Erding:Die Volkshochschule zeigt Präsenz

Erding: Knapp tausend Kurse bietet die VHS in Herbst und Winter an. Sehr viel für die besondere Situation, findet Geschäftsführer Claus Lüdenbach.

Knapp tausend Kurse bietet die VHS in Herbst und Winter an. Sehr viel für die besondere Situation, findet Geschäftsführer Claus Lüdenbach.

(Foto: Renate Schmidt)

Das Online-Angebot wird ausgebaut, aber die Teilnehmer sollen kommen können, wann immer es geht

Von Antonia Steiger

Mut zur Veränderung und zur Erneuerung ist vorhanden: Die Volkshochschule Erding (VHS) startet unter neuen Bedingungen ins kommende Halbjahr und passt sich an. Viele Kurse können online besucht werden, außerdem ist das Programmheft deutlich schmaler geworden. Es erscheint jedoch in einer Auflage von knapp 50 000 und soll jeden Haushalt im Landkreis erreichen. Diese Broschüre ist als Aufforderung zu verstehen, sich online mit dem Angebot auseinanderzusetzen, das die VHS Erding auch in schwierigen Zeiten ihren Kunden präsentiert, wie Geschäftsführer Claus Lüdenbach bei einer Pressekonferenz sagte. Im Mittelpunkt stünden die Stammkunden, denen man sagen wolle: "Es gibt uns noch."

Der Lockdown hat auch die VHS hart getroffen. Schon sehr bald habe er mit dem Vorstand des Zweckverbandes Volkshochschule, dem alle Kommunen im Landkreis angehören, entschieden, Teilnehmergebühren für Kurse zurückzuzahlen. Tausende Buchungen wurden in wenigen Wochen getätigt. Die nächste Herausforderung war, das noch laufende Semester zu einem runden Abschluss zu bringen, gleichzeitig musste das neue Semester geplant werden - wobei die Bedingungen, unter denen ein VHS-Betrieb künftig möglich sein könnte, noch nicht bekannt waren. Jetzt startet die Einrichtung mit Zuversicht, einem um ein Fünftel gekürzten Kursangebot und einem Hygienekonzept in das Herbst- und Winterhalbjahr. Und mit kleineren Kursen.

Sprachen werden ausschließlich in Kleingruppen gelehrt, auch die Zumba-, Fitness- und Yoga-Kurse werden kleiner. Klein sind auch die Gruppen in der Schülerförderung, aber das waren sie schon immer. Mehr als fünf Kinder sitzen dort nie zusammen. Knappere Kapazitäten hat auch die Abteilung Deutschkurse von Cornelia Scheitza. Sie bietet trotzdem mehr als siebzig Kurse und Prüfungen auf allen Niveaustufen an, aber sie sieht vor allem für die Teilnehmer der Kurse auf niedrigem Niveau Probleme. Dort seien nicht immer die nötigen Voraussetzungen für Online-Kurse vorhanden, sagte sie.

Vieles gehe durchaus online, sagt auch Eleni Lehner, die die Sprachen verantwortet, von denen einige wie Polnisch und Tschechisch aus dem Programm geflogen sind: In einigen Kursen gibt es nun einen Mix aus Online und Präsenzveranstaltungen. Aber ganz ohne den Unterricht im Klassenzimmer geht es dann doch nicht. Eine Erfahrung haben alle gemacht: In dem Moment, in dem Präsenzveranstaltungen wieder möglich waren, wollten die Teilnehmer wieder kommen. Das gilt auch für die Schülerförderung, wie Jürgen Ettenauer sagte: Die Erfahrungen der Schüler mit Online-Unterricht seien unterschiedlich und hingen vom Engagement und den Voraussetzungen bei Schulen und Lehrern ab.

Lief es in der Schule gut, waren die Schüler auch an der VHS für Online-Unterricht zu haben. Lief es nicht gut, lehnten die Schüler das verständlicherweise auch an der VHS ab. Tatsächlich lebe der Förderunterricht stark von der Atmosphäre, sagte er. "Es gibt keine Druckbetankung. Die Schüler werden dort abgeholt, wo sie stehen." Und das geht eigentlich nur, wenn Lehrer und Schüler sich begegnen. Eine Befragung hat demnach ergeben, dass Online-Unterricht nur dort akzeptiert werde, wo er nicht zu umgehen ist.

Mehr als hundert Kurse gibt es im Bereich Fitness und Gesundheit, den Regina Biedenkopf leitet. Ihr Bereich ist besonders betroffen von den Obergrenzen bei der Teilnehmerzahl, dafür gibt es erstmals reine Online-Kurse. Ganz wegfallen müssen noch Kochkurse und solche für Aquafitness. Auch die zentrale kulturelle Veranstaltung und die Tüftlerwerkstatt finden in diesem Winter nicht statt.

Dass Krisen auch Chancen eröffnen, zeigt der Bereich, den der Geschäftsführer Lüdenbach verantwortet: die Livestreams der VHS Erding in Kooperation mit der VHS München, an die sich mittlerweile 200 weitere Volkshochschulen angeschlossen haben. Mehr sollen es im Moment nicht werden, sagt Lüdenbach; er müsse mittlerweile schon Einrichtungen abweisen. Lüdenbach lädt hochkarätige Referenten ein, die in Erding Vorträge halten. Sie werden live gestreamt, und wessen VHS den Link bei der VHS Erding eingekauft hat, der darf zuschauen. Am 21. September wird aus der Pinakothek gestreamt, wenn die Hauptkonservatorin Corinna Thierolf über Joseph Beuys spricht. Am Freitag, 2. Oktober, redet Jörg Hacker, ehemaliger Präsident des Robert-Koch-Instituts, über Pandemien. In diesem Herbst startet auch eine Kooperation mit der Süddeutschen Zeitung. Schon am Dienstag, 29. September, spricht der USA-Korrespondent Hubert Wetzel über "Die USA vor der Wahl - und am Abgrund?" Wer sich zum Vortrag anmeldet, erhält einen kostenlosen Link, mit dem er von Zuhause aus den Livestream verfolgen kann. Weil Teilnehmer auch Fragen stellen dürfen, soll bei 200 Volkshochschulen Schluss sein. Sonst wird es unübersichtlich.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: