Süddeutsche Zeitung

Erding:Ein neuer Stadtteil entsteht

Erding plant Wohnen, Gewerbe, Freizeit und ökologische Ausgleichsflächen auf dem Fliegerhorstareal. ZUnächst aber muss sich die Stadt die Planungshoheit sichern.

Antonia Steiger

Der erste Schritt für die Entwicklung Erdings auf dem Fliegerhorstareal ist getan. Zwar ist der Aufstellungsbeschluss des Stadtrates vom Donnerstagabend vor allem formal von Bedeutung, um der Stadt die Planungshoheit für das Gelände zu sichern, das jetzt noch im Besitz der Bundesrepublik Deutschland ist. Inhaltlich zeigt der Vorentwurf bereits deutlich auf, in welche Richtung es gehen könnte: Erding schafft Platz für mehrere Tausend neue Einwohner, für Gewerbe, Freizeit und Umweltschutz.

Die 380 Hektar große Fläche wird in Süd-Nord-Richtung in Streifen aufgeteilt, so sieht es der Vorentwurf vor, den die Stadträte sowohl im Ganzen als auch im Detail einstimmig absegneten. Im Süden könnte Wohnbebauung entstehen, die sich an den Ortsteil Williamsville anschließt und diesen ergänzt. Der nächste Streifen in Richtung Norden sieht derzeit einen üppigen Grünzug vor, der sowohl bestehende Sportanlagen als auch alten Baumbestand umfasst.

Es folgt Raum für Gewerbe mit einem Schwerpunkt auf Forschung, Technologie und Bildung. Viele Ideen haben die Planer auch schon für das Sondergebiet Freizeit und Erholung gesammelt, das sich im Norden an das Gewerbe anschließt: Möglich seien BMX-Bahnen, Bouldern, ein Rodelhügel und anderes. Der nördlichste Teil des heutigen Fliegerhorstes soll Ausgleichsflächen fürs Ökokonto vorbehalten sein - ein guter Plan angesichts der zahlreichen Tierarten, die sich auf diesen jahrzehntelang nur extensiv genutzten Wiesen finden lassen. Die Landschaftsplaner des in Erding bereits gut bekannten Büro Narr, Rist, Türk haben bereits Untersuchungen angestellt.

Mit diesem ersten Entwurf dokumentiert die Stadt Erding ihren Willen für eine maßvolle Weiterentwicklung. Der Münchner Rechtsanwalt Nikolaus Birkl erklärte den Stadträten, warum dies im jetzigen Moment so wichtig ist: Noch ist unbekannt, wann welche Flächen des Bundeswehrgeländes vom Verteidigungsministerium freigegeben werden. Passiert dies, wird die Bima (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) jedoch versuchen, diese Flächen zu vermarkten. Nur wenn zu diesem Zeitpunkt die Stadt Erding ihren stadtplanerischen Willen bereits bekundet hat, kann sie sicher gehen, dass die Bima nicht an einen Investor verkauft, der dann ohne Mitspracherecht der Stadt die Flächen nutzt - für Gewerbe, Wohnblöcke oder Lagerhallen, die die Stadt an dieser Stelle vielleicht gar nicht haben möchte.

Mit dem Aufstellungsbeschluss von Donnerstag sei dieser Schritt geschehen und der Wille in Worte gefasst, sagte Birkl. Dafür reiche nicht irgendein "Wischiwaschi"; klare Ziele seien vonnöten. Dies bedeute aber nicht, dass die planerischen Vorgaben des Vorentwurf nicht noch verändert werden dürften. "Es ist der Beginn des Verfahrens. Und es wäre schlimm, wenn am Anfang schon bekannt sein müsste, was am Ende herauskommt", erklärte Birkl.

Die Stadt sucht eine gute Zusammenarbeit mit der Bima, erste Gespräche seien bereits gelaufen, sagte Bürgermeister Max Gotz (CSU). Denn er habe die Bima nicht vor vollendete Tatsachen stellen wollen mit dem Beschluss vom Donnerstag. Das Konzept sei "nicht von vornherein auf Widerstand gestoßen", sagte Birkl, dessen Kanzlei seinen Aussagen zufolge bereits über viel Erfahrung mit Konversionen und mit der Zusammenarbeit mit der Bima verfügt. Es dürfe jedoch nicht vergessen werden, dass es Aufgabe der Bima sei, die Flächen optimal zu verwerten. Eine sinnvolle und stadtverträgliche Nutzung sei dagegen das Bestreben der Kommune.

Vertreter des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum erläuterte den Politikern Studien, denen zufolge Erding bis 2025 um 8600 Einwohner wachsen würde, wenn die Entwicklung sich fortsetzen würde wie bisher. Sie sagten vorher, dass Erding sich als Zentrum weiter profilieren und im Vergleich zum restlichen Landkreis mehr Arbeitsplätze schaffen werde. Heute gibt es in der Stadt 11800 Arbeitsplätze. Es könnten 6500 mehr werden bis 2025 mit einem immer stärkeren Schwerpunkt in der Dienstleistung. Wie die Fläche am Fliegerhorst im Detail zu nutzen sein könnte, darüber will Gotz mit dem Stadtrat im Frühherbst in einer Klausursitzung beraten.

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Quelle:
SZ vom 09.07.2012
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