Reicht es, oder reicht es nicht? Dem Freistaat Bayern steht morgen eine spannende Wahl bevor: Erlangt die CSU nach fünf Jahren Koalition mit der FDP die absolute Mehrheit? Oder verhindern das jene vermeintlichen 58 Prozent der Bayern, die laut ZDF-Politbarometer von vorvergangener Woche eine Alleinregierung der Christsozialen "schlecht" fänden? Knapp wird es auch für die FDP: Ob sie am Sonntag die Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in den Landtag nimmt, ist Umfragen zufolge unsicher.
Im Landkreis Erding darf am morgigen Sonntag ungefähr ein Prozent der stimmberechtigten Bayern zur Land- und Bezirkstagswahl gehen. Insgesamt 95 334 Erdinger sind laut Landratsamt bei der Landtagswahl stimmberechtigt, bei der Bezirkstagswahl liege die Zahl etwas höher. 139 Wahllokale haben im Landkreis von 8 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. 1663 Wahlhelfer unterstützen am Sonntag die Landtagswahl, bei der Bezirkstagswahl sind es laut Landratsamt 1512.
Außer über die Sitzverteilung im Maximilianeum und im Bezirkstag Oberbayerns können Wahlberechtigte dieses Jahr auch über fünf Plebiszite zu Änderungen der Landesverfassung entscheiden. Der Politikbetrieb hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung. Bei der Landtagswahl 2008 hatten 55 684 Erdinger ihre Stimme abgegeben, was 61,5 Prozent der Wahlberechtigten entsprach. Nur in etwa einem Fünftel der bayerischen Landkreise gingen prozentual mehr Bürger zu den Wahlurnen. Vor fünf Jahren erhielt die CSU im Landkreis mit 42,3 Prozent deutlich weniger Stimmen als bei den vorangegangenen Landtagswahlen. Davon profitierten 2008 vor allem die Freien Wähler: Sie kamen auf 18,3 Prozent der Stimmen. Die Grünen erzielten 10,0, die FDP 7,7 Prozent. Die SPD kam im Landkreis dagegen nicht sonderlich gut an: 13,1 Prozent der Erdinger wählten sie. Besonders viele Stimmenprozente bei den Zweitstimmen bekam die CSU 2008 in den Gemeinden Fraunberg (54,08) und Sankt Wolfgang (54,2), die Sozialdemokraten schnitten noch am besten in Wörth (16,40), Moosinning (15,37) und Finsing (15,01) ab. In manchen Gemeinden machten ihnen die Grünen Konkurrenz, so etwa in Dorfen (15,37) und Wörth (16,40). Die Hochburgen der Freien Wähler lagen dagegen unter anderem in Berglern (31,87), Isen (35,49) und Buch am Buchrain (26,04). Laut Wahlanalysen straften in Berglern viele Wähler die CSU wegen des geplanten Baus der dritten Startbahn am Münchner Flughafen ab, in Isen und Buch am Buchrain für den geplanten Bau der A94.
Auch 2013 drehte sich der Wahlkampf um Flughafenausbau und Autobahn. Außerdem stritten die Parteien um den S-Bahn-Ringschluss, den Austritt aus der Planungsregion München und hohe Mieten in der Region. Bei überregionalen Themen könnte Erding mit einigem Glück morgen besonders großes Mitspracherecht erhalten: Bis zu vier Erdinger Politiker könnten in den Landtag einziehen. Neben Ulrike Scharf (CSU), die voraussichtlich das Direktmandat ergattern wird, könnten auch die Erdinger Direktkandidaten Helga Stieglmeier (Die Grünen), Elif Cindik-Herbrüggen (SPD) und vielleicht Rainer Mehringer (Freie Wähler) über ihren Listenplatz in Oberbayern in den Landtag einziehen. Nur geringe Chancen haben vermutlich die Direktkandidaten der anderen Parteien: Rupert Lanzinger (FDP), Walter Koppe (Die Linke), Stephan Treffler (ÖDP) Martin Huber (REP), Johann Wagner (BP) und Anna Lang (Piraten).
Damit die Wahl reibungslos verläuft, besuchen zwei Teams des Landratsamtes tagsüber mehrere Wahllokale. Von 18 Uhr an beginnt die Auszählung, im Laufe des Abends werden die Ergebnisse auf der Homepage des Landratsamtes veröffentlicht. Anders als in Freising wird das Landratsamt aber nicht die Türen für die Öffentlichkeit öffnen, um die ersten Hochrechnungen bekannt zu geben.