Süddeutsche Zeitung

Erding:Ein zwingendes Argument?

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Der FTO-Ausbau wird auch mit mehr Verkehrssicherheit begründet - Kritiker halten dagegen, man müsse sofort etwas tun

Von Florian Tempel, Erding

Den geplanten Ausbau der Flughafentangente Ost (FTO) finden viele gut, andere finden das entsetzlich. Im Erdinger Stadtrat sind zum Beispiel CSU, SPD und Freie Wähler seit vielen Jahren ganz klar dafür. Das 2021 gegründete Erdinger Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen ist hingegen total dagegen. Dem Bündnis gehören die Kreisgruppe von Bund Naturschutz (BN), Landesbund für Vogelschutz (LBV) und Verkehrsclub Deutschland (VCD) sowie die Bio-Genossenschaft Tagwerk an, außerdem Privatpersonen wie der Landwirt Jakob Maier, der nebenbei Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands ist. Unterstützer des Bündnisses sind die Erdinger Grünen und die ÖDP.

"Fridays for Future" (FFF) unterstützt das Bündnis hingegen nicht, obwohl der Ausbau einer Straße zu einer Quasi-Autobahn ein Projekt sein müsste, das die jungen Leute eigentlich konsequent ablehnen. Dass "Fridays for Future" nicht die Position des Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen unterstützt, liegt vor allem an einem Grund, erklärt Gabriele Betzmeir, die BN-Kreisvorsitzende. "Die haben wegen der Sicherheitsargumentation große Bedenken." Denn die FTO ist, so wie sie aktuell ist, eine gefährliche Straße, auf der es immer wieder schwere Unfälle gibt.

Die "Verbesserung der Verkehrssicherheit" ist einer der "zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses", der den Ausbau der FTO erforderliche mache, steht in den Unterlagen für die Planfeststellung. Untermauert wird das mit Zahlen: "Im Zeitraum vom 1. Januar 2000 bis 31. Dezember 2020 ereigneten sich insgesamt 115 Unfälle. Bei neun Unfällen kamen dabei insgesamt neun Personen ums Leben. Bei 23 Unfällen wurden 42 Personen schwer und bei weiteren 83 Unfällen 156 Personen leicht verletzt." Ohne den Ausbau werde es "zu einem weiteren Anstieg des Unfallgeschehens kommen". Eine langfristige Verbesserung der Verkehrssicherheit könne nicht "ohne zusätzliche Fahrstreifen erreicht werden".

Auch beim Erdinger Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen hat man sich mit dem Thema Unfälle auf der FTO auseinandergesetzt. Albert Schreiber, Kreisvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland, sieht den Verweis auf mehr Verkehrssicherheit als vergiftetes Argument. Der Ausbau der FTO werde erst in einigen Jahren mehr Sicherheit bringen. Man müsse aber jetzt Unfälle vermeiden. Dazu sollten "kleine Lösungen, die man schnell machen kann" realisiert werden. Das fange mit einer konsequenten doppelten Trennungslinie in der Fahrbahnmitte an. Man sollte auch die relativ kurzen Einfädelstreifen an den Auffahrten verlängert, wo es zu vergleichsweise vielen Unfällen komme. Wolfgang Fritz, Grünen-Kreisrat und Initiator des Bündnisses, sagt: "Warum reduziert man das Tempo nicht, warum gibt es nicht mehr Überholverbotschilder?" Das wäre doch alles Dinge, die und ohne viel Aufwand umsetzten könnte. Auch Gabriele Betzmeir ist der Ansicht, dass es sicher Möglichkeiten gebe, die Verkehrssicherheit schneller und einfacher zu erhöhen, als durch einen autobahnähnlichen Ausbau. Wenn nur das wirkungsvoll wäre, "müsste man sehr viele andere Straße auch so ausbauen".

Gegen den vierspurigen Ausbau der FTO kann jeder noch bis Montag, 31. Januar, bei der Regierung von Oberbayern sowie bei den Gemeinden Oberding und Marzling Einwendungen gegen den FTO-Ausbau einreichen. Eine Mustereinwendung gibt es auf www.erding.bund-naturschutz.de.

Im bereits dreispurig ausgebauten Bereich der FTO kam es am Mittwoch zu einem Zusammenstoß zweier Fahrzeugen. Laut Polizeiangabe kollidierten kurz vor der Anschlussstelle Erding-Mitte zwei Autos, als der Fahrer des einen Wagen den andere überholen wollte. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand.

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Quelle:
SZ vom 14.01.2022
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