Erding:Armut und Wohnungsnot nehmen zu

5300 Bürger haben 2013 eines der Angebote der Caritas angenommen - das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders viel zu tun haben die Schuldnerberatung und die Fachstelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit

Von Sarah Schiek

Ein höherer Betreuungsbedarf für Familien, die steigende Wohnungsnot und die Aufnahme von Flüchtlingen haben die Caritas Erding in den vergangenen Monaten vor neue Herausforderungen gestellt. "Wir wachsen ständig, die Zahl der Menschen, die zu uns kommen, steigt jedes Jahr an", erklärte die Geschäftsführerin des kirchlichen Wohlfahrtverbands Barbara Gaab beim Jahrespressegespräch am Dienstagmittag. Mehr als 5 300 Bürger haben 2013 eines der Angebote des Caritas Zentrums in Anspruch genommen. Gegenüber dem Vorjahr, so erklärte Gaab, seien dies mehr als zwölf Prozent.

Ein zunehmend wichtiges Arbeitsfeld, in dem die Caritas eine der höchsten Steigerungen zu verzeichnen hat, ist die Schuldnerberatung. Knapp 900 Menschen haben deren Mitarbeiter im vergangenen Jahr betreut, dies sind fast 200 mehr als noch im Vorjahr. Armut und deren finanzielle, soziale und psychische Folgen seien inzwischen jedoch in jedem der Fachdienste ein zentrales Thema. "Die Lebenshaltungskosten und Mieten im Landkreis sind sehr hoch", erklärte Gaab. Nicht nur das Arbeitslosengeld II reiche vielen Menschen nicht mehr aus, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, sondern auch die unteren Lohngruppen müssten teilweise trotz Vollzeitbeschäftigung als sogenannte "Aufstocker" Sozialleistungen beantragen. "50 Prozent unserer Klienten sind in einem Arbeitsverhältnis", bestätigte Ralf Lohrberg, der die Schuldnerberatung leitet.

"Immer mehr Menschen haben immer weniger zum Leben", fasste Brigitte Fischer die Situation zusammen. Die Diplom-Pädagogin ist zuständig für die Soziale Beratung und die Fachberatung zur Vermeidung von Obdachlosigkeit, die die Caritas im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hat. "Das Thema ist überall präsent und der Fall, dass Obdachlosigkeit eintritt, wird angesichts der Wohnungsnot immer häufiger." Die Folgen der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt bekommen auch ihre Kollegen nahezu täglich zu spüren - sei es der Beschäftigungs- und Qualifizierungsbetrieb Rentabel, von dessen Beschäftigten fast 20 Prozent dringend eine Wohnung suchen, die Soziale Beratung, wo es bei mindestens 30 Prozent der Fälle um das Thema Wohnungsnot geht oder die Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung, für deren Klienten sich die Suche noch schwieriger gestaltet, weil im Landkreis zu wenig barrierefreier Wohnraum zur Verfügung steht. Viele Betroffene könnten sich allein die Provision für eine neue Wohnung gar nicht leisten. "Wenn wir dafür einen Stiftungsantrag stellen müssen, stimmt etwas nicht", stellte Fischer fest.

Doch auch ohne solche Zahlungen, so Caritas-Geschäftsführerin Gaab, sei die Höhe der Geldleistungen, die der Wohlfahrtsverband an Betroffene weitervermittelt oder bei Stiftungen beantragt habe, mittlerweile erschreckend: Fast 40 000 Euro hat die Caritas im vergangenen Jahr an Menschen ausgezahlt, die sich Dinge wie eine neue Waschmaschine, die Fahrkarte zur Beerdigung der Mutter, die Reparatur des für ihre Arbeit erforderlichen Autos oder Arznei für ihre Kinder nicht mehr leisten konnten. "Das ist etwas, was uns sehr nervös macht und wir sind froh, über unseren Spendentopf helfen zu können", sagte Gaab.

Die Gesamtkosten des Caritas-Zentrums selbst beliefen sich im vergangenen Jahr auf fast 4,8 Millionen Euro. Finanziert wurden diese durch Zuschüsse, Leistungsentgelte, Spenden und Eigenmittel. Letztere beliefen sich 2013 auf 341 000 Euro und damit sieben Prozent der Gesamtkosten. Auch die Zahl der Mitarbeiter hat sich inzwischen auf 172 erhöht. Die mit 41 Prozent größte Berufsgruppe sind die Pflegefachkräfte gefolgt von den pädagogischen Fachkräften. Einen immer wichtigeren Platz nehmen neben ihnen die Ehrenamtlichen und Freiwilligen ein. 2013 unterstützten fast 200 Ehrenamtliche die Arbeit der hauptberuflich Mitarbeiter. "Ohne sie geht bei uns gar nichts mehr", sagte Gaab. Wie sie erklärte, wurden die meisten Ehrenamtlichen in den Sozialpsychiatrischen Diensten und dort vor allem bei der Arbeit mit Demenzkranken eingesetzt, dicht gefolgt vom Mehrgenerationenhaus und der Tafel Taufkirchen.

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