Süddeutsche Zeitung

Erding:15 Millionen für Warteraum Asyl

Bundesfinanzministerium beziffert die bislang entstandenen Kosten

Die Einrichtung und der Betrieb des Warteraums Asyl am Erdinger Fliegerhorst haben den Bund bislang etwa 15 Millionen Euro gekostet. Diese Zahl hat der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (CSU) auf Anfrage vom Bundesfinanzministerium genannt bekommen. 10,5 Millionen Euro sind aus dem Haushalt des Bundesinnenministeriums bezahlt worden, weitere 4,5 Millionen Euro wurden im Etat des Verteidigungsministeriums verbucht.

Als sich im September 2015 die Lage an der österreichisch-bayerischen Grenze zuspitzte, rückten Hunderte ehrenamtliche Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) und Hunderte Bundeswehrsoldaten in Erding an und arbeiteten fast rund um die Uhr: 18 alte Tornado-Unterstände aus Beton wurden zu Notquartieren umgebaut. Dazu stellte man zehn große, weiß-blaue Volksfestzelte auf, um insgesamt etwa 2500 Schlafplätze unterzubringen. Dutzende Sanitär- und Bürocontainer wurden aufgestellt, Hunderte Meter Wasser- und Elektroleitungen verlegt, Straßen und Wege planiert und geteert sowie 3500 Meter Maschendrahtzaun aufgestellt. Nach der Eröffnung am 18. Oktober 2015 wurden bis Ende Februar dieses Jahres etwa 100 000 Flüchtlinge direkt von der Grenze zur Registrierung und Weiterverteilung in den Warteraum Asyl gebracht. In Hochzeiten arbeiteten mehrere hundert Soldaten, zivile Mitarbeiter und Ehrenamtliche Tag und Nacht im Camp.

Nachdem die Balkanroute dicht gemacht worden war, kamen seit März keine Flüchtlinge mehr. Das Personal im Warteraum Asyl wurde vor einigen Wochen auf ein Minimum reduziert. Das Flüchtlings-Camp ist "reaktivierbar stillgelegt", so die offizielle Sprachregelung. Es ist gut möglich, dass es nie wieder in Betrieb gehen wird.

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SZ vom 04.06.2016 / flo
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