Einzelhandel:Der Abschied vom Bargeld

Einzelhandel: Der Automat in der Metzgerei Stuhlberger: Der Verkäufer scannt den Kassenzettel ein, woraufhin der Kunde mit Scheinen, Münzen oder Karte zahlt.

Der Automat in der Metzgerei Stuhlberger: Der Verkäufer scannt den Kassenzettel ein, woraufhin der Kunde mit Scheinen, Münzen oder Karte zahlt.

(Foto: Renate Schmidt)

Dem Verkäufer das Geld in die Hand zu geben, gehört in einigen Geschäften in Erding nicht mehr zum Alltag. Viele Kunden akzeptieren die neuen Systeme

Von Korbinian Hartmann, Erding

Bezahlen ohne Bargeld ist längst nichts Ungewöhnliches mehr. Erst in der vergangenen Woche hatte die Supermarktkette Rewe ein Pilotprojekt zum Bezahlen via App angekündigt. Ob und wann das in Erding umgesetzt wird, ist laut einem Pressesprecher der Rewe Markt GmbH aktuell noch nicht zu sagen. Doch schon jetzt gibt es im Landkreis einige Alternativen zum analogen Bezahlvorgang. Motive wie Zeitersparnis und bessere Hygiene kommen laut Aussagen der Einzelhändler bei vielen Kunden gut an. Aber nicht jedes Konzept ist erfolgreich.

Größtenteils begeistert sind die Kunden der Metzgerei Stuhlberger, der in seinen Filialen in Altenerding, Wartenberg und Freising vor knapp einem Jahr Bezahlautomaten angebracht hatte, wie Geschäftsführerin Anna Stuhlberger sagte. "Für uns ist das aus hygienischen Gründen eine Erleichterung, weil wir das Geld nicht mehr anfassen." Nach dem Einkauf scannt der Verkäufer den Kassenzettel ein, woraufhin der Kunde am Automaten zahlt. "Unsere Kunden waren sehr aufgeschlossen. Zwar haben anfangs nicht alle den Wechsel verstanden, aber die meisten konnten wir überzeugen, dass dies die optimale Lösung ist."

Im Markthaus Schachtl war 2013 ein ähnliches Konzept nach vier Wochen gescheitert. "Unsere Kunden haben die Bezahlautomaten gar nicht akzeptiert", so Inhaber Peter Schachtl. Viele hätten sich beschwert, weil sie den Bezahlvorgang zu unpersönlich fänden. Die Kunden mussten an einem Automaten den Barcode auf dem Kassenzettel einscannen und dann bezahlten. "Wer einen Imbiss bestellt hatte, konnte bezahlen, während das Essen vorbereitet wurde." Im Nachhinein spricht er von einer "teuren Lehre": Vor sechs Jahren sei es zu früh gewesen, das damals noch junge Konzept umzusetzen.

Im Feneberg im Gewerbegebiet Erding West spielt bereits seit der Markteröffnung vor zehn Jahren Zukunftsmusik. Dort können die Kunden mit dem sogenannten "Scanni" einkaufen, einem Scangerät, das sie mit einer Kundenkarte von einer Wand im Eingangsbereich lösen. "Bevor sie die Ware in den Korb legen, scannen die Käufer den Barcode ein", sagte Gabi Zeller, leitende Kassiererin der Filiale. Das Gerät berechne während des gesamten Einkaufs den Betrag, sodass die Kunden fortlaufend die Kosten im Blick haben. Produkte, die sie am Ende doch nicht kaufen, werden wieder gelöscht. Ob die Kunden alle ihre Waren einscannen, überprüfe der Markt mit Zufallskontrollen. Zahlen können die Kunden an einem Terminal mit einer EC-Karte.

Wer auf den persönlichen Kontakt mit einem Verkäufer nicht verzichten will, könne nach wie vor an einer Kasse und in bar bezahlen, sagte Zeller. Den Scanni können sie trotzdem verwenden. "Sie zeigen an der Kasse den Betrag und müssen dafür ihre Produkte nicht auf das Band und wieder zurücklegen." Laut Zeller nutzen seit Einführung des Systems etwa 70 Prozent der Kunden den Scanner in Verbindung mit Bezahlterminal. Einen Personalabbau habe es deswegen nicht gegeben - und stehe nicht in Aussicht. "Für uns bringt das System keine Entlastung, weil wir die Kunden unterstützen." Das Geschäft in der Erdinger Innenstadt sei für das Konzept zu klein.

Außergewöhnliche Methoden sind aber auch dort anzutreffen. Seit 2007 gibt es im Gewandhaus Gruber den Zebra-Club, dessen Mitglieder via Fingerabdruck bezahlen können. Mehr als 50 000 Registrierungen verzeichnete das Unternehmen laut Marketingleiter Fabian Festner bisher. "Aber nicht alle, die sich angemeldet haben, verwenden das Angebot regelmäßig." Bei der Registrierung geben Kunden die relevanten Daten an und können das Bezahlen mit Fingerabdruck freischalten lassen.

Seit zwei Jahren müssen Autofahrer in Erding auch keine Parkscheinautomaten mehr benutzen. Stattdessen kann das Ticket mit der App Travipay bezahlt werden. Durch die Beteiligung des Betreibers fällt laut Christian Wanninger, Pressesprecher der Stadt Erding, ein geringer Aufpreis an. Pro Gebühr betrage dieser 14 Prozent sowie zusätzlich 14 Cent. Das Interesse steigt: "Am Anfang wurden monatlich etwa 700 Parkscheine gelöst, in diesem Februar waren es 2 300."

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