Eishockey:Unklare Zukunft der Gladiators

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Auf dem Eis fallen keine Entscheidungen mehr - die Zukunftsfragen müssen Vereins- und Verbands-Funktionäre klären. (Foto: Peter Bauersachs)

Wenn sich das Erdinger Team aus der Oberliga zurückzieht, müsste es eigentlich in der Bezirksliga wieder ganz von vorne anfangen. Vielleicht gibt es aber doch noch eine weitere Variante.

Von Florian Tempel, Erding

Kaum jemand glaubt noch daran, dass die Erding Gladiators in der kommenden Saison in der Oberliga spielen werden. Das in dieser und in vergangenen Spielzeiten aufgelaufenen Minus in Höhe von 120 000 Euro ist so drückend, dass der Vereinsrat des TSV Erding am 14. April wohl einen Schlussstrich ziehen wird. Aber wie geht es danach weiter? Müssen die Gladiators, wie 2002 nach der Pleite der Erding Jets GmbH, tatsächlich drei Klassen weiter unten in der Bezirksliga anfangen? Oder ist es doch möglich, in der Bayernliga zu starten? Und was für Auswirkungen hätte das Ganze für den Nachwuchsbereich?

Anton Weitl, Geschäftsführer des Bayerischen Eishockey-Verbands (BEV), stellt klar, dass ein Rückzug der Gladiators aus der Oberliga für alle anderen TSV-Mannschaften von den Kleinstschülern bis zum 1b-Team keine Auswirkungen hätte: "Die Nachwuchsmannschaften bleiben in ihren Ligen." Die Frage, wo die Gladiators antreten müssten, sei hingegen nicht so leicht zu beantworten. Die BEV-Statuten besagten zwar grundsätzlich, ein Neuanfang müsse in der Bezirksliga beginnen. Nicht nur die Erdinger haben das schon erlebt. Auch der EHC München und die Starbulls Rosenheim mussten ganz runter und sich wieder hocharbeiten. Doch Weitl sagt auch, dass "es noch eine weitere Möglichkeit gibt". Die will er jedoch nicht benennen, weil sie noch "juristisch abgeklärt werden" müsse.

Womöglich meint Weitl folgendes: Während bei echten Pleiten und Vereinsneugründungen an einer Einstufung in der Bezirksliga nichts vorbei geht, ist der Fall der Gladiators anders gelagert. Der TSV Erding ist keineswegs insolvent, besteht seit 153 Jahren und würde sein Team freiwillig aus der Oberliga zurückziehen. Weitl betont, dass er oder andere BEV-Repräsentanten bislang noch nicht mit einem verantwortlichen Erdinger gesprochen habe. Die angedeutete "weitere Möglichkeit" kläre man beim BEV aus eigenem Antrieb, "es kann ja sein, das der Verein bald auf uns zukommt". Und dann wolle man klar sagen können, "was geht und was geht nicht".

Neben den Verträgen von Gladiators-Coach John Samanski und vier Spielern seines Teams sind auch die Verträge mit den Nachwuchstrainern vorzeitig gekündigt worden. Robert Steinmann, der das Jugend-Team trainiert, hat damit allerdings kein Problem: "Ich sehe das entspannt." Er sei Nachwuchstrainer "aus Leidenschaft" und nicht, weil er einen Vertrag habe. Er werde nach Ostern ganz normal das Sommertraining starten und darauf vertrauen, dass zu einem späteren Zeitpunkt ein neuer Vertrag mit ihm geschlossen werde. In gewisser Weise halte er seine Vertragskündigung sogar "für legitim". Es sei für ihn "nachvollziehbar", dass der TSV Erding "einen klaren Schnitt" mache, um am 14. April das bei Eishockey aufgelaufene Defizit exakt beziffern zu können.

Bedrückend sei aber die Aussicht, dass die Gladiators in die Bezirksliga müssten. Die Nachwuchsarbeit in Erding, die jungen Spielern die Möglichkeit gebe unter "professionellen Bedingungen fünf bis sechsmal pro Woche zu trainieren", lebe auch davon, dass die erste Mannschaft in einer möglichst hohen Liga spiele. Um Talente in Erding zu halten und auf ihnen aufbauen zu können, sollten die Gladiators mindestens in der Bayernliga spielen.

BEV-Landestrainer Stefan Teufel, der in den 1990er Jahren Nachwuchscheftrainer in Erding war, sieht es etwas anders. In Erding gebe es ein "sehr gutes Nachwuchskonzept" und sicher wäre es schön, wenn die Gladiators in einer möglichst hohen Spielklasse anträten. Teufel dementierte jedoch einen Pressebericht, laut dem er sich persönlich für eine Einstufung der Gladiators in der Bayernliga einsetzen wolle. Das habe er nie gesagt. Und selbst wenn die Gladiators in die Bezirksliga müssten, sei das kein Weltuntergang. Man könnte das sogar als "eine Chance für den Nachwuchs" betrachten.

© SZ vom 27.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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