Energieberater aus Moosinning:"19 Grad wären mir persönlich zu kalt"

Energieberater aus Moosinning: Über mangelnde Arbeit kann sich Energieberater Johannes Humplmair derzeit nicht beklagen.

Über mangelnde Arbeit kann sich Energieberater Johannes Humplmair derzeit nicht beklagen.

(Foto: privat/oh)

Johannes Humplmair vom gleichnamigen Ingenieurbüro berät seit Jahren Oberdinger beim Energiesparen. Aktuell sind seine Termine besonders gefragt.

Die Expertise von Johannes Humplmair, Inhaber des Ingenieurbüros Humplmair in Moosinning, ist derzeit sehr gefragt. Er berät im Auftrag der Verwaltungsgemeinschaft Oberding Bürgerinnen und Bürger zu Energiesparthemen. Nun mussten erstmals wegen der großen Nachfrage Zusatztermine anberaumt werden. Die enorme Steigerung bei den Energiepreisen, die Unsicherheiten bei der Gaslieferung aus Russland, die Klimakrise, all das stellt Hausbesitzer und Mieter vor viele Fragen. Im Gespräch mit der Erdinger SZ rät Humplmair grundsätzlich: Jetzt nur nicht überstürzt handeln.

SZ: Herr Humplmair, Zusatztermine für die Energieberatung, das ist neu.

Johannes Humplmair: Die Nachfrage nach Beratungsangeboten ist deutlich gestiegen. Es kommt eben vieles zusammen, die Ukraine-Krise, Lieferengpässe, die Preissteigerungen. Die Leute sind unsicher, wo es mit den Preisen hingeht und wie es um die Versorgungssicherheit steht. Auf jeden Fall aber sollte man jetzt bloß nichts überhasten und sich gut informieren.

Was raten Sie denn Häuslebauern?

Grundsätzlich: Wichtig ist eine gute Gebäudehülle, also eine gute Dämmung, und das in sauberer Ausführung. Es gibt den Satz: "Die beste Wärme ist die, die ich nicht brauche." Und der Satz stimmt. Jeder muss für sich die Lösung finden, die für das Gebäude und den Geldbeutel machbar ist.

Wärmepumpen stehen gerade hoch im Kurs. Können Sie kurz das Prinzip erklären?

Eine Wärmepumpe ist, ganz vereinfacht ausgedrückt, wie ein Kühlschrank, nur umgekehrt. Während der Kühlschrank dem Innenraum Wärme entzieht und nach draußen abgibt, entzieht die Wärmepumpe dem Außenbereich die Wärme und gibt sie als Heizenergie an das Haus ab. Wärmepumpen sind eine sehr gute Sache. Sie gewinnen einen Teil ihrer Energie aus der Umwelt, aus Luft, Grundwasser oder der Erdwärme. Zudem sind Wärmepumpen nicht größer als ein alter Heizkessel, haben wenig Wartungsaufwand und man kann sie mit Photovoltaikanlagen kombinieren.

Diese Wärmeerzeuger stehen gerade sehr hoch im Kurs.

Das stimmt. Jetzt müssen Sie Wartezeiten von einem halben Jahr und länger einrechnen. Aber man muss schon schauen: Sie passen nicht überall. Zum Beispiel in einem unsanierten Altbestand aus den 50er Jahren mit Heizkörpern ist der Einbau einer Wärmepumpe alleine nicht sinnvoll, weil die Heizkörper eine sehr hohe Vorlauftemperatur benötigen. In diesem Fall müsste eine energetische Sanierung der Gebäudehülle zuerst erfolgen.

Eine energetische Sanierung ist auch eine Frage des Geldes.

Es gibt ganz unterschiedliche Fördermöglichkeiten, Darlehen mit Tilgungszuschüssen und Investitionszuschüsse, Fördergelder für Neubauten oder Sanierungen, die bis zu 55 Prozent der Kosten abdecken können. Ab 20. April nimmt die Staatsbank KfW wieder Förderanträge für Neubauten an, das kommt für viele sehr gerufen. Geht es um Neubau- oder Sanierungsförderung, wird meist ein Energieberater aus der Energie-Effizienz-Experten-Liste benötigt.

Photovoltaik auf dem Dach gibt es ja schon lange.

Im Landkreis ist die Nachfrage sehr groß. Der Vorteil dabei ist, dass die Energiegewinnung aus der Sonne vielfältig nutzbar ist. Der Klassiker bei meinen Beratungen derzeit: Wärmepumpe, PV aufs Dach und ein E-Auto. Eine der innovativsten Arten der Wärmeerzeugung stellt wohl derzeit die Eisspeicherheizung dar. Die ist allerdings mit sehr hohen Kosten verbunden, aber das wäre eine echte Investition in die Zukunft.

Und was bleibt den Mietern und Mieterinnen? Energiesparen.

Richtig. Im Winter heißt das: Die Heizkurve der Heizung richtig einstellen. Jedes Grad weniger Raumtemperatur spart Heizkosten.

Bislang galten 21 Grad als optimale Raumtemperatur. Dann lieber 19 Grad und ein Wollpulli mehr?

Also 19 Grad wären mir persönlich zu kalt. 20 ist eine gute Zahl. Wichtig wäre auch, die Heizung über Nacht abzusenken, auf drei oder vier Grad. Und in der Heizperiode mehrmals täglich Stoßlüften für circa fünf Minuten.

Jetzt kommt die Energiewende mit Gewalt.

Wenn man irgendetwas Positives aus diesen schwierigen Zeiten ziehen kann, dann vielleicht, dass die Energiewende nun doch schneller kommt als geplant.

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