Erding:Brandrede am Gedenkstein

Der Unmut ist groß: Betroffene Anlieger protestieren gegen die geplante Verlegung des Recyclinghofs nach Siglfing. Sie haben ganz konkrete Sorgen.

Matthias Vogel

Neu ist der Unmut der Bürgerschaft über die Verlegung des Recyclinghofs vom städtischen Bauhof in den Westen des nördlich der Stadt gelegenen Ortsteils Siglfing nicht. Seit vergangenem Freitag hat er aber eine andere Qualität. Die Bewohner der Siedlung baten Bürgermeister Max Gotz (CSU) und den Stadtrat an den Thomas-Wimmer-Gedenkstein, um ihnen die Nähe des womöglich neuen Standorts zur Wohnbebauung zu verdeutlichen. Denn die Anrainer befürchten vor allem die starke Zunahme von Lärm und Verkehr. Sie überreichten dem Rathauschef eine Petition mit 170 Unterschriften, und hoffen jetzt weiter, dass der Wertstoffhof an anderer Stelle gebaut wird.

Von einem Podium aus und via Lautsprecheranlage wollten die Bürger ihren Argumenten Nachdruck verleihen. Max Gotz sagte, ihm habe diese Art aktiver Bürgerbeteiligung durchaus gut gefallen. Was man von einigen Dingen, die da aus den Lautsprechern an sein Ohr drangen, nicht sagen konnte. "Wir mussten den Vorwurf, wir hätten das Grundstück dort ohne Ortskenntnisse und ohne Wissen von der Wirkung eines Recyclinghofes gekauft, zurückweisen", sagte Gotz. Seit 2003 werde im Stadtrat intensiv und nachweislich über die Verlegung beraten. "Das sind emotionale Dinge, die bringen uns ja nicht weiter", sagte Gotz Anfang der Woche.

Rein sachlich gesehen nehme er die Petition aber sehr ernst und werde sie sich in aller Ruhe noch einmal ansehen. Große Hoffnung auf einen anderen Standort konnte er den Siglfingern aber nicht machen. "Wir haben im Laufe der Jahre mehrere Alternativen zusammen mit dem Landkreis als Träger geprüft - keine davon ließ sich umsetzen." Noch am Donnerstag vor der Aktion sei ihm ein Grundstück zum Tausch angeboten worden, deutlich nördlicher und damit weiter von der Siedlung weg. "Dort ist kein Baurecht herzustellen", so Gotz.

Anwohnerin Birgit Jöbstl glaubt, auch der Grundstückspreis sei bei der Wahl des Standorts für die Stadt eine große Entscheidungshilfe gewesen. "Das Grundstück in Siglfing war sicher deutlich günstiger als eines im Gewerbegebiet Erding West." Dagegen Argumente zu finden, sei freilich schwierig, räumte sie ein. Mit dem Ergebnis der Aktion ist sie nur bedingt zufrieden: "Die Stadträte und der Bürgermeister haben die Verkehrszunahme schon bestätigt. Aber die Problematik für uns wurde darauf beschränkt, und das war schade." Der Lärm durch An- und Abfahrt, Leerung der Container, Einwurf von Flaschen oder durch eine Dosenpressanlage sei nicht zur Sprache gekommen, genauso wenig wie die Wertminderung der Grundstücke. Birgit und Andreas Jöbstl gehört ein Haus in der Trindlstraße, nur 86 Meter vom betreffenden Areal entfernt. "Ich hoffe, wir konnten die Stadträte überzeugen. Die Nähe sieht man auf der Karte gar nicht."

Gotz gelobte, mit den Fraktionssprechern nochmals zu diskutieren. Dennoch sei es das Ziel, möglichst bald den Aufstellungsbeschluss "mit Leben zu erfüllen" und ins Bebauungsplanverfahren einzusteigen. Denn die Situation auf dem städtischen Bauhof beim Ein- und Ausladen, etwa von Grünschnitt, sei gefährlich. "Dazu müssen die Leute zehn Stufen rauf- und runtergehen", sagte Gotz. "Und ich bin auch dafür verantwortlich, 35000 Bürgern einen funktionsfähigen Recyclinghof zu stellen, auf dem die Abläufe sicher sind."

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