Erding:Analog und ungefiltert

Erding: Auch der zunächst problematisierte Blasinstrumente-Unterricht findet wieder statt. Trompeter Gabriel Keogh kann in einem großen Klassenzimmer wie in der Dorfener Grundschule am Mühlanger ganz locker genügend Abstand zu seinen Schülern halten, wie hier zu Artur Tempel.

Auch der zunächst problematisierte Blasinstrumente-Unterricht findet wieder statt. Trompeter Gabriel Keogh kann in einem großen Klassenzimmer wie in der Dorfener Grundschule am Mühlanger ganz locker genügend Abstand zu seinen Schülern halten, wie hier zu Artur Tempel.

(Foto: Renate Schmidt)

Auch in der Kreismusikschule (KMS) normalisieren sich die Dinge wieder. Zwei Drittel der etwa 3800 Schülerinnen und Schüler erhalten im KMS-Gebäude in Erding und in vielen Schulen im ganzen Landkreis wieder Unterricht

Von Florian Tempel, Erding

Zur Annäherungen an die Vor-Corona-Normalität gehört auch, dass der Unterricht der Kreismusikschule Erding (KMS) wieder begonnen hat. Wochenlang hielten die Lehrer mit ihren Schülern über Telefon, E-Mail und Whatsapp Kontakt, kamen in Videoschaltungen zusammen oder luden Tutorials auf Youtube hoch. Nun trifft man sich endlich wieder richtig, hört und sieht einander ungefiltert.

KMS-Leiter Bernd Scheumaier ist schon etwas stolz darauf, dass es relativ schnell ging. Seit dem 11. Mai ist es den Musikschulen wieder erlaubt, Unterricht zu erteilen - unter Einhaltung von Auflagen, wie in allen anderen Lebensbereichen auch. Von insgesamt 3800 KMS-Schülern haben zwei Drittel wieder Unterricht. Was noch nicht geht ist die musikalische Früherziehung, die vielfältigen Ensemble- und Orchesterangebote und die Kooperationen mit den Schulen, wie Bläserklassen oder Gitarren-AGs.

Einfach war die Rückkehr nach der Corona-Pause jedoch nicht. Die KMS Erding hat in Erding zwar ein eigenes Haus, in dem ein großer Teil des Instrumentalunterrichts in der Stadt stattfindet. Außerhalb von Erding geben die KMS-Lehrer aber nachmittags und abends Unterricht in normalen Schulen. Im KMS-Gebäude in Erding bestand der Vorteil darin, dass man nicht erst mit den Rektoren, den kommunalen Verwaltungen der Gemeinden und den Putzfirmen alles absprechen musste. Als Hausherr konnte Scheumaier die Sache in Erding gewissermaßen mit sich selbst ausmachen. Das Problem im KMS-Gebäude war jedoch, dass die Unterrichtsräume hier viel kleiner sind als Schulklassenzimmer in den KMS-Außenstellen. "Wir brauchten also unbedingt Spuckschutzscheiben", sagt Scheumaier, und die waren überall ausverkauft. Bis nach Baden-Württemberg habe er telefoniert, doch nichts gefunden, außer Plexiglaswände "zu horrenden Preisen", die er weder kaufen konnte noch wollte. Die Lösung hieß schließlich Do-it-yourself. Die beiden KMS-Hausmeister Erich Rumler und Gerd Holmburger besorgten Acrylglas und Holzlatten in einem lokalen Baumarkt und zimmerten 14 solide, aber durchsichtige Trennwände zusammen. Am Montag, 11. Mai, dem erstmöglichen Tag nach vielen Wochen, konnte in Erding der Unterricht punktgenau beginnen.

In den folgenden Tagen gelang es auch, für fast alle KMS-Außenstellen - nur in Isen klappte es noch nicht - die Absprachen und Genehmigungen für Musikunterricht einzuholen. Eine Woche später ging es also im ganzen Landkreis los. Andernorts sind die Musikschulen noch immer in der Vorbereitungsphase.

In den großen Schulklassenzimmern braucht es keine Trennwände. Mehrere Meter Abstand zwischen Lehrer und Schüler sind dort kein Problem. Auch sonst ist alles recht einfach. Zu Beginn der Stunde holt die Lehrkraft die Schülerin oder den Schüler am Eingang ab, wo natürlich ein Desinfektionsspender steht. Bis ins Klassenzimmer muss man Mund-Nase-Schutz tragen, danach kann man die Maske ablegen. Es gibt nur Einzelunterricht. Wer früher zu zweit Unterricht hatte, kommt jetzt für die halbe Zeit oder im wöchentlichen Wechsel.

Auch der zunächst problematisierte Blasinstrumente-Unterricht findet statt. Trompetenlehrer Gabriel Keogh fand die Überlegungen dazu eh relativ überzogen. Aus einem Blasinstrument komme ja kein heftiger Luftzug heraus, "sondern Töne und Sound", sagt er, so wie aus einem Radio, dass mit seinem Lautsprecher ja auch nicht die Luft im Raum verwirbelt. Scheumaier sagt, dass mittlerweile auch "wissenschaftliche Untersuchungen" zu dem Ergebnis gekommen sind, dass Blasinstrumenten keine gefährlichen Werkzeuge sind und ein paar Meter Abstand zwischen Lehrern und Schülern genügend Sicherheit geben.

Selbst Gesangsunterricht findet wieder statt: Im KMS-Konzertsaal, wo die Gesangsschüler vorne auf der Bühne stehen und ihre Lehrerinnen weit weg von ihnen im Publikumsbereich sitzen können. Das ist mehr als eine Notlösung, denn die Akustik ist im Konzertsaal besser als irgendwo sonst.

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