Erding:Anno 1444

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Eine Gründungsurkunde für die Heiliggeist-Spitalstiftung gibt es nicht, aber dafür eine Steininschrift in der Spital- Kapelle

Von Philipp Schmitt

Sie ist und war eine überragende Institution in Erding", sagte Stadtarchivar Markus Hiermer. "Sie hat eine große Bedeutung", fügte Domkapitular Klaus Franzl an. Und der Vorsitzende der Stiftung und Geschäftsleiter im Rathaus Reinhard Böhm bezeichnete es als große Verantwortung, eine so lange Tradition zu pflegen. Die Rede ist von der Heiliggeist-Spitalstiftung Erding (HGSE), die um 1440 von den Erdinger Familien mit sozialem Zweck gegründet wurde.

Eine Gründungsurkunde gibt es nicht, nur einen Schluss-Stein der Spital-Kapelle (Heiliggeisthof) von "anno 1444", vor 575 Jahren. Die Stadt hat von Anfang an auf Wunsch der Stifter die Verwaltung übernommen. Der Stadtrat war für die Vergabe der Plätze an die "Pfründer" zuständig - sie mussten arm, krank sein und durften Max Gotz zufolge "keine abscheulichen Krankheiten" haben, sagte Stiftungsratsvorsitzender und Oberbürgermeister (OB) bei der Jubiläumsfeier im Weißbräu.

Sozialsysteme wie heute gab es im Mittelalter noch nicht. Die Stiftung war "die soziale Einrichtung überhaupt: Ohne sie lief in Erding fast nichts, Erding war die Stiftung, die Stiftung war Erding", sagte Stadtarchivar Hiermer. Es gab weitere Stiftungen, doch die HGSE ragte heraus, bildete Vermögen durch Immobilien, Schenkungen, Zukäufe. 2018 wurde das Stiftungsvermögen mit mehr als 13 Millionen Euro bewertet.

Zwei "Spitalmeister" kümmerten sich um die Heiliggeist-Spitalstiftung - jahrelang waren Schwestern des Ordens Vinzenz von Paul unter dem Motto "Liebe sei Tat" tätig, sie übernahmen im Jahr 1871 die Betreuung in der Erdinger Einrichtung. Mit knapper Mehrheit von einer Stimme hat der Stadtrat den 1969 erfolgten Umzug der Senioreneinrichtung vom Heiliggeisthof an den Stadtpark an die nach den Maler benannte Hiasl-Maier-Straße beschlossen - dort entstanden im Neubau an der Sempt 100 Plätze. 1994 ein Anbau mit 82 Plätzen. Derzeit gibt es einige Plätze weniger wegen des Brandschutzes. Gleichzeitig nehmen die höheren Pflegegrade zu.

Im Schönen Turm kam nach dem Umzug vor 50 Jahren kurz die Erdinger Musikschule unter. Getätigte Investitionen in Brandschutz und Ausgaben für eine neue Küche kosten im Seniorenzentrum viel Geld. Sorge bereitet den Verantwortlichen der Fachkräftemangel.

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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