Naturschutz:Biotope am Straßenrand

Naturschutz: Mehr Wildblumen am Straßenrand sollen dem Erhalt der Artenvielfalt dienen.

Mehr Wildblumen am Straßenrand sollen dem Erhalt der Artenvielfalt dienen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Das sogenannte Begleitgrün neben dem Asphalt soll zur Erhaltung der Artenvielfalt angepasst werden, fordert die Kreistagsfraktion der Grünen.

Von Thomas Daller, Erding

Bei richtiger Pflege und Mahd könnten aus ökologisch verarmten Straßenrändern Biotope werden. Diesen Standpunkt vertreten die Grünen im Erdinger Kreistag. Sie haben den Antrag gestellt, das sogenannte Straßenbegleitgrün entlang der Kreisstraßen und Radwege künftig so zu mähen, dass dabei mehr Rücksicht auf Insekten genommen wird. Außerdem sollen neben dem Asphalt Wildblumen angesät werden. Die Grünen erwarten sich auch Synergieeffekte. Insbesondere würden dadurch sogar die Ausgaben für die Grünflächenpflege sinken, heißt es in dem von Monika Wenger, Wolfgang Fritz und Florian Geiger unterzeichneten Schreiben.

Straßenbegleitgrün hatte bis vor wenigen Jahren einen zweifelhaften Ruf. Die Bemühungen mancher Kommunen, dort Wildblumen anzusiedeln, seien eine zweischneidige Sache, so die herrschende Lehrmeinung: Einerseits würden zwar mehr Insekten durch die Blumen angelockt, andererseits sei der Straßenrand aber ein Todesstreifen, wo vorbeifahrende Autos Wirbel mit einer Sogwirkung erzeugten, die die Insekten in die Straße hineinsaugten, so dass sie am nächsten Kühlergrill oder an der nächsten Windschutzscheibe landeten. Straßenbeleuchtung und Scheinwerfer würden zudem dazu beitragen, dass vor allem nachtaktive Insekten dezimiert werden.

Die Sichtweise ist durch neue Untersuchungen differenzierter geworden

Dieser Effekt ist in den vergangenen Jahren näher untersucht und die Sichtweise dadurch differenzierter geworden: Studien haben ergeben, dass insbesondere der erste Meter neben der Straße deutlich weniger Arten aufweist (minus 70 Prozent), der negative Effekt aber mit zunehmender Entfernung rasch abnimmt. Daher sollten Straßenränder möglichst breit angelegt werden, jeder Meter zählt. Wenn Straßenbegleitgrün gut gestaltet und gepflegt wird, wird es von vielen Bestäubern angenommen und dient ihnen auch als Korridor zu anderen Blühflächen.

Darauf weisen auch die Grünen in ihrem Antrag hin: "Früher gab es noch artenreiche Straßensäume, die leider heutzutage ökologisch verarmt sind, da sie zu oft geschnitten und gemulcht werden. Mit entsprechender Pflege könnten sich diese Flächen regenerieren und ein großer Teil von Wildkräutern sich dort wieder ansiedeln. Damit würden Kleinstlebensräume und hilfreiche Brücken für viele Insektenarten geschaffen, um die verschiedenen Lebensräume miteinander zu vernetzen."

Bei der Pflege geht es insbesondere um die Mahd

Insbesondere geht es bei dieser Pflege um die Mahd. Je nach eingesetzter Mähtechnik würden bei einem Schnitt pro Jahr zehn bis 50 Prozent aller Insekten auf der Fläche getötet. Bei dreifacher Mahd verschwinden auch die letzten Schmetterlinge. Um das Begleitgrün der Kreisstraßen ökologisch aufzuwerten, müsse die Pflege angepasst werden. Das Mähen sollte daher künftig bis zu maximal einem Meter Breite seitlich des Straßenrandes bei Kreisstraßen erfolgen. Nur bei sonnigem Wetter sollte gemäht werden, damit Tiere rechtzeitig flüchten könnten. Der Schnitt soll dann erfolgen, wenn die Gräser in Blüte stehen. Als maximale Schnitthöhe sollen die Mähgeräte acht bis zehn Zentimeter einhalten. Trennstreifen zwischen Fahrbahn und Radweg sollten bereits jetzt generell als Blühflächen angelegt werden, ebenso wie die Randsäume an Radwegen, beispielsweise am Vilstalradweg. Bei den bestehenden Blühflächen sollte man wechselnde Abschnitte stehen lassen und alternierend einmal jährlich mähen und das Schnittgut abräumen. Und nach Abfräsen der Straßenkanten solle man diese mit Schotterkies auffüllen, um dort an mageres Substrat angepasste Wildblumen anzusiedeln.

Um dem Argument steigender Kosten zuvorzukommen, gehen die Grünen auch auf diesen Aspekt in ihrer Antragsbegründung ein: Der Arbeitsaufwand der Pflege reduziere sich im Lauf der Zeit. Die quantitative Menge des Schnittguts werde wesentlich kleiner und die Höhe des Aufwuchses werde niedriger. Zudem entstehe ein dauerhaft besserer Überblick des Straßenrandes für Autofahrer und die Ausgaben für die Grünflächenpflege würden sinken.

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