Erding:Ein lohnenswerter Kampf

Erding: Ein gern gesehener Gast ist Ernst Grube am Anne-Frank-Gymnasium. Zuletzt sprach er im Juli dieses Jahres dort mit Schülern.

Ein gern gesehener Gast ist Ernst Grube am Anne-Frank-Gymnasium. Zuletzt sprach er im Juli dieses Jahres dort mit Schülern.

(Foto: Renate Schmidt)

Demokratie muss vorgelebt, Geschichte darf nicht vergessen werden: Ernst Grube lobt Anne-Frank-Botschafter

Von Denis Pscheidl, Erding

Der Zeitzeuge Ernst Grube hat in einer Podiumsdiskussion an die Bevölkerung appelliert, Demokratie aktiv vorzuleben und für unsere demokratischen Werte und Rechte zu kämpfen. Gemeinsam mit den Anne-Frank-Botschafterinnen des Erdinger Gymnasiums und ihrer Lehrerin Birgit Schiwietz sprach er über pädagogische Kernaufgaben, um Demokratie zu stärken. Außerdem mahnte er dazu, die Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und für Demokratie zu kämpfen. Die Veranstaltung der Brücke Erding fand in der VHS Erding statt.

Die Moderatorin der Podiumsdiskussion und Vorstand der Brücke Erding, Angelika Felixberger, eröffnete mit der Frage, wie Demokratie nicht nur im Bewusstsein der Bürger verankert werden könne, sondern auch im täglichen Leben. Der Fokus auf Wahlen alle paar Jahre helfe dabei laut Grube nicht weiter. Er sieht die Zivilgesellschaft in der Verantwortung. Demokratie müsse im Alltag gelebt werden. "Wir müssen lernen, Positionen und Prinzipien aufzubauen und diese auch zu verteidigen", mahnte Grube. Ihm gehe es nicht nur um den Terror in den Konzentrationslagern, sondern vor allem die Ausgrenzung, die Juden im täglichen Leben von allen Seiten erfahren haben. So lasse sich auch ein Bezug zur heutigen Zeit herstellen. "Laut einer Studie des jüdischen Weltkongresses verfügen ein Viertel der Deutschen über antisemitisches Gedankengut", sagte Grube, "Die Ablehnung von anderen Menschen ist allgegenwärtig."

Grube hat diese Ablehnung im Nationalsozialismus am eigenen Leib erfahren. "Die Geschichte darf nicht in Vergessenheit geraten. Wir müssen wissen, was geschehen ist, und uns damit auseinandersetzen", sagte Grube. Hier kommen die Anne-Frank-Botschafterinnen ins Spiel. Maelle Locoge, Noemi Schaaf, Anna Kaspar und Jana Schwarz wollen jüngere Mitschüler über die Taten des Nationalsozialismus aufklären. Vor allem wollen sie anderen Schülern vermitteln, wie die Ereignisse von damals auf heute übertragen werden können.

"Es ist großartig, dass es diesen Arbeitskreis gibt", findet Grube. Es sei wichtig, dass die Schulen sich einsetzen und jedes Jahr neue Schüler an das Thema heranführen. Es ginge aber nicht nur um die Schüler, sondern vor allem auch um die Eltern. Es könne nicht allein Aufgabe der Schulen sein, Bewusstsein zu schaffen, sagte Grube. Reinhard Egger, Geschäftsführer des Kreisjugendrings, sieht das ähnlich: "Die Schule allein eignet sich Aufgrund der hierarchischen Organisationsstruktur schlecht dafür, Demokratie vorzuleben." Dies könne vor allem in Vereinen gelingen. "An den Schulen müssen Demokratie und Mitsprache mehr gefördert werden", stimmte Schiwietz zu. Die freiberufliche Psychologin Andrea Hecht plädierte dafür, die demokratische Bildung bereits im Kindergarten zu etablieren und bis in die oberen Jahrgangsstufen durchzuziehen.

"Wir befinden uns in einer begrüßenswerten Situation, aber das Grundgesetz wurde uns nicht geschenkt. Wir müssen für unsere Demokratie kämpfen", appellierte Grube an die Zuhörer. Mit der AfD sitze eine Partei in allen Landtagen, die die Schrecken des Nationalsozialismus ablehne und als Vogelschiss abtue. "In ihrer Politik zeigt sich eine Ideologie der Ungleichheit", sagte Grube. Hierzu sollte in den Schulen mehr Stellung bezogen werden. Die Fridays for Future seien laut Grube ein klarer Beweis dafür, wie wichtig politisches Handeln ist und dass es sich lohne, für seine Überzeugungen einzustehen.

Ernst Grube wurde 1932 in München geboren. Seine Mutter war Jüdin und sein Vater Kommunist. Aus diesem Grund mussten sie 1938 ihr Haus verlassen. Grube und seine Geschwister kamen in ein jüdisches Kinderheim und wurden 1945 zusammen mit der Mutter ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Die Befreiung des Lagers durch die Rote Armee rettete ihnen das Leben. Grube ist Präsident der Lagergemeinschaft Dachau, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung bayerischer Gedenkstätten und Kovorsitzender des Fördervereins für internationale Begegnung.

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