Erding:Bei Anruf Betrug

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Dubiose Vermittler, die sich als angebliche Kooperationspartner der Stadtwerke ausgeben, schieben Verbrauchern in Dorfen ungewollte Stromverträge unter

Von Florian Tempel

Die Stadtwerke Dorfen warnen vor Anrufern, die sich als Mitarbeiter oder Partner des kommunalen Unternehmens ausgeben, um den Angerufenen einen angeblich günstigeren Stromvertrag unterzuschieben - bei einem anderen Versorger. "Das ist offenkundiger Betrug", sagt Stadtwerke-Chef Karl-Heinz Figl, dem in jüngster Vergangenheit mehrere solcher Fälle bekannt geworden sind. Auch der Geschäftsführer der Stadtwerke Erding, Walter Huber, weiß aus Erfahrung, dass arglose Kunden nicht selten "mit unlauteren Mitteln" zu einem Anbieterwechsel verleitet werden. Entsprechende Anrufe gingen niemals von den Stadtwerken aus, sagt Figl, "so was machen wir nicht". Auch Huber bestätigt: "Vertragliche Angelegenheiten werden von uns nie telefonisch gemacht - außer der Kunde ruft bei uns an".

Vor Kurzem kam eine Dorfenerin zu Figl, die sich verwirrt erkundigte, warum denn ihr Stromvertrag bei den Stadtwerken aufgelöst worden sei und sie nun Kunde einer anderen Firma wäre. Wie sich herausstellte, hatte die Frau einige Wochen zuvor ein telefonisches Gespräch mit einem Mann, der sich als Mitarbeiter oder Kooperationspartner der Stadtwerke ausgab. Der Anrufer wollte ihre Zählernummer, den Zählerstand und ihre Vertragsnummer wissen. Die Frau gab ihm arglos die gewünschten Informationen. Einige Zeit später erhielt sie eine Rechnung eines ihr unbekannten Stromanbieters. Aus dem scheinbar harmlosen Telefongespräch war, ohne dass sie jemals etwas unterschrieben hätte, ein neuer Stromvertrag geworden. Die Frau musste sich, da die Widerrufsfristen bereits verstrichen waren, einen Rechtsanwalt nehmen, um aus dem ungewollten Vertrag wieder herauszukommen.

Vor fünf Jahren hat der Gesetzgeber sogenannter unerlaubter Telefonwerbung, die nicht selten in Verträge mündet, eigentlich klare Grenzen gesetzt. Ein Anruf ist nur dann erlaubt, wenn sich der Verbraucher vorher damit einverstanden erklärt hat, angerufen zu werden. Wird gegen diese Einschränkung verstoßen, droht bis zu 300 000 Euro Bußgeld. Doch betrügerisch agierende Anrufer kümmert das offensichtlich wenig. Für Figl gehen die Anrufer, die sich seinen gegenüber Kunden als Stadtwerke-Partner ausgeben, arglistig vor, da schon diese Behauptung alleine eine "Vorspiegelung falscher Tatsachen" sei.

Das ist jedoch nicht der einzige Trick, mit dem die Anrufer auf dem Weg zu einem Vertragsabschluss anwenden. Mit geschickten Formulierungen und Gesprächsstrategien versuchen sie die Angerufenen soweit zu bringen, dass sie auf die lapidare Frage, ob man denn nicht Geld sparen wolle, mit einem Ja antworten - was als Zustimmung für einen Anbieterwechsel hergenommen wird. Schließlich wird dem Betroffenen offenbar absichtlich kein schriftlicher Vertrag zugeschickt, sondern eine Rechnung für den ersten Monat Strombezug. Wer diese Rechnung bezahlt, stimmt damit "konkludent" dem neuen Vertrag zu, erklärt Figl.

In der Regel lassen sich mit etwas Vorsicht ungewollte Vertragsabschlüsse relativ leicht verhindern. Zum einen sollten sich Stadtwerkekunde bewusst sein, dass die kommunalen Energieversorger gar keine Telefon- oder Haustürgeschäfte machen. Man sollte bei einem so dubiosen Anrufer also am besten gleich auflegen, sagt Figl. Wer das nicht tut, sollte sich auf alle Fälle den Namen des Anrufers notieren und am besten auch seine Telefonnummer. Eine Rechnung sollte man auf keinen Fall bezahlen. Wer nach einem Telefonanruf einen Vertrag zugeschickt bekommt, kann damit zur Abklärung zu den Stadtwerken gehen. "Es gibt in der Regel Möglichkeiten, einen solchen Vertrag wieder aufzulösen", betont Figl, "unsere Mitarbeiter unterstützen Betroffene gerne".

© SZ vom 25.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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