Bei einem Spatenstich darf man schon ein bisschen stolz sein. Dorfens Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) war es und sagte, „das ist ein Solarpark, der den Anforderungen der Zeit in vielerlei Hinsicht entspricht“. Und Leonhard Kriegel von der Firma Fenecon aus Deggendorf legt noch eins drauf: „Genau mit solchen Projekten können wir zeigen, wie die Energiewende funktioniert.“
Dabei ist Photovoltaik-Freiflächenanlagen, die die Stadtwerke Dorfen in Kooperation mit mehreren anderen Unternehmen auf einem Acker direkt neben der A94 auf den Weg gebracht haben, auf den ersten Blick nur eine von vielen, die gerade aller Orten entstehen. 3,2 Megawatt maximale Leistung sind zudem nur mittelprächtig viel, das ist keine wirklich große Anlage, aber es reicht für immerhin 1280 Dorfener Durchschnittshaushalte.

Doch der neue Solarpark hat ein zukunftsweisende Komponente, die anderswo noch nicht zum Standard gehört, und die ihn deshalb über andere PV-Projekte heraushebt. Der Clou: Am Rand des 3,6 Hektar großen Feldes wird ein kleines Gebäude stehen, kaum größer als eine Garage, in der zusammengeschaltete Batterien 2500 Kilowattstunden Strom speichern können. Das ist viel, es reicht aus, um 360 durchschnittliche Haushalte einen ganzen Tag lang mit Strom zu versorgen. Man kann den Sonnenstrom, der in Dorfen und ganz Deutschland tagsüber oft in Überfülle produziert wird, auch einfach bis in die Abendstunden aufheben und erst dann ins Netz einspeisen – weil das nicht nur physikalisch, sondern auch ökonomisch Sinn macht.

Leonhard Kriegel, dessen Unternehmen den Batteriespeicher baut, machte dazu eine sehr überzeugende Rechnung auf. Am Freitagmittag bekam man an der Strombörse für eine Kilowattstunde Solarstrom 0,04 Cent. Am Abend gegen 18 Uhr war der Preis auf 18 Cent gestiegen, das ist 450 Mal so viel. Strom speichern lohnt sich also auch unter diesem Gesichtspunkt ganz enorm.
Der Speicher an der neuen Solaranlage ist zwar innovativ, aber auch verfügbare und eingeführte Technik – man muss es nur machen. In Dorfen werden 144 Lithium-Ionen-Batteriemodule verbaut, wie sie bei Elektroautos zum Einsatz kommen. Es sind, wie Kriegel versicherte, hocheffiziente Batterien, die seine Firma für PV-Anlagen upcycelt, weil sie die Autohersteller als Auslaufmodelle aussortiert haben. Vier solche Batterien wurden bis vor Kurzem noch standardmäßig in Mercedes-Benz-Elektroautos verbaut.
Der Stromspeicher der neuen Dorfener Solaranlage hat also die Batteriekapazität von 36 Pkw der gehobenen Mittelklasse. Der Energieverlust durch die Speicherung des Stroms in den Batterien liegt bei weniger als zehn Prozent, sagte Kriegel. Das alles zeigt, dass es machbar ist, auch eine PV-Freiflächenanlage mit einem Speicher auszustatten. Genau so, wie das bei jeder privaten PV-Anlage, die auf einem Hausdach installiert wird, längst Standard ist.
Der Solarpark ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadtwerke Dorfen, des Unternehmens Energie Südbayern mit Sitz in München und der Firma Solea Development aus Plattling. Der Solarpark beim Dorfener Stadtteil Kaidach wird als eigene GmbH betrieben. Die Fläche ist von einer ortsansässigen Familie gepachtet. Der Aufbau ist schon erheblich fortgeschritten, auch wenn nun erst etwas verspätet Spatenstich gefeiert wurde. Ende Mai soll die Anlage bereits an Netz gehen.
Bürgerinnen und Bürger aus Dorfen und Umgebung, können sich finanziell beteiligen und profitieren
Sebastian Heiß, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Dorfen, hob noch mehr schöne Aspekte des neuen Solarparks hervor. Sie allein werde etwa zehn Prozent des in Dorfen benötigten Stroms produzieren. In der Stadt wird schon längst nur Strom aus erneuerbaren Energien verbraucht. Heiß betonte, dass zum Beispiel Dorfener Betriebe, die abends und nachts Strom benötigen, die lokal gewonnen Energie dank der Batteriespeicherung verbrauchen können. Da das PV-Feld unmittelbar neben der A94 liegt, beeinträchtigt es hier kein schützenswertes Landschaftsbild, was in der Diskussion um Freiflächenanlage das letzte ernsthafte Gegenargument ist.
Noch etwas soll die Akzeptanz erhöhen: Bürgerinnen und Bürger aus Dorfen und Umgebung, können sich finanziell beteiligen und profitieren. Auf der Internetseite www.dkb-crowdfunding.de/solarparkdorfen ist zu lesen, dass 400 000 Euro durch sogenannte Nachrangdarlehen zusammenkommen sollen. Wer seinen Erstwohnsitz in Dorfen, Velden, Taufkirchen, St. Wolfgang oder Lengdorf hat, kann von sofort an in der ersten Phase Anteile zwischen 800 und 8000 Euro zeichnen. Die Verzinsung beträgt 4,5 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von sieben Jahren. Abschlussgebühren fallen für die Anleger nicht an.