Erding:CSU holt Direktmandat mit 55,4 Prozent

Andreas Lenz zieht für den Wahlkreis Ebersberg-Erding in den Bundestag ein. SPD-Kandidat Ewald Schurer kann seinen Sitz über die Landesliste behaupten

Von Thomas Daller

Erding: Besser als vor vier Jahren: Der bisherige CSU-Abgeordnete Max Lehmer (links) scheint das gute Wahlergebnis noch gar nicht so recht fassen zu können. Erdings OB Max Gotz (rechts) gratuliert dem neuen CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz zu seinem Direktmandat.

Besser als vor vier Jahren: Der bisherige CSU-Abgeordnete Max Lehmer (links) scheint das gute Wahlergebnis noch gar nicht so recht fassen zu können. Erdings OB Max Gotz (rechts) gratuliert dem neuen CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz zu seinem Direktmandat.

Mit 55,4 Prozent der abgegebenen Stimmen hat der 32-jährige CSU-Kandidat Andreas Lenz das Direktmandat für den Wahlkreis Ebersberg-Erding gewonnen. Ewald Schurer, der für die SPD im Wahlkreis angetreten ist, hat zwar im Vergleich dazu nur rund 19,11 Prozent geholt, hat es aber aufgrund seines siebten Platzes auf der Landesliste seiner Partei wieder geschafft, seinen Sitz im Bundestag zu behaupten.

Deutliche Verluste mussten die Kandidaten der Grünen und der FDP hinnehmen: Stefan Kisters, der bereits vor vier Jahren für die Grünen angetreten ist, sank von 12,7 Prozent im Jahr 2009 auf 7,98 Prozent der Erststimmen. Noch deutlicher waren die enttäuschten Wählererwartungen bei der FDP: Nachdem Thomas Fickenwirth 2009 noch 11,9 Prozent der Erststimmen für die Liberalen geholt hatte, konnte sein Nachfolger Frank Hansen nur noch 2,19 Prozent erzielen. Die Wahlbeteiligung lag bei 75,33 Prozent und somit um 1,71 Prozentpunkte über der der Bundestagswahl 2009.

Bei den Zweitstimmen hat die CSU im Vergleich zu 2009 insgesamt 5,56 Prozent hinzugewonnen, die Alternative für Deutschland (AfD), die erstmals angetreten ist, holte 5,15 Prozent im Wahlkreis, die SPD gewann 4,15 Prozent hinzu und die Grünen verloren 3,16 Prozent ihrer Zweitstimmen. Die FDP rauschte auch bei den Zweitstimmen geradezu in den Keller: 2009 hatten sie noch 14,75 Prozent geholt, nun fielen sie auf 5,13 Prozent. Zwei Drittel ihrer vormaligen Wähler haben sich im Wahlkreis von den Liberalen abgewendet. Erdings stellvertretender Bürgermeister Ludwig Kirmair (CSU) war vor allem vom guten Abschneiden der AfD überrascht: "Das ist der Hammer. Die haben doch nur eine Aussage. Die sind doch vollkommen überbewertet."

Der bundesweite Trend eines Regierungsbildungsauftrags an die Unionsparteien und eines Aderlasses der FDP spiegelte sich somit auch im Wahlkreis Ebersberg-Erding deutlich wider. Nach der Auszählung von rund der Hälfte der Stimmbezirke war der CSU-Kreisvorsitzenden Martin Bayerstorfer nach eigenen Angaben vom Ergebnis überrascht: "Wir haben ein Wählerpotenzial von weit mehr als 50 Prozent. Das ist mehr als erwartet."

Der CSU-Kreisvorsitzende führt die guten Wahlergebnisse vor einer Woche bei der Landtagswahl und nun bei der Bundestagswahl vor allem auf die gute wirtschaftliche Entwicklung in Bayern und Deutschland zurück. "Hoffentlich geht es so weiter, wie es ist", fasste er die Stimmung vieler Wähler zusammen, mit denen er an Infotischen im Wahlkampf gesprochen habe. Dann lenkt ihn eine Hochrechnung im Fernsehen ab, nach der plötzlich auch eine absolute Mehrheit der Union im Bundestag drin wäre: "Und wir haben keinen Champagner da - es ist der Wahnsinn!"

Andreas Lenz, der in seinem Heimatort Frauenneuharting im Landkreis Ebersberg 78,66 Prozent geholt hat, wurde im Erdinger Landratsamt vom Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz freundlich geneckt, ob man ihn zuhause loswerden möchte. Lenz führte sein gutes Ergebnis einerseits wie Bayerstorfer auf die gute wirtschaftliche Situation zurück, andererseits auch auf die gute Arbeit der CSU auf kommunaler Ebene, auf Landesebene und im Bund. Darüber hinaus war nach seiner Wahrnehmung eines der zentralen Themen im Wahlkreis die soziale Gerechtigkeit - von der Rente bis zum Mindestlohn. Lenz wird am Dienstag zusammen mit seinem Vorgänger Max Lehmer nach Berlin fliegen.

Für den SPD-Bundestagskandidaten Ewald Schurer stand hingegen kein zentrales Thema im Mittelpunkt. Nach seiner Einschätzung ging es den Wählern neben der sozialen Gerechtigkeit auch um die Kosten der Energiewende und um den Euro und verschuldete Länder. Das Vertrauen in die soziale Kompetenz der SPD, das man wegen Hartz IV zeitweise eingebüßt habe, sei wieder größer geworden, sagte Schurer. Die SPD hat zwar wieder etwas zugelegt, dennoch war die Kreisvorsitzende Michaela Meister nicht zufrieden mit dem Ergebnis: "Es ist ein bisschen frustrierend", sagte sie am Wahlabend.

Es habe im Wahlkampf seitens der Kanzlerin kaum konkrete Aussagen gegeben, und dennoch habe man das nicht in einen größeren Wahlerfolg der SPD ummünzen können. "Die Leute wollen keine Veränderung", sagte Meister. Die SPD könne im Landkreis zwar in den beiden Städten Erding und Dorfen sowie in der Gemeinde Wörth punkten, aber in der Fläche sei man wenig erfolgreich. Schurer sagte, das "Allerletzte, was ich mir nun wünschen würde, wäre eine große Koalition - nur wenn es nicht anders möglich ist. Dann doch lieber eine starke Opposition."

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