepage, so Stieglmeier, wünsche sie sich Kommentare und Diskussionen. "Denn im Gegenteil zu Herrn Schwimmers wird meine Seite nicht ohne Inhalte sein", nutzte sie die Gelegenheit für einen Seitenhieb auf den CSU-Abgeordneten Jakob Schwimmer.

Auch sonst sparte die Kreisvorsitzende der Grünen nicht mit Kritik an der CSU. Als "falsch verstandene Verkehrspolitik" bezeichnete sie Projekte wie die Isental-Autobahn, die geplante dritte Startbahn am Flughafen und die Nordumfahrung Erding. Auch an Landrat Bayerstorfer übte sie Kritik: "Unser Landrat führt einen Kreuzzug gegen München, statt die Politik der Planungsregion 14 für die Bürger transparenter zu machen", kritisierte Stieglmeier den von der CSU propagierten Austritt aus der Planungsregion. Überhaupt, bemängelte sie, sei im Landkreis Erding "Politik nach Gutsherrenart noch sehr aktuell". "Bayern kann mehr, und auch Erding kann mehr", schwor die Fraktionssprecherin der Erdinger Grünen ihre Anhänger und Parteifreunde auf den bevorstehenden Landtagswahlkampf ein. "Wenn Seehofer Neuwahlen möchte: Wir sind bereit!"

Andere für sich sprechen ließ Stieglmeier in ihrem Wahlkampfspot, in dem sie sich von Bekannten, Kollegen und ihrer Familie unter dem Titel "Stieglmeier! Ihre Grüne Landtagskandidatin" vorstellen ließ. Der humorvolle zweiminütige Film wurde von den Gästen, aber auch der Grünen-Frontfrau selbst begeistert aufgenommen. Besonders ihr Schwiegervater, so Stieglmeier, der es sich "vielleicht auch vorstellen" könne, sie zu wählen, amüsiere sie jedes mal aufs Neue.

Wortgewandt unterstützt wurde Stieglmeier auch von der bayerischen Spitzenkandidatin der Grünen, Margarete Bause, und dem Landesvorsitzenden Dieter Janecek, die beide der Einladung des Erdinger Kreisverbandes gefolgt waren.

"Dass wir unseren heutigen Wahlkampfauftakt ausgerechnet auf Beginn des Faschings gelegt haben, passt. Denn das, was Schwarz-Gelb liefert, kann man nur als karnevalesk bezeichnen", läutete Bause ihren Abgesang auf die bayerische Regierungskoalition ein. Das von CDU, CSU und FDP eingeführte Betreuungsgeld bezeichnete sie als "völligen Schwachsinn" und "erstes Gesetz, das wir nach einem Regierungswechsel in Berlin abschaffen werden".

Schwarz-Gelb, so Bause, sei am Ende und nicht mehr regierungsfähig. Nicht zuletzt habe der Anruf von CSU-Sprecher Hans-Michael Strepp beim ZDF gezeigt, wie durchsichtig dessen Partei sei. "Das ist immer noch die alte machtversessene CSU, die hier in Bayern regiert", empörte sich Bause, um deren "Politik im Endzeitstadium" das "Grundwertegerüst" ihrer eigenen Partei entgegenzusetzen. "Wir Grüne stehen für ein gerechtes Bayern, für den Wert der Nachhaltigkeit und der Demokratie. Das ist es, was uns von den anderen Parteien unterscheidet", sagte die Landespolitikerin.

Nächste Woche, kündigte Bause an, werde ihre Partei einen Antrag in den Landtag einbringen, "um die dritte Startbahn endgültig zu beerdigen" und endlich aus dem Flächennutzungsplan streichen zu lassen. "Wir sind diejenigen, die Volksentscheide akzeptieren, und bei denen Demokratie kein leeres Wort ist, sondern etwas, das wir aktiv betreiben", sagte Bause.

Der Grünen-Landesvorsitzende Dieter Janecek gab ihr in seiner Rede Recht: "Ich freue mich, dass wir es mit unseren Urwahlen geschafft haben, eine breite Wählerschaft anzusprechen und zu zeigen, dass Basisdemokratie wieder gepflegt wird", sagte Janecek, der ebenfalls seine Partei als positives "Gegenbeispiel zur CSU" lobte. Wie Bause bezeichnete Janecek die "erfolgreiche grüne Energiewende" als zentrales Thema in Bayern. "Wenn wir das hinbekommen, sind wir für Deutschland und die Welt ein Vorbild", sagte er. Auch die Grünen-Spitzenkandidatin hatte gemahnt, nicht zuzulassen, dass die CSU dieses "Megaprojekt" aus Machtinteresse an die Wand fahre. "Wir Grünen sind die Pioniere der Energiewende. Das können wir nämlich besser als alle anderen."

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