Süddeutsche Zeitung

Erding:Ende der Kreidezeit

Die weiterführenden Schulen müssen Abschied von den Tafeln nehmen: Die CSU will innerhalb von zwei Jahren jedes Klassenzimmer mit digitalen Multimedia-Whiteboards ausstatten

Thomas Daller

- Die CSU will alle Schulen in Trägerschaft des Landkreises nun mit Siebenmeilenstiefeln ins Multimedia-Zeitalter führen. Im kommenden Jahr sollen alle Klassenzimmer der Realschulen und Gymnasien mit Whiteboards ausgestattet werden. 2014 sollen alle anderen kreiseigenen Schulen die gleiche Ausstattung erhalten. "Wir investieren 3,5 Millionen Euro", sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) bei einem Pressegespräch des CSU-Arbeitskreises Schule, Bildung und Sport. "Eine Riesensumme."

Bei den Whiteboards, auch Smartboards genannt, handelt es sich um elektronische Tafeln, die an Computer angeschlossen sind. Das Tafelbild kann beispielsweise gespeichert und in nachfolgenden Unterrichtsstunden wiederverwendet werden. Darüber hinaus können verschiedenste Medien wie Grafiken oder Filme in das Tafelbild eingebettet werden, ohne dass dazu ein weiteres Gerät notwendig ist. Viele Schulbuchverlage bieten mittlerweile auf das Whiteboard zugeschnittene Arbeitsmaterialien an.

Bayerstorfer kündigte bei dem Gespräch weiter an, dass man nun den Erweiterungsbau des Gymnasiums Dorfen anpacken werde; auch im Hinblick auf die Ganztagsbeschulung. "Ich gehe von einer Hausnummer von vier bis fünf Millionen aus." Er erinnerte daran, dass der Landkreis Erding vor einem Jahr bei der bundesweiten Bertelsmann-Studie zur Qualität der Bildung unter 440 Landkreisen und kreisfreien Städten unter den zehn besten gelandet sei. Bei dieser Studie seien die Realschule in Oberding und die geplante Fachakademie für Gesundheitsberufe noch gar nicht berücksichtigt gewesen. Dennoch wolle man sich keinesfalls auf den Lorbeeren ausruhen, "Bildung wird weiterhin den höchsten Stellenwert in der Landkreispolitik haben", sagte Bayerstorfer.

Der CSU-Landtagsabgeordnete Jakob Schwimmer erläuterte, der Freistaat werde sich mit Zuschüssen an der Umstellung auf Whiteboards in den Klassenzimmern beteiligen. Bei Neubauten von Schulen fördere man die Anschaffung dieser digitalen Medien bereits mit 50 Prozent. "Wir sind dran, die Förderung auch beim Bestand zu machen", sagte Schwimmer. Allerdings werde es eine Untergrenze bei der Investitionssumme geben, eine Bagatellgrenze.

Bayerstorfer ergänzte, die große Umstellung auf Whiteboards sei zwar für 2013 und 2014 geplant, tatsächlich werde man aber noch in diesem Jahr damit beginnen; finanziert aus Haushaltsresten. "Es gibt viel zu tun: Da muss sich das gesamte Lehrerkollegium umstellen." Die CSU-Fraktion habe bereits Zustimmung signalisiert; bei Bildungsthemen ist auch mit dem Einverständnis anderer Fraktionen zu rechnen: "Damit können wir richtig klotzen, was die multimediale Ausstattung an den Schulen betrifft." Der ehemalige Schulamtsleiter Georg Mittermaier (CSU) betonte außerdem, dass diese neuen Geräte energetisch weit günstiger seien als die noch weit verbreiteten Overhead-Projektoren mit ihrem "riesigen Energiebedarf".

Im Rahmen dieses Schulgesprächs kündigte der Landrat außerdem an, dass nun auch die Realisierung der Fachakademie für Gesundheitsberufe in greifbare Nähe rücke. "Der Standort unmittelbar am Kreiskrankenhaus steht fest, weil die Schüler die meiste Zeit auf Station sein werden. Noch nicht festgelegt ist die Art des Bauens. Wir wollen Räumlichkeiten schaffen für rund fünf Millionen Euro. Aber wer Bauträger ist und wer Investor, ist noch nicht entschieden."

Jakob Schwimmer wies darauf hin, dass diese Bildungszentren auch im Sinne der heimischen Wirtschaft seien: So habe der Landkreis mit dem Gastrozentrum reagiert, als die touristische Nachfrage in der Region angezogen habe. Mit der Fachakademie für Gesundheitsberufe komme man dem steigenden Bedarf im Kliniksektor nach. "Über Arbeitsplätze und Steuern kommen diese Investitionen wieder zurück."

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Quelle:
SZ vom 26.10.2012
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