Erding:Die Frauen-Offensive

Die Hälfte der acht SPD-Kandidaten, die Bürgermeister werden wollen, ist weiblich. Wo ein Amtsinhaber das Feld räumt, ist das Rennen um die Nachfolge offen

Von Alexandra Meier

Vier Bürgermeisterinnen gibt es schon jetzt im Landkreis - drei von der CSU und eine von den ebenso konservativen Freien Wählern. Pamela Kruppa aus Moosinning, Cornelia Vogelfänger aus Pastetten, Gerlinde Sigl aus Lengdorf, alle CSU, und Ursula Eibl aus Steinkirchen (Freie Wähler) haben es vorgemacht. Nun möchte auch die SPD in diese Kategorie vorstoßen und schickt vier Kandidatinnen ins Rennen. Michaela Meister aus Dorfen, Nicole Schley aus Ottenhofen, Gertrud Eichinger aus Finsing und Ursula Dieckmann aus Wörth verfügen alle über einige Erfahrung in der Kommunalpolitik und sitzen in diversen politischen Gremien. Schley und Dieckmann bewerben sich um Bürgermeisterämter, die frei werden, Meister und Eichinger treten gegen Amtsinhaber an.

Die SPD greift in acht von 26 Gemeinden im Landkreis Erding nach der Macht, die Hälfte dieser Bewerber sind Frauen. Für Meister, Eichinger, Dieckmann und Schley sind die Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) und Max Kressirer (Wählergruppe Eicherloh-Finsingermoos) sowie die Kandidaten Thomas Gneißl (Überparteiliche Wählergemeinschaft) und Klaus Stadler (CSU) nicht Gegner oder Rivalen, sondern "Mitbewerber um das Bürgermeisteramt", wie sie bei einem Pressegespräch sagen. Drei SPD-Kandidatinnen streben große Veränderungen an, wie sie sagen, nur eine nicht: Ulla Dieckmann aus Wörth will den einzigen SPD-Bürgermeister im Landkreis, Rudolf Borgo, im Amt beerben. Sie sagt, es laufe gut in Wörth. Die Gemeinde sei schuldenfrei, die Bürger beteiligten sich am öffentlichen Leben. Eine Bürgerwerkstatt entwickelte die Idee eines Gemeindehauses, die sie als Bürgermeisterin weiterführen möchte.

"Ich kann auf Rudi Borgos Arbeit aufbauen", sagt Dieckmann. Sie sieht große Herausforderungen auf Wörth zukommen: "Der Verkehr in Hörlkofen nimmt immer mehr zu. Da müssen wir genau überlegen, wie wir das am sinnvollsten lösen können." Dieckmann setzt auf "Schiene vor Straße", wie sie sagt, sie möchte den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs fördern. Es sind keine typischen Frauenthemen, mit denen die SPD-Kandidatinnen in den Wahlkampf gezogen sind. Ihnen allen sind Familie und Bildung wichtig, das hört man heraus, aber sie schrecken nicht vor den härteren Themen zurück. Michaela Meister will, dass sich in Dorfen grundsätzlich etwas ändert, sie will "eine andere Politik machen als momentan". Sie habe es satt, sagt sie, dass die SPD ständig als Verhinderer in Sachen Wachstum und Ausweisung von Baugebieten gelte und trete für "langsames Wachstum" ein. "Ob man in Dorfen fünfzig Wohneinheiten im Jahr mehr oder weniger schafft, das wirkt sich auf die Wohnsituation und die Preise im Großraum München nicht aus, wohl aber auf die Struktur unserer Stadt", sagt sie.

Auch für die Finsingerin Gertrud Eichinger ist Wohnen ein wichtiges Thema. Sie fordert mehr Mut zur Kreativität, will auch querdenken. Genossenschaftlicher Bau statt vieler Doppelhaushälften könnte eine Lösung sein, meint sie: "Das kommt dem Bürger zu Gute, weil es billiger wird, es kommt dem Flächenverbrauch zu Gute und der Energie auch." Eichinger fordert wie Meister einen amtierenden Bürgermeister heraus und will ebenfalls die Politik innerhalb der Gemeinde ändern. "Mehr Themen in die öffentlichen Sitzungen bringen, damit die Bürger zeitnah davon erfahren", das ist eines ihrer Hauptziele. Sie ist Kommunikationsdesignerin von Beruf und will "neue Wege der Kommunikation" nutzen und die Bürger mehr mit einbinden und beteiligen, kündigt sie an.

Den Bürger mitnehmen, hat sich auch Nicole Schley auf die Fahnen geschrieben. In Ottenhofen "haben viele im Moment keinen Zugang zur Politik", sagt sie. In Ottenhofen räumt der CSU-Bürgermeiste Ernst Egner das Feld, das Rennen ist völlig offen. Schley kann auf die Unterstützung der Freien Wähler bauen. Sie sagt, sie habe die Erfahrung gemacht, dass "Menschen verstehen, wenn man es ihnen erklärt". Aber dazu müsse man auf sie zugehen und nicht an ihnen vorbei arbeiten. Sie sieht großen Bedarf an kleinen, seniorengerechten und barrierefreien Wohnungen. Schley schwebt ein Mehrgenerationenhaus im Ortszentrum vor, in dem außer Senioren eine Krippe Platz findet. Außerdem brauche Ottenhofen wieder einen Arzt vor Ort.

Die vier SPD-Frauen haben mit "Speed-Kandi-Dating", Hausbesuchen und Lebkuchenherzen um die Wähler geworben. Damit stehen sie ihren männlichen Mitbewerbern in Sachen Kreativität in nichts nach: Die Männer verteilen Papiertaschentücher, rote Rosen und Schokoherzen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: