Maikundgebungen im Landkreis:Solidarisch versammelt

Die vorgezogene Maikundgebung in Erding fällt ins Wasser, in Dorfen kommen zehnmal so viele Menschen.

Von Florian Tempel, Erding/Dorfen

Maikundgebungen sind keine Selbstläufer und nicht unbedingt Publikumsmagneten. In Erding aber fiel die Veranstaltung, die bereits am Freitagnachmittag auf dem Schrannenplatz anberaumt war, richtig ins Wasser. Er regnete heftig, ein Banner mit der Aufschrift "Solidarität ist stärker" wurde mehrmals umgeweht und es waren nur etwa ein Dutzend Unentwegte erschienen. Die Erdinger SPD-Co-Vorsitzende Melanie Schäfer freute sich "über jeden einzelnen" und versprach, im kommenden Jahr eine 1.-Mai-Veranstaltung "irgendwo drinnen". Erdings Zweite Bürgermeisterin Petra Bauernfeind (FW) sprach ein kurzes Grußwort und eine Erzieherin schilderte den angespannten Alltag in Kitas, der Streiks, "die ärgerlich sind, aber weh tun müssen", notwendig gemacht haben. Hauptredner war dann der bayerische DGB-Chef Bernhard Stiedl, der eine Kundgebung bei so miesem Wetter "noch nie erlebt hatte". Er forderte "eine Umverteilung von Reichtum", eine Stärkung der Tarifbindung, indem die öffentliche Hand keine Aufträge mehr an tariffreie Firmen erteilen sollte, einen "solidarischen Neuaufbau der Alterssicherung" sowie ein Ende des "Profitwahns" im Gesundheitsbereich.

In Dorfen war am Montag viel besseres Wetter und es kamen zehnmal so viele Menschen wie in Erding. In Dorfen wird das Ganze von einem großen Bündnis mehrerer Gruppen organisiert. Zum Auftakt sprach Hans Elas, Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie der Dorfener AG International, über "Krieg, Aufrüstung und die sozialen Folgen". Elas sagte, der Angriffskrieg Russlands sei "ein Verbrechen", sagte aber auch, "es ist dringend an der Zeit, dass wir aus der Kriegslogik und der Rüstungsspirale ausbrechen".

Stefan Brandhuber von der AG International hatte "Micha aus München" vom dortigen Offenen Antikapitalistischen Klimatreffen eingeladen, der für einen "Generalstreik fürs Klima" plädierte. Die GEW-Kreisvorsitzende Heidi Oberhofer-Franz und die Schulpsychologin Tatiana Hemberger kritisierten "die Bildungsungerechtigkeit", die sich in vielen Aspekten zeige. Insbesondere forderten sie Verbesserungen in Kitas, denn "schlechte Arbeitsbedingung bedeuten schlechte Lernbedingungen".

Schorsch Wiesmaier von der Geschichtswerkstatt Dorfen sprach über Zwangsarbeit während der NS-Zeit bei der Firma Meindl. Seppo Schmid von der Dorfener Baugenossenschaft in Gründung sagte, "uns gibt es noch, ihr hört im Lauf des Jahres mehr von uns". Als letzter Redner forderte Franz Leutner von der Flüchtlingshilfe Dorfen, "wir brauchen so etwas wie ein Sondervermögen für Soziales und Integration", beklagte "Kaltherzigkeit als politisches Programm" und endet mit der Feststellung, "wir haben keine Flüchtlingskrise, wir haben eine Krise der Menschlichkeit."

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