Süddeutsche Zeitung

Energiekosten:Strom wird teurer

Alle lokalen Energieversorger erhöhen die Preise. Die Anhebungen sind sehr unterschiedlich. Kunden der Stadtwerke Dorfen müssen sich auf eine Steigerung im deutlich zweistelligen Prozentbereich einstellen

Von Florian Tempel, Erding

Die Strompreise steigen im kommenden Jahr bei allen lokalen Energieversorgern. Allerdings sehr unterschiedlich. Die Stadtwerke Erding erhöhen zum 1. Januar 2019 ihre Preise im Standardtarif für einen Familienhaushalt mit 4000 Kilowattstunden Verbrauch um etwa 6,5 Prozent. Über ein Jahr gesehen sind das knapp 80 Euro mehr. Die Gemeindewerke Taufkirchen heben den Strompreis weniger stark an, die Mehrkosten bleiben im Rechenbeispiel bei 68 Euro mehr im Jahr. Bei der SEW Stromversorgung Erding steigt der Strompreis mit etwa zwei Prozent Aufschlag am geringsten, in der Modellrechnung macht das nur 27 Euro mehr aus.

Die Stromkunden der Stadtwerke Dorfen müssen sich hingegen auf massive Erhöhungen im deutlich zweistelligen Prozentbereich einstellen. Die Entscheidung, wie stark die Anhebung wird, fällt erst in der Sitzung des Aufsichtsrats in einem Monat. Die Preise werden dann erst im März oder April 2019 angehoben. Was auf die Dorfener zukommen kann - vielleicht sogar noch mehr -, zeigt der Preissprung bei den Kraftwerken Haag zum 1. Januar, der viele Stromkunden im südlichen Landkreis betrifft. Beim Standardtarif der Kraftwerke Haag wird die Jahresrechnung für 4000 Kilowattstunden um 185 Euro teurer - ein Anstieg von 15,8 Prozent.

Wie es bei den Stadtwerken Dorfen wird, wollte Geschäftsführer Klaus Steiner noch nicht sagen. Man feile noch an der Preisgestaltung: "Wir wollen versuchen, die Belastung für die Kunden so gering wie möglich zu halten und die Preise so behutsam wie möglich zu erhöhen." Überlegt werde etwa, den Grundpreis zu streichen, wovon diejenigen, die wenig Strom verbrauchen am meisten profitieren würden. Andere Überlegungen seien, Bonus- und Treuerabatte einzuführen.

Es gibt zwei Gründe, warum die Strompreise nicht nur im Landkreis, sondern fast überall in Deutschland angehoben werden. Zum einen sind die Preise, die die Energieversorgungsunternehmen an der Strombörse zahlen müssen, zuletzt stark angestiegen. Christopher Ruthner, Geschäftsführer der Stadtwerke Erding, erklärte, dass diese Preisentwicklung in seinem Unternehmen mit einem Aufschlag von etwa einem Cent pro Kilowattstunde beim Endkundenpreis berücksichtigt werden. Der zweite Faktor bei der Preisanhebung sind die sogenannten Netzentgelte, mit denen der Betrieb des Stromnetzes bezahlt wird. Bei den Stadtwerken Erding steigen die Netzentgelte um etwa einen Cent pro Kilowattstunde. Ruthner erklärte, dass man zum Beispiel in ein neues Umspannwerk investiert habe und diese Kosten nun im Netzentgelt umgelegt werden.

In Dorfen sind die Netzentgelte viel drastischer angestiegen - nicht nur um ein Cent, sondern um fast sieben Cent pro Kilowattstunde. Wenn die Stadtwerke Dorfen diese Teuerung ohne Preisreduzierung an anderer Stelle weitergeben würden, müsste der Strompreis allein deswegen um fast 25 Prozent steigen. Geschäftsführer Steiner sagt, Dorfen werde in einem ungerechten Maß durch "strukturelle Ungleichheit" belastet. Die Kosten für das Stromnetz seien in Dorfen und Umgebung, wo es viele kleine Erzeuger von erneuerbarer Energie gibt, viel höher als im urbanen Raum. Der Anschluss von Photovoltaik- und Biogasanlagen haben hohe Investitionen notwendig gemacht. Da Dorfen nun tagsüber stetig einen Überschuss an grünem Strom produzieren, können man zu recht sagen, "wir erzeugen den Strom für die Teslas in München". Die dafür teureren Netzkosten müssten aber die Kunden in Dorfen tragen, während in München die Netzentgelte weniger als halb so hoch seien. Steiner setzt sich dafür ein, dass das ungerechte System der Netzentgelte in Zukunft solidarischer gestaltet wird.

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Quelle:
SZ vom 20.11.2018
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