Erding:Ein Heim für Wastl

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Angesichts einer Flut herrenloser Katzen und Hunde beschließt der Tierschutzverein Erding den Bau eines Tierheims. Bisher waren die Tiere in Privathäusern untergebracht.

Matthias Vogel

363 herrenlose Katzen sind bei den drei privaten Auffangstationen des Landkreises im vergangenen Jahr registriert worden, dazu 98 "Fundhunde" und 38 "Abgabehunde". "So viele wie nie zuvor", sagte die Vorsitzende Christa Manschek im Saal des Gasthofs "Adlberger" am Donnerstag. Die Kapazitäten seien erschöpft, "es geht einfach nicht mehr".

Weil es im Landkreis immer mehr herrenlose Tiere gibt, soll nun ein Tierheim gebaut werden. (Foto: Mode/F1online)

Der Meinung waren auch die etwa 40 anwesenden Mitglieder des Tierschutzvereins Erding. Einstimmig beschlossen sie eine Kreditaufnahme von 600.000 Euro für den Bau eines Tierheims auf einem vereinseigenen Grundstück in Kirchasch.

Die Weichen sind damit gestellt, jetzt müssen nur noch alle Gemeinden des Landkreises die Erhöhung der Fundtierpauschale von bislang 15 auf 60 Cent pro Einwohner und Jahr abnicken. Denn nur mit diesen Mehreinnahmen und zusätzlichen Spenden seien die jährlichen Personalkosten in Höhe von etwa 80.000 Euro zu decken, sagte Schatzmeisterin Marlene Mayer. Steht das Tierheim, sollen ein gelernter Tierpfleger, eine Teilzeitkraft, eine Aushilfe und vielleicht ein "Ein-Euro-Jobber" eingestellt werden.

Die Betreuung ausgesetzter oder abgegebener Haustiere ist eine kommunale Aufgabe. Der Tierschutzverein übernimmt sie, dafür erhält er von den Gemeinden die Pauschale. Die privaten Auffangstationen sind aber überlastet - nicht erst seit gestern. Und was klingt wie überfüllte Zwinger, die auf Grundstücken großzügiger Mitglieder provisorisch zusammengeschustert wurden, sind tatsächlich die Privathäuser von Manschek und ihrer beiden Stellvertreterinnen Gabi Eibl und Ilse Jehl.

"Gabi macht das seit 16 Jahren, Ilse seit 18 und bei mir werden es demnächst 20. Es reicht", sagte Manschek. Die Tiere kämen meist in völlig verwahrlostem Zustand zu ihnen ins Haus und mit ihnen Flöhe, Läuse und Pilzkrankheiten, von denen einige sich sogar auf den Menschen übertragen können. "Das belastet das familiäre Leben ungemein", sagte die Vorsitzende. "Bis zum Bau des Tierheims machen wir noch weiter, danach ist Schluss."

Tierheim kostet 220.00 Euro im Jahr

1.080.000 Euro wird der Fertigbau kosten, inklusive Technik, Außenanlagen, Inneneinrichtung, Nebenkosten und Erschließung. Den Kredit gewähren die Gemeinden des Landkreises, "das ist einmalig in Bayern", sagte Mayer. Seinen Rücklagen entnimmt der Verein 351.000 Euro, aus der Rückerstattung der Umsatzsteuer seien außerdem 89.000, aus Spenden 30.000 Euro zu erwarten. Den jährlichen Unterhalt des Tierheims schätze man auf 220.000 Euro. "Bislang müssen wir 140.000 Euro aufwenden, das Plus resultiert aus den Personalkosten", erklärte Mayer.

Bislang haben sechs der insgesamt 26 Landkreisgemeinden der Erhöhung der Pauschale noch nicht zugestimmt. Fraunbergs Rathauschef Hans Wiesmaier (CSU) sei wie Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) ein engagierter Fürsprecher der Baumaßnahme, so Manschek. Der Kreisvorsitzende im Bayerischen Gemeindetag habe versprochen, nach dem Beschluss der Kreditaufnahme den Druck auf betreffende Gemeinden zu erhöhen.

"Er denkt, das sei auf die Reihe zu kriegen", sagte Manschek. Sind alle Kommunen an Bord, kann mit dem Bau begonnen werden. "Die Bauzeit beträgt dann wohl ein Jahr", schätzte Manschek.

© SZ vom 16.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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