Erding:Ein Förderverein für Heilig Blut

Stadt und Pfarrei halten am Donnerstag eine Pressekonferenz im maroden Barockbau ab. Vor bröselnden Stuckwänden und auf rissigen Platten kündigen OB Gotz und Pfarrer Garmaier die Vereinsgründung an. Das Projekt soll ein Signal setzen und die Sanierung finanziell unterstützen

Von Regina Bluhme, Erding

Der Wallfahrtskirche Heilig Blut steht das Wasser bis zum Hals. Das Erdinger Gotteshaus droht immer weiter in den schlecht tragenden Untergrund zu versinken. Schon seit fast vier Jahren ist die Kirche für die Öffentlichkeit gesperrt, niemand darf das Innere betreten. Am Donnerstag wurde eine Ausnahme gemacht. Oberbürgermeister Max Gotz, Stadtpfarrer Martin Garmaier und Kirchenpfleger Günther Adelsberger hielten im Gebäude eine Pressekonferenz ab und informierten über ein gemeinsames Projekt: Sie wollen einen Förderverein für Heilig Blut gründen, um die millionenschwere Sanierung zu unterstützen. Am 15. Dezember wird der Verein aus der Taufe gehoben.

Erding: Zum Einbringen der Betonpfähle müssen später die Kirchenbänke weichen.

Zum Einbringen der Betonpfähle müssen später die Kirchenbänke weichen.

(Foto: Renate Schmidt)

Es sieht nicht gut aus für Heilig Blut: Gleich am Eingang links ist ein Stück vom Fuß der Säule abgebrochen. Über die barocke Stuckdecke, die schon länger mit Netzen verhängt ist, zieht sich ein meterlanger Riss. "Und schauen Sie: die Empore mit der Orgel hängt an einer Seite", sagte Günther Adelsberger und zeigte nach oben. Für den Eigentümer stelle die Sanierung "gewiss eine gewagte Herausforderung" dar, räumte Gotz ein. Schließlich habe die Diözese "an die 7000 solcher Liegenschaften". Aber Heilig Blut sei wirklich etwas Besonders: "Ein herausragendes Barockjuwel von maßgeblicher Bedeutung." Und eine beliebte Hochzeitskirche noch dazu. Von 15 Millionen Euro Sanierungskosten hat die Diözese München-Freising vor wenigen Wochen gesprochen. Gotz befürchtet sogar noch eine höhere Summe. Der Förderverein für Heilig Blut will die Diözese finanziell unterstützen, betonte Gotz. Ziel sei es, Spenden zu sammeln, Sponsoren zu werben und Fördermöglichkeiten auszuloten.

Erding: Beim Presseterminin Heilig Blut: Kirchenpfleger Günther Adelsberger, OB Max Gotz, Stadtpfarrer Martin Garmaier und Architekt Markus Heilmaier.

Beim Presseterminin Heilig Blut: Kirchenpfleger Günther Adelsberger, OB Max Gotz, Stadtpfarrer Martin Garmaier und Architekt Markus Heilmaier.

(Foto: Renate Schmidt)

Pfarrer Martin Garmaier verwies darauf, dass in Heilig Blut zuvor regelmäßig gut besuchte Gottesdienste, auch Schulgottesdienste der benachbarten Realschule gefeiert worden sind. Die Sanierung sei aufwendig, die Kosten verschlingen fast ein Drittel des Diözesanetats, so Garmaier. Deswegen sei es wichtig, dass mit dem Förderverein das Signal ausgehe: "Wir machen alles, was möglich ist, um München zu unterstützen". Wie bei dem Termin zu erfahren war, gibt es allerdings von Seiten der Diözese noch keinerlei schriftliche Zusagen, was den Umfang der Arbeiten und den Zeitrahmen betrifft. "Wir warten darauf", sagte Architekt Markus Heilmaier.

Erding: Grund zur Sorge: Die Empore hat sich verschoben.

Grund zur Sorge: Die Empore hat sich verschoben.

(Foto: Renate Schmidt)

Auch die Stadt Erding werde das Projekt finanziell unterstützen, sagte OB Max Gotz auf Nachfrage. "So wie bei anderen Kirchensanierungen in Erding auch." Günther Adelsberger sagte, dass die Diözese aufgrund der hohen Kostensumme wohl auch Sondermittel zur Verfügung stellen werde. Deshalb sei es wichtig sei, ein Zeichen zu setzen, "dass die Erdinger Bürger ihre Kirche retten wollen". Je mehr sich in dem neuen Förderverein engagierten, um so besser. "Ich wünsche mir keine 20 Mitglieder, ich wünsche mir zehn Mal so viele", so Adelsberger. Für den Vorstand stellen sich die drei Initiatoren zur Verfügung, zudem soll der Verein ein Kuratorium erhalten, berufen von Mitgliedern und dem Vorstand. Aufgabe der Kuratoren werde sein, sich aktiv um das Spendensammeln zu kümmern, entsprechende Aktionen vorzubereiten und Sponsoren zu werden, vor allem sollen sie als Multiplikatoren wirken, so Gotz.

Architekt Markus Heilmaier erklärte, wie die Sanierung erfolgen soll. Als erster Schritt wird Anfang nächsten Jahres der gesamte Innenraum eingerüstet. Dann soll der Dachstuhl saniert und neugedeckt werden. Der dritte und wichtigste Schritt ist dann die sogenannte Nachgründung: Dabei werden mithilfe von Bohrungen Betonpfähle mehrer Meter bis in den tragenden Boden gegossen. Diese Betoninjektionen seien "technisch sehr aufwendig" und auch für das 1675 errichtete Gebäude nicht ohne Risiko. Am 30. Dezember kommt der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx zu den Sternsingern nach Erding. Dann können die Erdinger gleich den Förderverein präsentieren, hofft Gotz. "Wir zeigen dem Erzbischof, dass wir wirklich alles tun, um die Kirche zu entlasten".

Die Gründungsversammlung für den Förderverein Wallfahrtskirche Heilig Blut findet am Sonntag, 15. Dezember, um 11.30 Uhr im Johanneshaus an der Kirchgasse statt

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