Süddeutsche Zeitung

Bauernverband:Längst überfällige Loslösung

Die Kampfkandidatur von CSU-Mann Michael Hamburger um den Vorsitz im Erdinger Kreisverband war keine wirkliche Bereicherung. Seine Wahl wäre ein unguter Rückschritt gewesen.

Kommentar von Florian Tempel

Der Bayerische Bauernverband (BBV) und die CSU, das schien ein Bund auf ewig zu sein, eine natürliche Verbindung, die der Mensch nicht trennen sollte. Doch nichts ist mehr, wie es einmal war. Der Erdinger Kreisverband hat vor fünf Jahren begonnen, die einst so innigen Bande zu kappen, als Jakob Maier zum Kreisobmann gewählt wurde. Mit seiner Wiederwahl in der Kampfabstimmung gegen den CSU-Mann Michael Hamburger hat die Mehrheit im BBV-Kreisverband die längst überfällige Loslösung von der CSU noch einmal unterstrichen.

Nicht, dass es keine Christsozialen mehr beim Bauernverband gäbe. Es gibt sie noch reichlich. Doch die bedingungslose Hinwendung an die CSU ist passé. Das ist weder bedauerlich, noch muss es irgendwen wundern. Der CSU aber dürfte die Entfremdung massive Kopfschmerzen bereiten.

Grundsätzlich steht in der Satzung des Bauernverbands seit eh und je, dass er eine parteiunabhängige Organisation ist. Der Erdinger Kreisobmann Jakob Maier leitet daraus konsequent ab, dass er im Interesse der Landwirte mit allen politischen und gesellschaftlichen Akteuren ins Gespräch kommen muss. Die frühere Fixierung des Bauernverbands auf die CSU basierte hingegen auf einem überkommenen Politikverständnis. Es ist eben nicht okay, nur mit denen zu reden, die das Sagen haben. Offenheit ist ein Grundprinzip und eine Notwendigkeit in einer demokratischen Gesellschaft.

Dass die Zeiten der CSU-Alleinherrschaft vorbei sind, dürfte mittlerweile jeder mitbekommen haben. Die bayerische Landwirtschaftsministerin ist zwar noch von der CSU, der Umweltminister gehört aber den Freien Wählern an und der Bundeslandwirtschaftsminister den Grünen. Wenn der Bauernverband sich weiterhin als Anhängsel der CSU präsentieren würde, dann wäre das schädlich und nicht im Interesse der Mitglieder des Bauernverbands.

Die Kampfkandidatur von CSU-Mann Michael Hamburger um den Vorsitz im Erdinger Kreisverband war keine wirkliche Bereicherung. Grundsätzlich möchte man zwar meinen, es sei immer besser, bei einer Wahl tatsächlich die Wahl zu haben. Doch Hamburgers Werbung in eigener Sache, mit ihm würde der Bauernverband wieder einen besseren Draht zur CSU erhalten, war für die Mehrheit kein überzeugendes Angebot, sondern ein abschreckender Gedanke.

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