Tarifrunde im genossenschaftlichen Großhandel:Streik im Rewe-Lager

Tarifrunde im genossenschaftlichen Großhandel: Vor der Schranke an der Einfahrt zum Betriebsgelände streiken Mitarbeiter.

Vor der Schranke an der Einfahrt zum Betriebsgelände streiken Mitarbeiter.

(Foto: Renate Schmidt)

Beschäftigte folgen einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi und legen erstmals in Eitting die Arbeit nieder.

Von Florian Tempel, Eitting

Zum ersten Mal waren die Mitarbeiter beim Großlager von Rewe in Eitting von der Gewerkschaft Verdi zum Streik aufgerufen. Die Streikenden versammelten sich in gelben Westen vor der Schranke der Einfahrt auf das Betriebsgelände. Die Streikbereitschaft war offensichtlich nicht umfassend. Kolleginnen und Kollegen, die im Auto zur Arbeit kamen, wurden von den Streikenden einzeln darauf hingewiesen, sich an der Arbeitsniederlegung zu beteiligen. Der Streik der Lagermitarbeiter steht unter dem Motto "Rewe-Beschäftigte gibt es nicht zum Discountpreis".

Die Gewerkschaft Verdi schreibt in einer Pressemitteilung zum Streik, dass die Arbeitgeber "im genossenschaftlichen Großhandel in Bayern seit mittlerweile 15 Monaten den Beschäftigten einen wertschätzenden und angemessenen Tarifabschluss verweigern". Der größte Blockierer eines neuen Tarifabschlusses sei das Lebensmittelunternehmen Rewe. Die Rewe-Group ist ein international tätiger Handelskonzern, der genossenschaftlich aufgestellt ist, wenngleich das operative Geschäft von einer Aktiengesellschaft geführt wird. Laut einer eigenen Mitteilung von Anfang April hat Rewe ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021 hinter sich, in dem der Gesamtumsatz um zwei Milliarden Euro auf 76,5 Milliarden Euro gesteigert wurde. Das Konzernjahresergebnis stieg demnach von 415 Millionen auf 756 Millionen Euro.

Tarifrunde im genossenschaftlichen Großhandel: Kolleginnen und Kollegen, die im Auto zur Arbeit kamen, wurden von den Streikenden darauf hingewiesen, sich an der Arbeitsniederlegung zu beteiligen.

Kolleginnen und Kollegen, die im Auto zur Arbeit kamen, wurden von den Streikenden darauf hingewiesen, sich an der Arbeitsniederlegung zu beteiligen.

(Foto: Renate Schmidt)

Thomas Gürlebeck, der bei Verdi die Tarifverhandlungen im genossenschaftlichen Großhandel führt, äußerte vehemente Kritik an Rewe: Dass die Arbeitgeber "weiterhin einen angemessenen und wertschätzenden Tarifabschluss verhindern ist eine bodenlose Frechheit." Rewe habe "durch den unermüdlichen Einsatz der Beschäftigten, nicht nur während der Pandemie exorbitante Gewinne gemacht" und sich "üppige Erhöhungen der Vorstandsgehälter" geleistet. Den Beschäftigten wolle Rewe jedoch lediglich eine Tariferhöhung von nur 1,7 Prozent gewähren. Angesichts der aktuellen Inflation von circa neun Prozent sei das kein Angebot, sondern "eine Ohrfeige alle Beschäftigten" und "eine bodenlose Frechheit". Verdi hatte zu Beginn der Tarifrunde 2021 eine Erhöhung um 4,5 Prozent plus 45 Euro im Monat gefordert.

In einem von Verdi angelegten Streik-Blog äußern Mitarbeiter des Rewe-Lagers in Eitting ihre Meinung. Einer schreibt: "Die Rewe hat kein Geldproblem, die haben ein Problem das an den Mitarbeiter zu zahlen." Auch Beschäftigte von anderen Handelsunternehmen melden sich hier und versichern den Rewe-Streikenden ihre Solidarität: "Richtig so. Lasst euch nicht verarschen. Grüße von Edeka."

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