Süddeutsche Zeitung

Ausbildung und Beruf:Auf der Suche nach Azubis

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Der Verband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (VBM) schickt einen Infotruck an die Mittelschule Altenerding. Bayerns Arbeitsministerin Ulrike Scharf und der VBM-Hauptgeschäftsführer kommen extra vorbei, um noch mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Von Johannes Lesser, Erding

So sind die aktuellen Zeiten in Bayern: In allen Branchen buhlen die Arbeitgeber um die Gunst der jungen Leute, alle suchen händeringend Auszubildende. Aufmerksamkeit zu erzeugen und proaktiv auf die potenziellen Mitarbeiter von morgen zuzugehen, ist Pflicht. Das sieht zum Beispiel so aus: Vor der Mittelschule Altenerding hat am Mittwoch der zweistöckige M+E-Infotruck - die Abkürzung steht für die Metall- und Elektroindustrie - für drei Tage Halt gemacht. In ihm erhalten die Schülerinnen und Schüler Einblicke in die verschiedenen Ausbildungsberufe und bekommen im Gespräch mit Azubis aus der Branche Informationen über deren Arbeitsalltag. Zum Auftakt der Aktion waren extra Bayerns Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) und der Hauptgeschäftsführer des Verbands der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (VBM), Bertram Brossardt, nach Altenerding gekommen, begleitet von einer Vielzahl von Reportern.

Schon bei der Berufsmesse Localjob Anfang des Monats in der Stadthalle Erding war sehr deutlich geworden, dass die Berufsaussichten für die junge Generation aktuell gut sind - was Brossardt auf Nachfrage eines Altenerdinger Schülers noch einmal bestätigte. Anstrengen müssen sich derzeit vor allem die Betriebe, um die Schülerinnen und Schüler zu erreichen und sie davon zu überzeugen, den Berufsweg bei ihnen zu beginnen.

In ihrer Eröffnungsrede erklärte Karin Rausch, die Schulleiterin der Mittelschule Altenerding, dass viele Jugendliche die Welt vor allem digital wahrnähmen und wenig konkrete Orientierung hätten, wie es für sie nach der Schule weitergehen sollte. Echte Kontakte und Berührungspunkte erscheinen demnach wichtig und richtig. In der Mittelschule werde der Berufsorientierung ab der 7. Klasse viel Platz eingeräumt, um den Schülerinnen und Schülern praxisnah mögliche berufliche Perspektiven aufzuzeigen. In der siebten Jahrgangsstufe ist diese Orientierung notwendig, weil zum Ende des Jahres die Entscheidung für die Abschlussfächer ansteht.

Der VBM-Infotruck bietet die Möglichkeit, einen Einblick in techniknahen Berufe zu erhalten. Man kann an verschiedenen Stationen kleine Aufgaben ausprobieren, zum Beispiel mit einem elektrischen Greifarm hantieren oder unter Anleitung eine Fräsmaschine bedienen. Unter der Beobachtung der Politik- und Medienvertreter gaben fünf Altenerdinger Schüler, nach anfänglichem Zögern, Befehle in Form von Koordinaten in die Fräsmaschine ein und sahen dann mit Begeisterung zu, wie die Maschine von allein die Zahl "7" in einen etwa drei Zentimeter langen und breiten Metallwürfel fräste.

Unternehmen machen auch auf Tiktok auf sich aufmerksam

Im Anschluss an so viel Praxis folgte eine kleine Gesprächsrunde mit Ulrike Scharf und Bertram Brossardt. Auf eine Frage nach ihrem eigenen beruflichen Werdegang betonte die Staatsministerin die Bedeutung von Freude und Leidenschaft an der ausgeübten Tätigkeit. Das sei es, was einen auch durch lange und stressige Tage bringe. Brossardt sagte, er wünsche sich, dass die jungen Leute herausfinden, in welchen Bereichen ihre persönlichen Stärken liegen. Gleichzeitig hoffe er, dass sich speziell mehr Mädchen für eine Zukunft im technischen Bereich entscheiden würden.

Für die Betriebe ist es zunehmend schwieriger geworden, junge Menschen für eine Bewerbung auf einen ihrer Ausbildungsplätze zu gewinnen. Neben Berufsmessen sind es heute in erster Linie die sozialen Netzwerke, über die Unternehmen auf sich aufmerksam machen können. Doch auch hier findet ein stetiger Wandel statt. Noch vor wenigen Jahren war Facebook eine digitale Plattform, über die man durchaus Bewerberinnen und Bewerber gewinnen konnten. Heute stehen bei der jungen Zielgruppe jedoch Tiktok und Instagram im Fokus, mit Facebook geht da gar nichts. Manche haben bereits reagiert. Beim Unternehmen Krauss-Maffei startet im April ein eigener Tiktok-Kanal, der komplett von Azubis gestaltet werden soll, wie Ausbildungsleiter Thomas Deser erklärt, um so Aufmerksamkeit bei jungen Leuten zu gewinnen.

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