Elementarschadensversicherungen in den Gemeinden:Sicher ist sicher

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Starkregenereignisse und Überschwemmungen können Kommunen jederzeit treffen, ein schlimmes Beispiel war im vergangen Jahr Simbach. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Immer mehr Kommunen im Landkreis schließen eine Elementarschadensversicherung gegen Hochwasser für ihre gemeindlichen Gebäude ab. Auch bei Privatleuten liegt eine solche Versicherung im Trend

Von REGINA BLUHME, Eitting/Oberding

Im Juni jährt er sich wieder, der Jahrestag der verheerend Überschwemmungskatastrophe, die nicht nur den Landkreis Erding im Jahr 2013 heimgesucht hat - sie steckt vielen Erdingern immer noch in den Knochen. Auch die Überschwemmungen im vergangenen Jahr, in Simbach in Niederbayern etwa, haben viele an das Jahr 2013 erinnert. Klar ist: Eine derartige Überschwemmung kann jede Gemeinde treffen, egal wo. Immer mehr Kommunen rüsten nun mit einer Elementarschadenversicherung nach. Eitting und Oberding holen gerade für ihre gemeindlichen Gebäude Angebote ein, Wartenberg und Fraunberg haben bereits eine Versicherung abgeschlossen.

"Simbach hat doch gezeigt, dass es tatsächlich jede Gemeinde treffen kann, auch eine, wo noch niemals ein Hochwasser aufgetreten ist", sagt Hans Wiesmaier, Bürgermeister von Fraunberg und Kreisvorsitzender des Gemeindetags. Wie er mitteilt, hat Fraunberg für die kommunalen Gebäude vor kurzem eine Elementarversicherung abgeschlossen. "Die Beträge sind im Vergleich zu dem, was ein Schaden anrichten kann, überschaubar." In Wartenberg hat sich die Gemeinde bereits vor vier Jahren für eine Elementarversicherung für alle kommunalen Gebäude entschieden, ist bei Bürgermeister Werner Ranft zu erfahren. Auslöser sei das Jahrhunderthochwasser im Juni 2013 gewesen.

Als der Eittinger Bürgermeister Georg Wiester im Gemeinderat die Pläne für eine Elementarversicherung vorstellte, erinnerte er ebenfalls an die Überschwemmungen in Simbach. "Keiner weiß, ob er nicht auch betroffen sein kann, wenn so ein Starkregenereignis stattfindet.". In Eitting sieht er vor allem das Kinderhaus gefährdet, denn das liege in einer kleinen Senke. Wie bei Josef Steinkirchner, dem Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft von Eitting und Oberding zu erfahren ist, werden gerade für die kommunalen Gebäude beider Gemeinden Versicherungsangebote eingeholt.

Bürgermeister Wieser appellierte in der Sitzung auch an Privatleute, sich nicht alleine auf eine Gebäudeversicherung zu verlassen, "denn die deckt blitzartige Sturzfluten nicht ab." Wie die Bayerische Versicherungskammer mitteilt, sind in Bayern aktuell 30 Prozent aller Gebäude elementar versichert, 2013 waren es noch 20 Prozent. "Wenn heute eine Wohngebäudeversicherung abgeschlossen wird, dann wird von 50 Prozent der Kunden auch eine Elementarversicherung gekauft", so Unternehmenssprecher Stefan Liebl.

Der Trend zur Elementarschadenversicherung liegt sicher auch daran, dass die Bayerische Regierung ab 2019 keine Fluthilfe mehr für Gebäude zahlt, die versicherungsfähig sind. Und versicherbar sind nach Auskunft der Bayerischen Versicherungskammer im Landkreis Erding 99,8 Prozent der Gebäude - ohne die Häuser vorab in Augenschein nehmen zu müssen, wie Stefan Liebl mitteilt. Berechnet wird dies von der Kammer nach einem eigenen Sechs-Zonen-System. Wer ein Gebäude in risikoärmsten Zone 1 versichern will, zahle für ein Standardhaus 100 Euro im Jahr- Dann wird es natürlich stufenweise teurer, in Zone 4 und 5 könne auch ein gewisser Selbstbehalt des Versicherten nötig werden. Bei den Gebäuden, die in der schlechtesten Zone 6 lägen, "muss man genauer hinsehen", so Liebl, dort seien dann eventuell bauliche Maßnahmen oder ein Selbstbehalt ein Thema. Wo diese sich diese Gebäude befinden, darüber dürfe er aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskunft geben.

Während die Versicherungskammer ihr eigenes Zonierungssystem besitzt, verwenden die meisten anderen Versicherungen das vierstufige sogenannte ZÜRS-System. Bei der HUK-Coburg ist zu erfahren, dass die Bereitschaft von Privatpersonen gestiegen sei, eine Elementarversicherung abzuschließen. Regionale Zahlen kann Thomas von Mallinckrodt von der Abteilung Unternehmenskommunikation nicht nennen. Aber er schreibt: "Der Landkreis fällt nicht in eine Risikozone."

Insgesamt hinke Bayern mit 30 Prozent Elementarversicherungen dem Bundesdurchschnitt von 40 Prozent "ein wenig hinterher", so Pressesprecher Stefan Liebl von der Bayerischen Versicherungskammer. In Baden-Württemberg dagegen betrage die Quote 92 Prozent. "Das liegt daran, dass es in dem Bundesland einmal eine Pflichtversicherung gab", so Liebl. Von einer Pflichtversicherung für Elementargefahren hält die Versicherungsbranche nichts. Da sind sich Versicherungskammer und HUK einig: Dadurch würde die nur die Motivation sinken, in den Hochwasserschutz zu investieren. Wer eine Elementarversicherung abschließt, der kauft im Übrigen immer ein ganzes Paket und ist dann nicht nur gegen Überschwemmungen versichert, sondern auch gegen Erdbeben, Schneedruck, Erdrutsch, Lawinen und Vulkanausbruch.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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