Erding - Der Weg zum Abitur über die Fach- oder die Berufsoberschule (FOS/BOS) erfreut sich bei jungen Menschen im Landkreis Erding weiterhin großer Beliebtheit. Nach den Anmeldungszahlen werden im kommenden Schuljahr 920 Schülerinnen und Schüler die FOS/BOS besuchen. Das sind zwar genau so viele wie im laufenden Jahr. Dennoch wird es wieder "zwei bis drei Klassen mehr geben", sagt Schulleiter Gottfried Wengel, da die neuen Schüler ihre Schwerpunkte und Zweige sehr differenziert gewählt haben. Für den Schulleiter ist das nichts Ungewöhnliches: "Das ändert sich eigentlich immer wieder einmal. Mal haben wir zum Beispiel in der Technik mehr, dann wieder nicht. Ein bisschen unergründlich, aber für uns kein Problem."
Den größten Zuwachs verzeichnet Wengel für das kommende Schuljahr im Bereich der Wirtschaftsklassen. In der elften Jahrgangsstufe der FOS wird es sechs Klassen, in der zwölften fünf Klassen geben. Im sozialen Zweig sind es insgesamt neun FOS-Klassen und bei den Technikern plant Wengel derzeit mit jeweils vier Klassen in den beiden Jahrgangsstufen. Hinzu kommen die BOS-Vorklasse, drei 13. Klassen sowie an der BOS drei Wirtschafts- und zwei Technik-Klassen. Gerade die BOS-Wirtschaftsklassen sind in diesem Schuljahr "brechend voll", sagt Wengel, so dass man hier eine zusätzliche Klasse schaffen will. Alles in allem werden an der FOS/BOS im kommenden Jahr 37 Klassen unterrichten werden. "Wir sind voll, aber nicht überfüllt", sagt Wengel.
Für das kommende Schuljahr hat die Schule nach zusätzlichen Räumen gesucht. So werden erneut zwei Klassen im Gastrozentrum der gleich nebenan gelegenen Berufsschule untergebracht. Auch für mehr Lehrer hat sich Wengel eingesetzt und entsprechende Stellen beantragt: "Da müssen wir jetzt abwarten, was wir genehmigt bekommen", sagt er und ist zuversichtlich, "weil im Moment gerade viele junge Lehrer fertig werden."
Die Berufliche Oberschule in Erding ist ein Erfolgsmodell. In den ersten zehn Jahren ihres Bestehens hat sich die Schülerzahl fast versechsfacht. 2003 begann der Betrieb mit 160 Schüler. Vor drei Jahren wurde erstmals die Marke von 800 Schülern gesprengt - für so viele ist das Schulgebäude eigentlich ausgelegt. Die FOS/BOS ist der einzige weiterführende Schultyp, bei dem die Schülerzahlen in den vergangenen Jahren gestiegen sind. An den Gymnasien, Realschulen und den Mittelschulen geht die Zahl der Schüler hingegen langsam, aber stetig zurück.
Die Möglichkeit, die Hochschulreife über FOS und BOS zu erwerben, sei immer mehr zu einer zweiten Säule neben dem Gymnasium geworden, sagt Wengel. Für viele Eltern sei es jetzt leichter, ihr Kind auf eine Realschule zu schicken, weil sie wissen, dass damit der Weg zum Abitur keinesfalls verbaut ist. "Die FOS dockt genau dort an, wo die Realschulen aufhören." Und für diejenigen, die nach der Mittleren Reife erst einmal genug von Schule und Lernen haben, biete die BOS "die optimale Möglichkeit nach einer Ausbildung noch einmal zurück zu kommen." Das System ist flexibler geworden, sagt Wengel: "Und das ist gut so."
2013 haben etwa 500 junge Frauen und Männer an der Beruflichen Oberschule Erding ihr Abitur abgelegt. Mit ähnlichen Zahlen rechnet Wengel auch für diese Runde und für die kommenden Jahre. Als Grund nennt er die starken Jahrgänge, die sich derzeit in den oberen Klassen der Realschulen befinden. An der FOS werden aber nicht nur Schüler unterrichtet, die zuvor eine Realschule oder den M-Zweig einer Mittelschule besucht haben, sondern auch Schüler, die das Gymnasium verlassen haben. Wer nach zwei Jahren das Fachabitur mit einem Notendurchschnitt von 2,8 oder besser abschließt, kann die 13. Klasse dranhängen und das allgemeine Abitur machen. Die FOS/BOS Erding bietet drei verschiedene Zweige an: Sozialwesen, Wirtschaft und Technik. Wobei sich erfahrungsgemäß die meisten Schüler für Soziales oder Wirtschaft entscheiden.