Erding:Die Sempt wird grundüberholt

Erding: Wenn die schweren Geräte für eine Bachauskehr kommen, ist es erst einmal vorbei mit der Ruhe. Doch die Wasserqualität würde gewinnen, darüber freuen sich auch Schwäne.

Wenn die schweren Geräte für eine Bachauskehr kommen, ist es erst einmal vorbei mit der Ruhe. Doch die Wasserqualität würde gewinnen, darüber freuen sich auch Schwäne.

(Foto: Renate Schmidt)

Mit einem Maßnahmebündel will der Umweltreferent der Stadt Erding das Fließgewässer ökologisch aufwerten. Dazu zählen Strömungshilfen und eine Bachauskehr. Auch der Fehlbach soll bald struktur- und artenreicher werden

Von Antonia Steiger, Erding

Die Sempt in Erding ist eigentlich kein Fließgewässer mehr. Das Wasser staut sich dort, der Boden ist verkrustet, die natürliche Dynamik ist verloren gegangen und die Artenvielfalt lässt zu wünschen übrig. Diese Diagnose stellt der Umweltreferent der Stadt Erding, der CSU-Stadtrat Thomas Schreder. Beim Frühschoppen des CSU-Ortsverbandes am Sonntag stellte er ein Maßnahmenbündel vor, das von einer Bachauskehr bis zu Strömungshilfen reicht und mit dessen Hilfe Sempt und Fehlbach ökologisch aufgewertet werden könnten. Er hat seine Ideen auch schon mit dem Wasserwirtschaftsamt Freising besprochen und sei auf offene Ohren gestoßen, wie er sagte. Auch dort brächen nun Verkrustungen auf.

Vom Kies ist nichts mehr zu sehen.

Dass die Sempt ökologisch in einem nicht zufriedenstellenden Zustand sei, das wisse man auch beim Wasserwirtschaftsamt Freising, sagte Schreder. Die Wasserqualität werde dort genau beobachtet, eine angestrebte Verbesserung sei noch nicht erreicht. Neu ist indes, dass diese Behörde nun einer Bachauskehr zuzustimmen bereit ist. "Der gesunde Menschenverstand hat obsiegt", so lautet Schreders Urteil. Bachauskehren habe es früher regelmäßig gegeben, die letzte liegt aber Jahrzehnte zurück. Seitdem haben sich Sedimente am Boden des Flussbettes gebildet, von einem Kiesboden ist nichts mehr zu sehen. Erstmals seit vielen Jahren, sagte Schreder, habe das Wasserwirtschaftsamt einer so genannten sanften Bachauskehr zugestimmt. Dabei bleibt eine Restmenge des Wassers im Flussbett, sie bietet Lebewesen, die nicht gefangen werden könnten, eine Rückzugsmöglichkeit. Möglich wäre die Bachauskehr flussabwärts hinter dem Stadtwehr, weil von dort aus das Wasser in den Fehlbach umgeleitet werden könnte.

Aber auch flussaufwärts soll etwas passieren. Schon in einer der nächsten Stadtratssitzungen präsentiert die Verwaltung dem Stadtrat ihre Vorschläge für den zweiten Schritt der Stadtparksanierung. Und wenn dort am südlichen Ufer der Sempt gearbeitet wird, soll auch gleich in der Sempt sauber gemacht werden. Angelagerte Sedimente sollen ausgehoben und nahe dem Bach abgelagert werden. Dort können sie trocknen, auf etwaige Schadstoffe hin überprüft werden und können anschließend eventuell auf Felder ausgebracht werden - woher die Ablagerungen ja auch kommen. Warum gibt es überhaupt so viele Ablagerungen in der Sempt? Das fragten sich einige beim Frühschoppen der CSU. Schreder nannte drei Gründe: die intensivere Landwirtschaft, die häufigeren Starkregenereignisse und die Tatsache, dass Bachauskehren nicht mehr gemacht werden.

Die Fischtreppe am Stadtwehr kommt erst in fünf bis zehn Jahren.

Wenn in der Sempt wieder Sand und Kies zum Vorschein kommen, könnten kieslaichenden Fische wie Forellen und Äschen in der Sempt wieder heimisch werden. Dazu wären aber auch Aufstiegshilfen an den Wehren nötig, und auch sie sind bereits in Planung. An der Freisinger Brücke, an der vor wenigen Tagen die Arbeiten für einen fast kompletten Neubau begonnen haben, wird nur eine kleine Fischtreppe benötigt, weil die Tiere nur einen Höhenunterschied von einem Meter überwinden müssen, um ungehindert durch das Gewässer wandern zu können. Stattliche vier Meter sind es dagegen am Stadtwehr. Erst in fünf bis zehn Jahren werden laut Schreder dort die Arbeiten für eine Fischtreppen beginnen, die bis zu 900 000 Euro kosten soll. Die Maßnahme ist alternativlos: Aufgrund der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie müssen alle Gewässer bis 2027 durchgängig für alle Lebewesen sein.

Nach dem Stadtwehr soll auch der Fehlbach aufgewertet werden. Das Wasserwirtschaftsamt möchte laut Schreder "Strömungsstörer" in das Gewässer einbauen. Sie sorgen für Zirkulation, der monoton fließende Fehlbach würde dadurch lebhafter, struktur- und artenreicher. Unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten erhöhten die Artenvielfalt eines Gewässers "dramatisch", sagte er.

Die Erdinger schätzen ihre Sempt und ihren Fehlbach, gerade dort, wo sie nahe an die Gewässer herankommen wie zum Beispiel in bereits sanierten Bereichen des Stadtparkes. Dass aber nicht alle mit der Natur sorgsam umgehen, darauf wies Schreder ebenso hin: Auch in diesem Jahr wurde beim Ramadama viel Unrat aus dem Wasser und aus den Uferbereichen geholt: Flaschen, Räder, Schuhe und sogar gefüllte Hundekottüten. Ihm fehle dafür jedes Verständnis, sagte Schreder.

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