Die Stadt Erding hält etwas auf ihre Künstler. Franz Xaver Stahl (1901 bis 1977), der als Tiermaler seine größten Erfolge während der NS-Zeit hatte, hat sogar ein eigenes Museum und der verstorbene Maler, Bildhauer und Aktionskünstler Rudolf L. Reiter (1944 bis 2019) hat immerhin eine eigene Abteilung im Museum Erding. Es gibt freilich auch herbe Verluste. Das ehemalige, abgerissene Gasthaus Mayr-Wirt war auch eine unvergleichliche Ausstellungslokalität mit Gemälden von Hiasl Maier-Erding (1894 bis 1933). In diesem Jahr steht der Maler, Grafiker, Allroundkünstler Benno Hauber (1924 bis 1994) im Mittelpunkt. Mit einer Ausstellung, einem Kunst-Spaziergang und einer Buchpräsentation wird sein 100. Geburtstag gefeiert.
Ein Arbeitskreis hat zwei Jahre lang das Jubiläum vorbereitet. Kunstwerke Haubers aus Privatbesitz wurden für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Viele kannten Benno Hauber noch persönlich. „Im Ergebnis der Sammlung von Geschichten und Erzählungen, Archivbesuchen, Dokumenten- und Werksichtung ist eine nahezu lückenlose Biografie eines Erdinger Ausnahmekünstlers“ möglich geworden, schreiben Heike Kronseder, Simone Lachmann und Albrecht Gribl im Namen des Benno-Hauber-Arbeitskreises.
Er hat das Bild der Altstadt maßgeblich mitgestaltet und über Jahrzehnte die Kunstszene mitgeprägt
Benno Hauber kam am 11. Juli 1924 als viertes von fünf Kindern in Kammerberg zur Welt. Die Familie zog im selben Jahr nach Erding. Benno besuchte von 1931 bis 1939 die „Katholische Knabenschule am Grünen Markt“, wo das Mal- und Zeichentalent des auch sonst guten Schülers Benno auffiel. Seine Lehre beim Erdinger Kirchenmaler Willy Renauer schloss er nach drei Jahren mit Auszeichnung ab. 1942 wurde er in die Wehrmacht eingezogen. 1947 heiratete er die 18-jährige Lore Kratz, Sohn Peter kam ein Jahr darauf zur Welt.
Im Sommer 1951 bezog Hauber sein erstes eigenes Atelier in der Zollnerstraße in Erding. Mitten in der Stadt konnte er seiner Kreativität freien Lauf lassen. Es folgten Aufträge für die Gestaltung von Reklame aller Art, Logo-Entwürfe für Firmen, Karikaturen, Ex-Libris, auch Porträts, Saal- und Wirtshausdekorationen.

Eine besondere Spezialität waren Sgraffiti, in den Fassadenputz eingekratzte Kunstwerke. An zwei der Fassaden in Erding sind sie noch zu sehen. Auch die Gestaltung des Reiher-Doppelwappens am Schönen Turm stammt von ihm, ebenso der „Zunftbrunnen“ in Erding oder die „Spirale“ vor dem Geschäftshaus in der Münchener Straße 22, und noch vieles mehr. „Durch sein Werk hat er gesellschaftliche und künstlerische Spuren in Erding hinterlassen, das Bild der Erdinger Altstadt maßgeblich mitgestaltet und über Jahrzehnte die Kunstszene mitgeprägt“, schreiben Kronseder, Lachmann und Gribl.

Hauber spielte mit vielen Mal-Stilen. Er malte in Öl auf alle ihm zur Verfügung stehenden Malgründe, erfand eine eigene, neue Art der Frottage-Technik, holte Aquarellfarben hervor und nutzte Kohlestifte. Druckgrafische Verfahren und Handzeichnungen bereichern sein Gesamtwerk. 1982 erhielt er den Kulturpreis des Landkreises Erding.
Das Benno-Hauber-Jubiläum beginnt am Dienstag, 16. Juli, mit einem Vortrag im Erdinger Weißbräu. Dabei wird auch das Buch von Albrecht Gribl, „Benno Hauber – ein Erdinger Künstlerleben“ präsentiert, dass es vom 12. Juli an im Museum Erding zu kaufen gibt. Vom 8. August bis 6. November wird man auf einem Kunstpfad auf Haubers Spuren durch die Altstadt Erdings gehen können. Vom 17. Oktober bis 6. November ist die Ausstellung „Hauber 100“ im Frauenkircherl Erding zu sehen.