Erding:Auf Diebeszug in der Therme

Vier Profi-Diebe aus Ungarn klauten in der Erdinger Therme Bargeld, Wertgegenstände und ein Auto. Jetzt stehen die Männer vor Gericht - ihnen droht die Abschiebung nach Ungarn.

Florian Tempel

Am Landgericht Landshut hat ein Prozess gegen vier mutmaßliche Profi-Diebe aus Ungarn begonnen, denen unter anderem zahlreiche Diebstähle von Bargeld und Wertgegenständen aus Umkleidespinden der Therme Erding sowie eines 50.000 Euro teuren Autos eines Thermenbesuchers zur Last gelegt werden.

Erding: Gerade hat am Landshuter Landgericht der Prozess gegen vier Profi-Diebe begonnen - bei ihrer Verurteilung können die Ungarn abgeschoben werden.

Gerade hat am Landshuter Landgericht der Prozess gegen vier Profi-Diebe begonnen - bei ihrer Verurteilung können die Ungarn abgeschoben werden.

(Foto: Peter Bauersachs)

Laut Anklage hat die Bande zwischen Januar und März auch die Thermen in Bad Wörishofen, Neusäß und Biberach heimgesucht. Dabei sollen die 28 bis 33 Jahre alten Männer zwei weitere Oberklassewagen sowie mehrere tausend Euro Bargeld erbeutet haben. Zwei der Angeklagten werden zudem Einbrüche in ein Büro und eine Anwaltskanzlei in München vorgeworfen.

Am ersten Verhandlungstag tat sich zwar im Gerichtssaal nicht viel, dafür aber Vorentscheidendes hinter verschlossenen Türen. Die Verteidiger handelten mit dem Staatsanwalt und dem Gericht die Höhe der zu erwartenden Strafen aus. Der Vorsitzende Richter Robert Mader gab nach den "Verständigungsgesprächen" bekannt, dass die Staatsanwaltschaft mit individuellen Freiheitsstrafen von zwei Jahren und fünf Monaten bis drei Jahren und elf Monaten einverstanden sei, wenn die Angeklagten volle Geständnisse ablegten.

Zudem sollten die Verurteilten nur jeweils die Hälfte der Strafen in bayerischen Gefängnissen absitzen und dann in ihre Heimat abgeschoben werden. Ein Angeklagter erklärte sich sofort mit dem Deal einverstanden. Die drei anderen haben bis kommenden Donnerstag Zeit sich zu entscheiden.

Auf der Suche nach Autoschlüsseln

Nach den Ermittlungen der Polizei gingen die Angeklagten bei ihren Diebeszügen in den Thermen in Erding und anderswo stets in gleicher Manier vor. Sie spähten Besitzer teuerer Autos aus, folgten ihnen bis zu den Umkleiden und merkten sich, welchen Spinde sie benutzten. Mit einem selbst geschliffenen Generalschlüssel öffnete dann einer der Angeklagten die Spinde, während seine Komplizen Schmiere standen.

Offenbar hatten sie es vor allem darauf abgesehen, einen Autoschlüssel im Spindschrank zu finden. In drei Fällen - einmal in Erding und zweimal in Bad Wörishofen - wurden sie fündig. Mit den Originalschlüsseln konnten sie die zu Beginn ausgespähten Autos völlig unauffällig öffnen, starten und wegfahren.

Getrennt in Untersuchungshaft

Wenn die Diebe in einem Spind nur Bargeld fanden, stahlen sie raffinierterweise nur einen Teilbetrag, damit der Diebstahl nicht so schnell bemerkt wurde. Die Kripo Erding wertete nach Diebstählen Anfang März Aufzeichnungen von Überwachungskameras aus und filterte zwei Tatverdächtige heraus. Auf die gleiche Weise gelang es, auch das eigene Auto der beiden Männer zu identifizieren. Das Personal der Therme wurde mit Bildern der Verdächtigen ausgestattet.

Als die Gesuchten am 20. März erneut in die Therme kamen, wurden sie schnell erkannt. Eine sofort alarmierte Polizeistreife konnte einen der beiden noch auf dem Thermengelände festnehmen. Seinem Komplizen gelang die Flucht mit dem Auto. Doch schon am nächsten Tag stieß eine Streife der Flughafenpolizei an einer Tankstelle auf dem Flughafengelände auf das gesuchte Auto und nahm den Flüchtigen sowie zwei weitere bereits gesuchte Landsleute von ihm fest.

Alle vier Männer kamen in Untersuchungshaft, sauber getrennt in vier verschiedene Gefängnisse: Einer sitzt seitdem in Erding, einer in Landshut, einer in Stadelheim und einer in Augsburg.

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