Süddeutsche Zeitung

Messerattacke:Angriff im Erdinger Jobcenter

Bedrohliche Situation im Erdinger Jobcenter Aruso: Ein 27-Jähriger bedroht einen Mitarbeiter mit einem Küchenmesser und flüchtet dann. Doch die Polizei spürt ihn auf.

Von Mathias Weber, Erding

Am Freitagvormittag ist es im Erdinger Jobcenter Aruso in der Otto-Hahn-Straße zu einer bedrohlichen Situation gekommen. Ein Mann, der vom Jobcenter betreut wird, hat in den Beratungsräumen der Agentur unvermittelt ein Messer gezückt und anwesende Mitarbeiter bedroht. Wie die Polizei mitteilt, wollte der 27-jährige Mann aus Erding ursprünglich zu seiner Sachbearbeiterin. Weil diese im Gespräch mit einem anderen Kunden war, stürmte er in ein Nachbarbüro und verschaffte sich durch dieses Zugang zu seiner Sachbearbeiterin und bedrohte sie mit einem plötzlich hervorgeholten Küchenmesser.

Offenbar, so sagt der Leiter der Erdinger Polizei, Anton Altmann, sei der Mann unzufrieden mit seiner Betreuung gewesen. Nachdem ein Teamleiter hinzugekommen war, auf den Mann ruhig eingeredet und mit der Polizei gedroht hatte, verließ der Täter das Gebäude von sich aus. Eine Polizeistreife suchte kurz darauf die Gegend im Erdinger Südwesten ab, traf auch bald auf den Mann und sprach ihn an. Der regierte zuerst nicht und zeigte sich dann, nachdem er von den Beamten davon laufen wollte, renitent; weil er nicht von seinem Messer ließ, zückten die Polizisten das Pfefferspray, überwältigten ihn und brachten ihn auf die Wache. Bis auf den Täter, dessen Augen gereizt wurden, gab es keine Verletzte.

Am Nachmittag war der junge Mann schon nicht mehr auf der Polizeiwache. Er wurde dem Bezirksklinikum Taufkirchen übergeben, offenbar aufgrund seiner psychischen Verfassung. Dort bleibe er erst einmal, sagt Altmann, er könne schließlich nicht garantieren, dass sich so ein Vorfall wiederhole. Der Täter wird sich nun auf mehrere Anzeigen gefasst machen müssen. Zum einen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und wegen Bedrohung. Eine Anklage wegen versuchter Körperverletzung schließt Altmann derzeit aus.

Auch wenn der Vorfall glimpflich ausgegangen ist, so erinnert er doch an ähnliche Fälle der letzten Jahre in Jobcentern in ganz Deutschland. In Neuss sowie in Rothenburg ob der Tauber kamen bei Angriffen Jobcenter-Mitarbeiter sogar zu Tode. Dementsprechend nachdenklich stimmte der Vorfall die Mitarbeiter des Erdinger Centers - obwohl der Freitag eigentlich ein freudiger Tag werden sollte. Denn das Aruso-Jobcenter feiert seinen zehnten Geburtstag, mittags wurden die Mitarbeiter zu einem geselligen Beisammensein eingeladen. Wie es dort hieß, hatte die Belegschaft zufälligerweise erst vor Kurzem über eine mögliche Bedrohung durch Kunden diskutiert. Und den Gedanken dann wieder verworfen: Die eigene Kundschaft habe man bisher nicht für gewalttätig gehalten.

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Quelle:
SZ vom 21.03.2015
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