Eittinger Fischerbäu:"Ein großer Schritt und der muss sein"

Eittinger Fischerbäu: Ein Blick ins Innere des Eittinger Fischerbräus: Hier im Bild sind Gärtanks für Lagerbier zu sehen.

Ein Blick ins Innere des Eittinger Fischerbräus: Hier im Bild sind Gärtanks für Lagerbier zu sehen.

(Foto: Renate Schmidt)

Ein neues Sudhaus, neue Gär- und Lagertanks, ein Shop und ein Gastrobereich mit 40 Sitzplätzen. Juniorchef Tobias Vincenti hat große Pläne für den Brauereistandort an der Gadener Straße. Zum 90-jährigen Bestehen gibt es auch ein Spezialbier.

Von Regina Bluhme, Eitting

Es gibt Tage, da muss Tobias Vincenti, der Juniorchef vom Eittinger Fischerbräu, bis zu drei Mal vom Betriebsgelände und der modernen Gäranlage in Richtung Ortsmitte radeln, denn dort steht noch immer das Sudhaus. Die Pendelei soll jedoch einmal der Vergangenheit angehören. Der 29-Jährige hat große Pläne für die Brauerei, die heuer 90 Jahre alt wird: ein neues Sudhaus, neue Gär- und Lagertanks, ein Shop und ein Gastrobereich mit 40 Sitzplätzen sollen auf dem Firmenareal an der Gadener Straße gebaut werden. Ein ambitioniertes Projekt. "Ein großer Schritt", sagt Vincenti, "und der muss sein".

Eittinger Fischerbäu: Firmenlaster transportieren regelmäßig die im Sudhaus produzierte Vorstufe des Biers zu den Gär- und Lageranlagen an der Gadener Straße.

Firmenlaster transportieren regelmäßig die im Sudhaus produzierte Vorstufe des Biers zu den Gär- und Lageranlagen an der Gadener Straße.

(Foto: Renate Schmidt)

Nicht nur Tobias Vincenti muss in die Eittinger Ortsmitte pendeln. Firmenlaster transportieren regelmäßig die im Sudhaus produzierte Vorstufe des Biers zu den Gär- und Lageranlagen an der Gadener Straße. 2002 ist dort der Neubau mit Büro, Lager, Gär- und Abfüllanlagen gebaut worden. Dann ist alles an einem Ort gebündelt. "Wir haben schon immer viel investiert, anders wäre es ja gar nicht gegangen", sagt der studierte Brauer. Am ursprünglichen Standort, an der St.-Georg-Straße in der Ortsmitte, war es zu eng geworden. An der Gadener Straße stapeln sich meterhoch die Biertragerl in der großen Halle. Nebenan werden in der modernen Abfüllanlage Flaschen automatisch gereinigt, etikettiert und befüllt.

Das Sudhaus ist im Ortskern geblieben, ebenso das Bräustüberl

Das Sudhaus aber, Baujahr 1976, blieb im Ortskern, ebenso die Wirtschaft Bräustüberl. Nun soll ein neues Sudhaus am Brauereistandort an der Gadener Straße gebaut werden. Dann ist Schluss mit der ewigen Pendlerei. Platz gibt es auf dem Areal genug für Sudhaus, die neuen Gärbehälter, für einen kleinen Shop und für einen Gastrobereich mit Biergarten. Das heißt aber auch, dass das Bräustüberl in der Ortsmitte über kurz oder lang zugemacht wird. Sicher sei das schade, räumt Vincenti ein. Aber das Haus sei alt, der vordere Teil stammt von 1927, "wir hätten da was machen müssen", erklärt Vincenti. Dann gleich ein Neubau.

Eittinger Fischerbäu: Das Bräustüberl im Ortskern von Eitting. Dort befindet sich auch immer noch das Sudhaus.

