Fiebersäfte für Kinder, Schmerzmittel, blutdrucksenkende Mittel, Insulin oder Antibiotika: Viele Medikamente sind derzeit knapp in Deutschland, bei Arzneimitteln für Kinder und für chronisch Kranke kommt es manchmal zu gravierenden Engpässen. Für eine Entspannung der Versorgungslage, zumindest bei Medikamenten für Kinder und bei Antibiotika, will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit dem Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) sorgen. Auch die Apotheken im Landkreis Erding haben derzeit mit dem Mangel zu kämpfen.
Nicht nur in der Park-Apotheke in Dorfen habe sich die Situation vor allem innerhalb des vergangenen Jahres verschlimmert, berichtet Apotheker Jens Krautscheid. Neben alltäglichen Medikamenten wie Fiebersäften, Antibiotika, Blutdruck- oder Cholesterinmitteln seien es in Dorfen auch Arzneien für Krebspatienten, die gerade knapp seien. Generell ergebe sich bei den Apotheken im Landkreis Erding ein einheitliches Bild, bestätigt Armin Braun, Apotheker-Sprecher für den Landkreis Erding.
Zwar würden Medikamente mit Inhaltsstoffen wie Paracetamol oder Ibuprofen "immer mal wieder in die Apotheken tröpfeln". Dennoch bleibt für Braun die Versorgungslage vor allem für Generika kritisch. Das sind Arzneimittel, die den identischen Wirkstoff wie ein ehemals patentgeschütztes Präparat enthalten und deshalb genauso wirken. Ein bekanntes Beispiel sind Medikamente, die aus dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) bestehen. Das Original-Medikament ist "Aspirin".
Mittlerweile, so erklärt Braun weiter, habe man Hunderte Produkte, bei welchen die Patientenversorgung mangelhaft sei. Die Gründe für den Lieferengpass seien vielseitig. Jens Krautscheid sieht einen der Auslöser der Krise in den Preisen für die Medikamente. Es finde ein Export der Arzneien "in Länder, die besser zahlen" statt. Auch die Tatsache, dass Krebsmittel nicht mehr über den Großhandel bezogen werden könnten, verursache einen Engpass. Für Armin Braun liegen die Gründe auch in der Herstellung, auch wenn er ähnlich, wie Krautscheid, Probleme beim Großhandel sieht.
Versorgung der Patientinnen und Patienten trotzdem weitgehend gesichert
Er nennt mehrere Beteiligte als Verursacher der Krise. Die Erhöhung der Lagerkapazitäten, welche Hersteller und Apotheken betreffe, führe zu Engpässen auf dem Arzneimittelmarkt. Das gleiche sich im Laufe der Zeit zwar wieder aus, doch Probleme bei der Produktion könnten immer wieder zu einer neuen Mangelsituation führen. Da der Lieferengpass jedoch ein Problem sei, welches nicht nur Deutschland treffe, rät Braun von einem Re-Import von Medikamenten ab. Damit entspanne sich die Lage nur kurzfristig und die Engpassproblematik in den Exportländern werde wiederum verschärft.
Die Apotheken im Landkreis Erding versuchen trotz des Medikamentenmangels das Beste aus der Situation zu machen. Apothekersprecher Braun ist zuversichtlich, die Versorgung der Patientinnen und Patienten weitgehend sichern zu können. "Durch unser Wissen und unsere gute Verbindung und Kommunikation", versichert Braun, könne man aktuell Abhilfe schaffen.