Energiewende:Bei der Energievision Erding tut sich nichts

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Dieses private Windrad in der Gemeinde Taufkirchen gibt es seit vielen Jahren. Doch das ist eine sehr kleine Anlage und bei Weitem nicht das, was man meint, wenn man heute von Windkraftanlagen spricht. (Foto: Stephan Görlich)

Seit bald zwölf Jahren gibt es die vom Landkreis, vielen Kommunen und regionalen Energieversorgern getragene GmbH. Ursprünglich zum Aufbau von Windkraftanlagen gegründet, bleibt die EVE weiterhin untätig.

Von Florian Tempel, Erding

Seit bald zwölf Jahren steht es ganz vorn in der Satzung der Energievision Landkreis Erding (EVE) GmbH: „Gegenstand des Unternehmens ist die Vorbereitung von Energieprojekten im Landkreis Erding, insbesondere der Projektentwicklung von Erzeugungsanlagen aus regenerativen Energiequellen, z.B. Windkraftanlagen.“ Und gleich im nächsten Satz heißt es, dass die EVE ihren „kommunalen Gesellschaftern“ diene, ihre gesetzlichen und „freiwillig übernommenen Verpflichtungen aus den Energiewendebeschlüssen, insbesondere denjenigen der Bundesregierung und der Bayerischen Staatsregierung“ zu erfüllen. Für welche Gemeinden hat die EVE bislang Anlagen errichtet? Für gar keine.

Die EVE hat bislang nur auf Gebäuden, für die der Landkreis Erding zuständig ist, diverse Photovoltaikanlagen installiert, wie auf den Dächern von Gymnasien, Realschulen und dem Gastrozentrum der Berufsschule. Das waren bislang freilich nicht sonderlich große Projekte. Die geplante Bestückung der ehemaligen Mülldeponie im Sollacher Forst bei Isen mit einer PV-Freiflächenanlage wäre da schon von größerem Format gewesen. Doch das Vorhaben scheint auch schon wieder geplatzt zu sein.

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), der die Idee zur Gründung der EVE hatte, vor allem um Windkraftanlagen zu bauen, hatte zuletzt noch einmal jede Menge Ideen zur PV-Nutzung verkündet. Jedes neue Gebäude, das der Landkreis errichte, werde eine PV-Anlage bekommen, versprach er vor zweieinhalb Jahren. Es gebe auch keine Priorisierung mehr, wie früher, nur dort PV-Anlagen zu realisieren, wo es am wenigsten Geld koste.

Bayerstorfer sprach sich auch für Photovoltaikanlagen entlang der Lärmschutzwände an der A 94 nach Mühldorf aus – und beklagte, dass diese nicht umgesetzt werden. Er regte zudem PV-Anlagen entlang von Staatsstraßen an, zum Beispiel an der Flughafentangente Ost (FTO). Dort habe man ebenfalls viele Böschungen. Auch die neue B-388-Umfahrung von Taufkirchen biete sich mit seinen Zwölf-Meter-Böschungen an. Dort könne man doch „alles voll pflastern“, sagte Bayerstorfer – und meinte stets wohl andere, nicht aber so sehr die EVE.

Das Nickelholz bei Adlberg erschien schon vor zwölf Jahren als idealer Standort

Warum aber wird die EVE nicht, so wie ursprünglich geplant, bei der Windkraft aktiv? Die Zurückhaltung erscheint nicht verständlich, da der Regionale Planungsverband an der Ausweisung von potenziellen Windkraftflächen arbeitet. Zwar wird das Verfahren nicht vor Frühjahr 2026 abgeschlossen sein. Doch andere Akteure wie die erst vor Kurzem gegründete Bürgerenergiegenossenschaft BEG Isental führen nach eigenen Angaben schon konkrete Gespräche mit Eigentümern von potenziellen Windkraftstandorten und bereiten sich auf ein Kooperationsabkommen mit den bayerischen Staatsforsten vor.

In Taufkirchen wird voraussichtlich eines der Windkraftvorranggebiete liegen. Es ist eines, das schon im Gründungsjahr der EVE 2013 als aussichtsreiches Standortgebiet galt: das Nickelholz, ein Waldstück auf Taufkirchener Flur, südlich der Bundesstraße B 388 bei Adlberg. Das Nickelholz gehört der Dorfener Nikolaistiftung, einer jahrhundertealten Wohltätigkeitsstiftung, die von der Stadt verwaltet wird. Dorfens Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) bestätigte seinerzeit, dass der Stiftungswald ein heißer Kandidat sei, und sagte bereits 2013 der SZ: „Für mich ist diese Fläche – wenn sich dort Windkraftanlagen realisieren lassen – prädestiniert.“

Daran dürfte sich eigentlich nichts geändert haben. Eine kommunal verwaltete Stiftung erscheint weiterhin als idealer Vertragspartner. Ein Verkauf kommt zwar kaum in Betracht, da das Waldstück das Grundstockvermögen der Nikolaistiftung darstellt. Einem Erbbaurechtsvertrag könnte die Stiftungsaufsicht bei der Regierung von Oberbayern aber zustimmen. Die Stadt Dorfen und ihre Gremien, die die Stiftung verwalten, wären sicher die Letzten, die dazu Nein sagen würden.

Christian Pröbst hat vor einem Jahr entnervt seinen Geschäftsführerposten gekündigt

In der EVE sind lauter kommunale Vertreter aktiv, da lässt sich doch leicht miteinander sprechen. Zu Vorbereitung für konkrete Projekte wäre jetzt der ideale Zeitpunkt. Doch bei der EVE sieht man das nicht so. Für derlei Aktivitäten sei es noch zu früh, sagt Georg Nagler, die Ausweisung der Windkraftflächen durch den Planungsverband dauere ja noch an. Der Moosinninger Bürgermeister ist seit vergangenem Dezember einer der drei EVE-Geschäftsführer, neben Christopher Ruthner, Geschäftsführer der Stadtwerke Erding, und Matthias Huber, Abteilungsleiter im Landratsamt.

Georg Nagler ist der Nachfolger von Christian Pröbst, Bürgermeister von Wartenberg, der schon vor fast einem Jahr entnervt seinen EVE-Geschäftsführer-Nebenjob gekündigt hatte, nachdem eine geplante Windkraftanlage in seiner Gemeinde bei einem Bürgerentscheid abgelehnt worden war.

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