Süddeutsche Zeitung

Bakterien im Trinkwasser:Noch keine Entwarnung

Das Wasser in Eitting, Moosinning, Neuching, Oberding und in Teilen von Finsing muss weiterhin abgekocht werden. Es kommen Hunderte Anrufe und E-Mails von besorgten und teils aufgebrachten Verbrauchern.

Von Florian Tempel, Landkreis Erding

Das Trinkwasser in den Gemeinden Eitting, Moosinning, Neuching, Oberding und in Teilen von Finsing muss wegen einer möglichen Bakterienbelastung weiterhin abgekocht werden. Das Landratsamt Erding hatte eine entsprechende Abkochanordnung in der vergangenen Woche erlassen, nachdem bei Routinekontrollen coliforme Keime im Wasser des Zweckverbands Wasserversorgung Moosrain festgestellt worden waren. Etwa 20.000 Menschen sind betroffen. Die Ursache für den Bakterieneintrag ist bislang nicht geklärt.

Die Hochbehälter, in denen die Verunreinigung festgestellt worden war, sind abgelassen worden, gereinigt, desinfiziert und mittlerweile wieder einsatzbereit, sagt Wolfgang Haberger, der Geschäftsführer und Werksleiter der Wasserversorgung Moosrain. Die 30 neuen Wasserproben, die am vergangenen Freitag in verschiedenen öffentlichen Einrichtungen in allen Verbandsgemeinden, am Hochbehälter und im Wasserwerk genommen und im Labor untersucht wurden, waren alle sauber, betont Haberger. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Doch bevor man wieder beruhigt Entwarnung geben könne und das Landratsamt die Abkochanordnung zurücknehmen werde, müssen die Ergebnisse zweier weiterer Probenentnahmen abgewartet werden. Die 30 Wasserproben, die am Dienstag wieder an denselben Stellen genommen wurden, sind schon im Labor. An diesem Freitag folgt der dritte Durchgang der Beprobung. Die Ergebnisse erwartet Haberger am kommenden Dienstag oder Mittwoch. So lange müsse man noch auf alle Fälle Vorsicht walten lassen.

Hunderte Anrufe und E-Mails von besorgten und teils aufgebrachten Verbrauchern

Die Beeinträchtigung des Trinkwassers mit coliformen Keimen, die zu Durchfall führen können, war und ist für viele Wasserkunden eine starke Belastung, nicht nur wegen der Sorge um die eigene Gesundheit und die von Angehörigen. "Wir hatten in den vergangenen Tagen Hunderte Anrufe", sagt Haberger, und ebenso viele E-Mail-Zuschriften. Viele Kunden seien sehr aufgebracht gewesen, hätten sich über unzureichende Informationen beschwert oder Hinweise zur Ursache des Bakterieneintrags geäußert. "Die Leute haben die unterschiedlichsten Vermutungen in alle Richtungen", sagt Haberger, "ob das ein Terroranschlag war oder etwas mit dem Neubau des Wasserwerks zu tun habe".

Andere haben vor allem den ihrer Ansicht nach unzulänglichen Informationsfluss beklagt. Ein SZ-Leser schreibt: "Obwohl das Problem offenbar schon seit Donnerstagnachmittag bekannt war, wurde die Bevölkerung erst spät am Abend per Feuerwehr-Durchsage informiert, in unserer Straße beispielsweise erst um circa 20.15 Uhr. Ich finde das ein Unding, vor allem, weil man ja laut Anweisung des Landratsamts das Wasser für die Zubereitung des Abendessens nicht hätte benutzen dürfen."

Der designierte neue Kreisbrandrat Florian Pleiner sagte dazu, dass die Feuerwehren erst die offizielle Abkochanordnung des Landratsamtes abwarten mussten, um ausrücken zu können. Die Lautsprecherwagen seien zudem auf verschiedene Standorte im ganzen Landkreis verteilt und mussten erst anfahren. Schließlich sei ab 18 Uhr etwa ein Dutzend Fahrzeuge für Durchsagen unterwegs gewesen. Der SZ-Leser kritisiert auch, dass es keine Information über Handy-Apps gab: "Ich habe die beiden bekannten Warn-Apps installiert (Nina und Katwarn), aber auch darüber gab es keine Meldung." Pleiner sagte dazu, der Hinweis, in solchen und ähnlichen Fällen neben Radio- und Feuerwehr-Durchsagen auch über Warn-Apps zu informieren, sei durchaus berechtigt.

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