Erding/Dorfen:Rettung per Schlauchboot

Das Sturmtief vom Montag lässt Bäume umstürzen und Keller volllaufen. Viele Straßen werden überflutet. Ein 42-jähriger Autofahrer ignoriert die Straßensperrung bei Oberdorfen. Das kommt ihn jetzt teuer zu stehen

Von Regina Bluhme, Erding/Dorfen

Jede Menge umgestürzter Bäume, überflutete Straßen, zum Glück keine Verletzten, eher geringe Sachschäden, eine Rettungsaktion per Schlauchboot und eine lahmgelegte S 2: So lautet die Bilanz für den Landkreis Erding nach der Sturmnacht von Montag auf Dienstag. Relativ spektakulär klingt dabei ein Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Dorfen. Die Helfer mussten am Montag gegen 17.20 Uhr per Schlauchboot ausrücken, um drei Personen, darunter ein Kind, aus einem von Fluten eingeschlossenen Auto bei Oberdorfen zu befreien. Der Fahrer hatte die Sperrung der Straße ignoriert.

Die Regenböen, die von Montag auf Dienstag über den Landkreis hinweg fegten, ließen an einigen Stellen rasch große Seen entstehen. Die Feuerwehren sperrten die kritischen Strecken und doch hielten sich manche Autofahrer einfach nicht daran. Wie der 42-jährige Autofahrer aus Dorfen, der gegen 17.15 Uhr mit seinem Auto auf der Straße von Oberdorfen in Richtung Lappach unterwegs war. Zu diesem Zeitpunkt war die Straße überflutet und für den Durchgangsverkehr gesperrt. Der Fahrer überschätzte offensichtlich die Fähigkeiten seines geländegängigen Modells und versuchte, die unter Wasser stehende Straße zu überqueren. Dann saß er in den Fluten fest. Wie Kreisbrandmeister Rudolf Hohenadl informierte, musste die Feuerwehr mit einem Schlauchboot anrücken und die Insassen retten: Der 42-Jährige und seine zwei Familienangehörigen, darunter ein Kind, wurden durch die Autofenster in Sicherheit gebracht und dem Rettungsdienst übergeben. Verletzt wurde niemand, einen gehörigen Schrecken werden die drei womöglich doch bekommen haben, denn laut Hohenadl saßen sie vor dem Eintreffen der Helfer eine längere Zeit in dem Auto fest.

Baum in der Oberleitung

Arbeiter beseitigten am Dienstag die Reste eines in die Oberleitung gefallenen Baumes auf der Strecke zwischen Markt Schwaben und Erding. Der Baum war auf Höhe von Sankt Koloman in die Stromleitung gestürzt und hatte die S-2-Strecke den ganzen Tag lahmgelegt.

(Foto: Stephan Goerlich)

Diese Fahrt kommt den 42-Jährigen teuer zu stehen. Laut dem Pressebericht der Polizei Dorfen wurde der Geländewagen von einem Abschleppdienst aus dem Wasser gezogen und abtransportiert. Der Sachschaden beträgt circa 50 000 Euro. Die Bergungskosten der Feuerwehren Dorfen und Zeilhofen sowie der Wasserwacht Erding werden dem Verursacher wohl in Rechnung gestellt, da es sich hier um grobe Fahrlässigkeit handelte, teilt die Polizei weiter mit.

Laut Rudolf Hohenadl passiert es immer wieder, dass Autofahrer in gesperrte, überflutete Straßen einfahren. Das war am Dienstag zum Beispiel auch auf der Eittinger Straße zwischen Eichenkofen und Eitting zu beobachten. Auch hier war die Strecke überflutet und doch ignorierten immer wieder Autofahrer die Sperrung.

Weitere Einsätze der Feuerwehr Dorfen galten vor allem Bäumen, die auf Straßen gefallen waren, unter anderem bei Lappach. An der Zöpfstraße war ein Baum auf ein Haus gestürzt. Verletzt wurde zum Glück niemand. Außerdem mussten im Dorfener Stadtgebiet noch zwei überschwemmte Keller ausgepumpt werden.

Im Bereich der Freiwilligen Feuerwehr Erding ging der erste Alarm um 5.47 Uhr ein: In der Innenstadt hatte ein Baum an der Münchner Straße mehrere große Äste verloren, die auf die Straße und den Gehweg gefallen waren und dabei gleich noch die Beleuchtung einer Straßenlaterne mitgerissen hatten, wie der Erdinger Einsatzleiter Manfred Kordick informiert. Des weiteren musste in den frühen Morgenstunden an der Freisinger Straße ein Bauzaun mit Werbebanner wieder aufgerichtet werden und an der Ecke Gießerei Straße und Gartenweg wurde zwischen 7 und 8.30 Uhr ein Baum, der Gehweg und Parkplatz versperrte, entfernt. Manfred Kordick hatte auch die Bäche in Augenschein genommen, sie seien angeschwollen, aber akut gehe keine Gefahr aus, sagte er. Die Freiwilligen der Feuerwehr in Altenerding mussten ebenfalls wegen umgestürzter Bäume ausrücken. Kreisbrandinspektor Lorenz Huber spricht von insgesamt 20 bis 30 Einsätzen. "Für das, was angekündigt war, ist der Landkreis relativ glimpflich davon gekommen", so sein Fazit.

Ueberflutung

Durch den starken Regen der vergangenen Stunden war die Eittinger Straße zwischen Eitting und Eichenkofen überflutet und für den Verkehr gesperrt.

(Foto: Stephan Goerlich)

Am Flughafen München kam es am Dienstag wegen des Sturmtiefs kurz vor 6 Uhr zu einem halbstündigen Abfertigungstop. Nach Angaben von Pressesprecherin Kathrin Stangl wurden 25 Flüge annulliert. Dies habe aber nicht nur am Münchner Wind gelegen, sondern auch am schlechten Wetter an einigen Zielorten.

Die Erdinger S-Bahn-Pendler kamen ebenfalls nicht ungeschoren davon. Zwischen Erding und Markt Schwaben war auf Höhe Sankt Koloman ein Baum in die Oberleitung gefallen. Der MVV organisierte einen Schienenersatzverkehr mit Taxis und Bussen. Die Strecke blieb bis in die Abendstunden gesperrt.

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