Erding:Booster für die Impfkampagne

Erding: Abteilungsleiter Peter Stadick inspiziert den Bus von innen und freut sich, dass alles ganz solide aussieht.

Abteilungsleiter Peter Stadick inspiziert den Bus von innen und freut sich, dass alles ganz solide aussieht.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Nachfrage nach Corona-Schutzimpfungen ist aktuell größer als das Angebot. Die Termine im Impfzentrum und bei Ärzten sind ausgebucht. Sonderaktionen ohne Anmeldezwang und ein Impfbus sollen Abhilfe schaffen

Von Antonia Steiger und Florian Tempel, Erding

Im Landkreis Erding möchten sich mehr Menschen impfen lassen, als es derzeit möglich ist. Vor allem spontane Impfungen sind kaum möglich. Das Impfzentrum in der Haager Straße in Erding, das der Landkreis dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) anvertraut hat, sucht weiter nach Personal. Anders sei es nicht möglich, die Öffnungszeiten zu verlängern, sagten BRK-Vertreter am Dienstag bei einem Pressetermin. Es fehlen medizinische Fachangestellte und Verwaltungspersonal. Nun hat der Landkreis auch noch einen Impfbus gekauft und dem BRK übergeben, um in abgelegenen Orten Menschen zu impfen. Unterdessen haben aber auch Fachärzte wie Radiologen und Gynäkologen damit begonnen, Menschen gegen Corona zu immunisieren. Ein Angebot, das nicht durchweg gut angenommen wird.

Eine Erfolgsgeschichte sind dagegen die mobilen Teams, sagte Susanne Wohlberg, die Leiterin des BRK-Impfzentrums. Die mobilen Teams impfen bis zu hundert Menschen an einem Tag und selbst das decke den Bedarf nicht. Manchmal müsse man Menschen wieder nach Hause schicken, weil die Teams einfach auch mal Feierabend machen müssen. Wie Wohlberg sagte, ließe sich die Zahl der Impfungen steigern, wenn die Impflinge besser vorbereitet wären. Viele hätten sich noch nicht registriert, bei manchen fehlten die Unterlagen. Und das kostet Zeit. Wohlberg rät dazu, sich auf www.impfzentren.bayern.de zu registrieren, auch wenn man dort keinen der für Januar oder Februar angebotenen Termine wahrnehmen möchte. Aber wer schon registriert ist, kann schneller verarztet werden.

Die mobilen BRK-Teams impfen ohne Termine, für das feste Impfzentrum an der Haager Straße ist dies aber nicht geplant. Wohlberg betonte, dass Terminvergaben vor allem bei älteren Patienten sehr beliebt seien, weil sie dann nicht warten müssten. Die fehlenden Räume an der Haager Straße seien ein Grund, weswegen dort nur mit Termin geimpft wird: Weder wolle man die Leute in der Kälte stehen lassen noch könne man sie ins Haus bitten, weil dort zu wenig Platz ist. Doch plant das BRK auch Sonderaktionen - wie am kommenden Samstag, 4. Dezember: An der FOS/BOS Erding an der Siglfinger Straße werden zehn Impfteams von 9 bis 17 Uhr jeden impfen, der kommt.

Laut der aktuellen Meldung des Landratsamts Erding gab es am Montag 180 Corona-Neuinfektionen im Landkreis. Die meisten neuen Fälle traten in Erding (57), Dorfen (24) und Taufkirchen (23) auf. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist nach der Berechnung des Robert-Koch-Instituts auf 621,4 gesunken. Zuletzt lag sie bei 681,8. Momentan gelten 1407 Personen als infiziert. In Quarantäne befinden sich derzeit 2249 Personen. Im Klinikum Erding wurden am Montag 30 Covid-Patienten behandelt. 25 auf der Isolierstation und fünf auf der Intensivstation. Die Intensivpatienten im Alter zwischen 36 und 70 Jahre seien alle ungeimpft, teilt das Landratsamt mit.

Grundsätzlich ist es ein Grund zur Freude, dass die Nachfrage nach Impfungen wieder hoch sei, sind sich der BRK-Vorsitzende Jürgen Loher und Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) einig. Gemeinsam schaffe man ein sehr gutes Impfangebot im Landkreis, sagte Bayerstorfer. Dazu tragen auch niedergelassene Ärzte bei. Viele Hausärzte impfen zwar nur ihre eigenen Patienten, sind damit jedoch gut ausgelastet, wie sie sagen. Andere bieten Impfungen zusätzlich an.

Doch auch in den für alle offenen Arztpraxen sind die Termine fürs Impfen bis in den Januar ausgebucht. Beim Ärztekollegium Erding zum Beispiel, einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) mit acht Ärztinnen und Ärzten, steht es gleich oben auf der Startseite der Homepage: "Das Wichtigste in Kürze: Kapazitätsgrenze für Impfungen erreicht, Impftermine bis Mitte Januar restlos ausgebucht." Bei einem Anruf in der Praxis des St. Wolfganger Allgemeinmediziners Udo Hahn kam am Dienstag diese Ansage: "Aufgrund der Coronaimpfungen haben wir geschlossen." Bei Hahn ist zweimal in der Woche Impftag mit je 70 Impfungen. Doch Anmelden - wenn man durchkommt - geht nur fürs kommende Jahr. Seine Praxis ist in Sachen Impfen prinzipiell "offen für alle", sagt Hahn, er impft aber keine Jugendlichen. Auch das MVZ des Onkologen Professor Folke Schriever, das Radiologiezentrum von Thomas Görg und Niels Ockert und die Praxis der Neurologin und Schmerztherapeutin Professor Magdolna Hornyak bieten Impfungen für alle an, sind aber aktuell ebenfalls ausgebucht. Auf den ersten Blick ist es ungewöhnlich, dass Facharztpraxen in die Impfkampagne eingebunden sind. Schriever und Hornyak sind allerdings auch Teilzeit-Chefärzte am Klinikum Erding. Die Verbindung zum Kreiskrankenhaus ist auch der Grund dafür, dass die beiden Klinikum-MVZ in Erding und Taufkirchen am kommenden Wochenende Sonderimpfaktionen anbieten.

Mit dem neuen Impfbus will das BRK entlegene Ecken ohne Arztpraxis aufsuchen und Menschen finden, die sich bislang noch nicht haben impfen lassen, weil ihnen der Weg zu weit war. Er soll aber auch als niederschwelliges Angebot vor Supermärkten, Gartencenter oder auf Wochenmärkten stehen, um Impfwilligen spontan zu einer Spritze zu verhelfen. Der Landkreis hat 42 500 Euro für das Auto ausgegeben. Seinen ersten Einsatz hat er an diesem Mittwoch, 1. Dezember, von 8.30 Uhr an auf dem Parkplatz des Feneberg-Marktes im Erdinger Gewerbegebiet West. Weitere Termine sollen bekannt gegeben werden.

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