Elektroautos in Dorfen:Einladende Ladestation

Die Stadt Dorfen will eine Schnellladesäule für Elektroautos in der Innenstadt installieren. Ein Angebot vor allem für auswärtige Autofahrer, denn einheimische Bürger brauchen das eher nicht

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Stadt Dorfen will einen Beitrag zur Förderung der Elektromobilität leisten und lässt ihre Stadtwerke deshalb zwei Ladesäulen für Elektroautos errichten. Eine Schnellladesäule für zwei Fahrzeuge, die abzüglich staatlicher Zuschüsse etwa 20 000 Euro kostet, soll in der Innenstadt installiert werden. Eine einfachere und mit 6000 Euro auch billigere Stromzapfsäule, an der das Aufladen jedoch erheblich länger dauert, kommt in die Nähe des Bahnhofs.

Das Engagement der Stadt ist vor allem unter einem Gesichtspunkt bemerkenswert: Die Ladesäulen bringen, wie in der Diskussion im Umwelt- und Klimaausschuss des Stadtrats herausgearbeitet wurde, den eigenen Bürger eigentlich gar nichts. Eine Dorfenerin, die ein Elektroauto besitzt, lädt ihren Wagen über Nacht zu Hause in der Garage auf - sie braucht keine Ladestation in der Dorfener Innenstadt oder am Bahnhof. Eine Stromzapfsäule ist also immer ein Angebot an Auswärtige. Umweltreferent Gerald Forstmaier (Grün-Alternative Liste) formulierte es so: "Das ist etwas zum Beispiel für einen Münchner, der auf der Fahrt nach Passau feststellt, ich muss mein Auto aufladen - und der das dann in Dorfen machen kann." Wo es Ladestationen gibt, ist für den Elektroautofahrer einfach über eine App auf seinem Smartphone herauszufinden.

Zu Beginn der Sitzung des Umweltausschusses hatte der Geschäftsführer der Stadtwerke Dorfen, Klaus Steiner, einen detailreichen Überblick zu Stromladestationen gegeben. Aktuell gebe es in Deutschland nur 25 500 Elektroautos, in Bayern seien gerade einmal 5760 Stück zugelassen. Die Bundesregierung hat sich aber als Ziel gesetzt, bis 2020 eine Million und bis 2030 sechs Millionen Elektroautos auf die Straßen zu bringen. "Der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist evident", stellte Steiner fest. Neben den höheren Anschaffungskosten und der geringeren Reichweite von Elektroautos gebe es aber womöglich ein "Henne-Ei-Problem", das die schneller Verbreitung von Elektroautos behindere, sagte Steiner: Weil es noch nicht so viele Ladestationen gibt, an denen man unterwegs relativ schnell nachladen kann, werden wenige Elektroautos gekauft, und weil dem so ist, werden wenige Ladestationen gebaut. Stadtrat Heiner Müller-Ermann (SPD) sagte, die Lösung sei in diesem Fall ganz klar: "Wer Eier möchte, muss sich eine Henne anschaffen", will heißen, die Stadt sollte Ladestationen installieren, weil sie Elektroautos gut findet.

Neben der Stadt planen auch private Investoren Ladestationen in Dorfen. So zum Beispiel der Unternehmer Manfred Singer, der an seiner geplanten Tank- und Raststätte an der Autobahnauffahrt zur A 94 eine Schnellladesäule eingeplant hat. An einer solche Stromtankstelle lässt sich ein Elektroauto in etwa 45 Minuten auf 80 Prozent nachladen. Viele Elektroautos sind dafür zwar noch gar nicht ausgerüstet. Gleichwohl sind schnell ladende Akkus sicher die Zukunft. "Wir machen uns lächerlich", sagte Gerald Forstmaier, "wenn wir keine Schnellladestation einrichten." In der Dorfener Innenstadt, so die Überlegung, könne sich der Stromtankende die Zeit zum Beispiel mit einem Café-Besuch vertreiben. Für ältere Elektroautomodelle, bei denen das Laden eh länger dauert, wird eine zweite Ladestation am Bahnhof aufgebaut.

Ein ganz wichtiger Punkt, der noch zu klären ist, ist die Frage, wie man bezahlt. Stadtwerke-Chef Steiner sagte, man brauche dazu ein Partnerunternehmen, dass verschiedene praktische Möglichkeiten anbietet: Bezahlen übers Handy, per Karte oder auch durch Münzeinwurf.

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