Erding:Bitterer Nachgeschmack

Erding: Ein satirischer Sketch mit deftigen Seitenhieben: Der ehemalige Rektor Wolfgang Hipper (links) trat als sanierungsbedürftiger Altbau auf.

Ein satirischer Sketch mit deftigen Seitenhieben: Der ehemalige Rektor Wolfgang Hipper (links) trat als sanierungsbedürftiger Altbau auf.

(Foto: Renate Schmidt)

Die festliche Einweihungsfeier der sanierten Grundschule Klettham hat unerwartete Folgen: Ein Theaterstück löst einen Eklat aus und das Schulamt erhält von der UWE eine Dienstaufaufsichtsbeschwerde gegen die Rektorin

Von Daniela Biehl

"Wir sind keine Spaßbremsen, aber so etwas hat in einer Schule nichts verloren", sagt Josef Hochholzer, Sprecher der Stadtratsfraktion der UWE. Was ist passiert? Bei der Feier zum Abschluss der langwierigen Sanierung der Grundschule Klettham hatten Lehrer ein kleines Theaterstück mit dem Titel "Die Grundschule Klettham und das ewige Leben" aufgeführt und damit einen Eklat ausgelöst.

UWE-Vertreter wähnten den ehemaligen UWE-Bürgermeister Karlheinz Bauernfeind verunglimpft und verließen unter Protest den Saal. Doch damit nicht genug. Die UWE hat eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Rektorin Ingeborg Bruns, als die Verantwortliche für das bittere Theaterstück, nachgelegt.

Nach der langen Sanierung des Schulgebäudes wurde am vergangenen Donnerstag die Einweihung gefeiert. In einem ausgedehnten Sketch zeichneten Lehrer und ehemalige Lehrer die Entwicklung der Schule vom maroden alten Gebäude zu einem modernen Neubau in satirischer Form nach. Der Stein des Anstoßes war ein kräftiger Seitenhieb auf den ehemaligen Bürgermeister Bauernfeind mit gleichzeitiger Lobhudelei auf seinen Nachfolger Max Gotz (CSU). Zu hören waren Sätze wie "Gott sei Dank" - oder hieß es sogar "Gotz sei Dank"? - "hat die CSU 2008 nun endlich die Bürgermeisterwahl gewonnen." Das war den UWE-Stadträten zu viel, nichts hielt sie mehr auf ihren Sitzen: "Wir gehen jetzt!" - und weg waren sie.

Politische Werbung verboten

Politische Werbung in Schulveranstaltungen sei nach dem Bayerischen Gesetz über das Erziehungs-und Unterrichtswesen verboten, sagt nun Hochholzer. Und deshalb habe die UWE eine Dienstaufsichtsbeschwerde verfasst, die sich in erster Linie gegen Rektorin Bruns richtet, aber auch gegen den im Stück mitwirkenden ehemaligen Rektor Wolfgang Hipper.

"Der Ort hat einfach nicht gepasst", findet auch der UWE- Vorsitzende Benedikt Hoigt. Ein offizielles Einweihungsfest sei schließlich keine private Weihnachtsfeier des Kollegiums, sondern eine öffentliche Veranstaltung auf einer von Steuern finanzierter Einrichtung. Die Schule sollte ein politisch neutraler Ort sein. Wahlwerbung sei dort fehl am Platz.

Bauernfeind sei ehrenrührig herabgewürdigt worden, befindet auch UWE-Stadt- und Kreisrat Rainer Mehringer. "Hier wurde eine verdiente Erdinger Persönlichkeit in unsäglicher Art beleidigt und sein Ansehen in der Öffentlichkeit massiv beschädigt", heißt es denn auch in der Dienstaufsichtsbeschwerde, die Hoigt und Hochholzer gemeinsam aufgesetzt haben. So etwas stehe verbeamteten Lehrkräften nicht zu. Bauernfeind habe während seiner Amtszeit sehr viel für die Stadt Erding getan. Seine Leistungen seien "eindeutig und klar erkennbar".

"Völlig falsches Demokratieverständnis"

Die UWE stört an der Theaterinszenierung ganz besonders, dass durch die Darstellung ein "völlig falsches Demokratieverständnis" bei den Schülern geweckt worden sei. Lehrer und auch die Rektorin seien für die Kinder Respektspersonen, zu denen sie aufsehen. "Die Kinder der Grundschule sind noch so jung, dass sie zwischen Spiel und Wirklichkeit nicht unterscheiden können", betont Mehringer.

Rektorin Ingeborg Bruns will sich zu dem Vorfall und der Beschwerde der UWE derzeit nicht äußern. Mit der Dienstaufsichtsbeschwerde muss sich aber der Leiter des Erdinger Schulamts, Hans-Rudolf Suhre, befassen. Er verwies darauf, dass er zwar schon mitten in der Bearbeitung des Falls sei und bei der Regierung von Oberbayern sowie dem Kultusministerium Stellungnahmen abgeben müsse. Doch im Augenblick wolle er nur so viel sagen, dass es sehr verschiedene Sichtweisen gebe. Seiner Ansicht nach sei das Ganze keine politische Angelegenheit gewesen: "Man hat nur versucht, zwei verschiedene Bürgermeister im Bezug auf ihr Engagement an der Grundschule Klettham gegenüberzustellen". Welche Konsequenzen die Dienstaufsichtsbeschwerde mit sich bringt, kann Suhre noch nicht sagen. Es sei die erste, die er seit seinem Amtsantritt überhaupt erhalten habe.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: