Süddeutsche Zeitung

Erding:Deutliches Signal nach München

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Parteiübergreifend unterstützen Bundes- und Landtagsabgeordnete die Forderung der Stadt Erding nach einer Untertunnelung des Bahnübergangs Haager Straße. Innenminister Joachim Herrmann zeigt sich gesprächsbereit

Von Antonia Steiger, Erding

Die Stadt Erding und ihr OB Max Gotz (CSU) sind ihrem Ziel ein Stück näher gekommen, die Gleise an der Haager Straße beim Bau des S-Bahn-Ringschlusses unter der Erde verschwinden zu lassen. Noch vor der Kundgebung am Freitag unter dem Motto "Kein Ringschluss ohne Tunnel" versandte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) eine Pressemitteilung, derzufolge die Planungen für das 650 Meter lange Stück Tunnel beginnen könnten, falls die Finanzierung möglich erscheint. Und auch für einen Finanzierungsvorschlag zeigte sich Herrmann aufgeschlossen: Erding könnte die frei werdenden Flächen beim Bahnhof übernehmen und verwerten und im Gegenzug die Kosten für den Tunnel tragen.

Gotz wirbt schon seit Jahren für diese Strategie: Wenn die S-Bahn auf ihrem Weg vom neuen Erdinger Bahnhof auf dem Fliegerhorstgelände Richtung Altenerding nicht schon nach der Dorfener Straße an die Oberfläche stößt, sondern bis hinter die Haager Straße im Untergrund bleibt, dann ergäben sich ganz andere Möglichkeiten, die Flächen des jetzigen Bahnhofs zu verwerten. Seit ebenso vielen Jahren fordert Gotz, die Vermarktungserlöse in die Finanzierung des Tunnels einfließen zu lassen. Dazu bedarf es nun aber einer Sonderfinanzierung, wie auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer am Freitag sagte: Der Tunnel ist verkehrstechnisch nicht erforderlich, deswegen kann seine Finanzierung nicht Teil des Erdinger Ringschlusses sein. Seit Freitag ist nun bekannt, dass auch das Innenministerium, wo Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die Verantwortung für Straßen- und Schienenbau gebündelt hat, diese Bezahlvariante für den Tunnel für denkbar hält.

Erdings OB Max Gotz nimmt alle Abgeordneten in die Pflicht.

Besondere Erwartungen haben Politik und Bürger jedoch an Ulrike Scharf.

Als Umweltministerin hat Scharf nämlich einen direkten Draht zu Ministerpräsident Seehofer.

Herrmann beklagte zwar, dass Erding und die Deutsche Bahn Fragen zur Finanzierung des Tunnels noch nicht beantwortet hätten. Dennoch stellte er in Aussicht, dass man sich noch im Oktober wieder treffen könne. Er stellte der Stadt Erding dazu auch noch in Aussicht, dass sie für die Gestaltung der Oberflächen Geld aus der Städtebauförderung haben könnte.

Kosten in Höhe von 40 Millionen Euro haben Planer 2008 für das 650 Meter lange Stück von der Dorfener Straße bis zur Haager Straße errechnet. Dazu kämen wohl noch ein einmaliger Ablösebetrag von zehn Millionen Euro für den dauerhaften Unterhalt des Tunnels, den Herrmann erstmals zumindest öffentlich am Freitag erwähnte.

Vertreter aller relevanter Parteien im Landtag waren am Freitagabend in Erding, dazu die beiden Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz (CSU) und Ewald Schurer (SPD) und die bayerische Umweltministerin und Erdinger CSU-Landtagsabgeordnete Ulrike Scharf. Auch sie versicherte den Erdingern und OB Gotz, dass sie an ihrer Seite stehe. Es brauche für den Tunnel jedoch ein Finanzierungskonzept, "das nicht ohne die Bahn geht". Das "starke Auftreten der Erdinger" strahle jedoch bis ins Kabinett aus. Scharf habe von allen Anwesenden ja den heißtesten Draht zum Ministerpräsidenten, sagte die SPD-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher. Sie möge Seehofer nicht nur an sein oft zitiertes Versprechen von den Sondermitteln, die für Sonderlasten erforderlich seien, erinnern. Sie möge ihm auch dabei behilflich sein, dieses Versprechen umzusetzen. Aus einem zwei Wochen zurückliegenden Gespräch mit Seehofer wusste Lenz zu berichten, dass der Ministerpräsident "noch weiß, was er gesagt hat".

Zu Anfang der Kundgebung hatten erst Winfried Busch als Vertreter der Bürgerinitiative Tunnel Erding und Gotz die Dringlichkeit ihrer Forderung betont. Erding wolle mitgestalten und nicht verhindern, sagte Gotz. Die Stadt stelle sich der Herausforderung durch den Zuzug. "Erding lässt sich aber auch nicht einfach überfahren." Von den Abgeordneten forderte er mehr als nur zu beteuern, man wolle das Beste. "Das reicht uns nicht."

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SZ vom 26.09.2015
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