Das Bräustüberl im Ortskern von Eitting. Dort befindet sich auch immer noch das Sudhaus.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Corona-Krise mit Lockdown habe der Erdinger Fischerbräu "einigermaßen überstanden", sagt Tobias Vincenti. Regionale Brauereien lägen ohnehin im Trend und es habe sicher geholfen, dass sich der Betrieb auch auf den Handel und Heimlieferdienst stützen kann. Zudem übernimmt der Fischerbräu auch Lohnabfüllungen für andere Brauereien, für die sich Investitionen in eine eigene Abfüllanlage nicht lohnt. Der Eittinger Fischerbräu ist auch einer von 60 Betrieben, die die Limomarke Frucade abfüllen. Eine eigene Limonade hat der Eittinger Fischerbräu aber auch im Angebot, deswegen steht neben den Tanks auch ein riesiger Behälter nur für Zucker.

Der Gemeinderat Eitting steht hinter dem Projekt

Wann es mit dem Projekt losgeht, könne er nicht sagen. Teuer wird es auf jeden Fall, Vincenti rechnet mit einer fünfstelligen Summe. Der Gemeinderat jedenfalls steht hinter dem Projekt. Es gibt aber noch einige Unabwägbarkeiten, zum Beispiel die stets steigenden Baukosten, und die Heizkosten machen dem Juniorchef auch Sorgen. Der Fischerbräu heize mit Erdöl, Pläne für Gas oder Hackschnitzel haben sich zerschlagen.

Was sich jetzt schon bemerkbar macht, sei der Mangel an Flaschen. Das wird noch ein Problem, uns gehen die Flaschen aus. Er habe sich noch ein Kontingent sichern können. Mangelware sind inzwischen auch die Verschlussdeckel für die Limonadenflaschen. Normalerweise betrage die Lieferzeit zwei Wochen, inzwischen sind es sechs Wochen. Er habe sich grade noch einen der letzten Posten sicher können, "aber was macht der Betrieb, der nach mir gekommen ist?"

Eittinger Fischerbäu: Juniorchef Tobias Vincenti packt an. Er hat große Pläne für seinen Betrieb.

Juniorchef Tobias Vincenti packt an. Er hat große Pläne für seinen Betrieb.

(Foto: Renate Schmidt)

Der Eittinger Fischerbräu feiert dieses Jahr 90-jähriges Betriebsjubiläum. 1932 wurde die Brauerei Eittinger Fischerbräu von Albert Fischer gegründet, der die Kantine des damals neuen Kraftwerkes in Eitting aufkaufte und zu einer Brauerei umfunktionierte. Als sein einziger Sohn starb, führte der Neffe Oskar Vincenti von 1957 bis 1989 die Brauerei, dann übernahm Braumeister Christoph Vincenti, der seine Zeit der Ausbildung und des Studiums in Weihenstephan verbrachte, den Betrieb. Jetzt ist Sohn Tobias der Juniorchef.

Der 29-Jährige hat seine Brauerlehre in der Schlossbrauerei Au absolviert, später dann Brau- und Getränketechnologie an der Fachhochschule Weihenstephan studiert. Es sei immer wieder spannend, was man aus nur vier Zutaten alles erreichen und weiterentwickeln könne, sagt er.

Eittinger Fischerbäu: Blick von oben auf die Abfüllanlage am Firmensitz an der Gadener Straße.

Blick von oben auf die Abfüllanlage am Firmensitz an der Gadener Straße.

(Foto: Renate Schmidt)

Mittlerweile hat Tobias Vincenti zwei eigene Biersorten unter der Marke T.V. Biere herausgebracht. Es gibt das Lagerbier Hopfagstopft's und das alkoholfreie Bleifrei's, jeweils in 0,33 Liter Flaschen.Zum 90-jährigen Jubiläum hat das Eittinger Fischerbräu natürlich auch ein eigenes Jubiläums-Spezialbier, laut Vincenti "ein etwas stärkeres Helles", herausgebracht.

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