Niedriges Durchschnittseinkommen:Zahl der Geringverdiener wächst

Niedriges Durchschnittseinkommen: Auch nach Freising pendeln viele Landkreisbürger, zum Beispiel zu Krones, wo erst dieses Jahr ein neues Brew Center eröffnet wurde.

Auch nach Freising pendeln viele Landkreisbürger, zum Beispiel zu Krones, wo erst dieses Jahr ein neues Brew Center eröffnet wurde.

(Foto: Marco Einfeldt)

Im Landkreis Erding ist weniger zu verdienen als in der Umgebung. Viele Berufstätige pendeln daher nach Freising, München oder Landshut.

Von Marianne Westenthanner

ErdingDie Wirtschaft im Landkreis Erding boomt, das bringt jedoch nicht nur Vorteile mit sich. Die Arbeitslosenquote ist dauerhaft niedrig, jedoch steigt die Anzahl der Geringverdiener. Das schlägt sich auch im durchschnittlichen Einkommen für den Landkreis nieder. Wie aktuelle Zahlen der Agentur für Arbeit zeigen, ist das durchschnittliche Bruttoeinkommen für Berufstätige, deren Arbeitsort im Landkreis Erding liegt, im Vergleich zu anderen Landkreisen der Region niedriger. Es beträgt 2936 Euro. Der bundesweite Mittelwert liegt bei 3209 Euro, der bayerische Mittelwert bei 3345 Euro. Auch in den Nachbarlandkreisen sind die Bruttolöhne höher, Spitzenreiter sind München und Freising.

Ein Grund für den niedrigen Wert im Landkreis Erding ist die laut der Agentur für Arbeit steigende Zahl der Geringverdiener. Der Anteil derjenigen, deren Gehalt im "unteren Entgeltbereich" liegt, hat sich demnach in den vergangenen zehn Jahren von 21,8 auf 24,8 Prozent erhöht. Dazu zählen in Westdeutschland alle Berufstätigen mit einem Gehalt unter 2226 Euro brutto und damit auch Menschen mit Minijobs oder in Teilzeitanstellung.

Trotz dieser niedrigen Zahlen sind die Einwohner des Landkreises wirtschaftlich gut gestellt. "Wenn es um das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte für jeden Einwohner geht, übertrifft der Landkreis Erding teilweise sogar das Niveau seiner Nachbarn", betont Otto Heinz, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des Regionalausschusses Erding und Freising. Das verfügbare Einkommen pro Haushalt, das als wichtigster Wohlstandsfaktor gilt, hat im Landkreis Erding laut dem Landesamts für Statistik in den vergangenen zehn Jahren um 35,8 Prozent zugenommen, das ist der zweitstärkste Anstieg in ganz Bayern.

Betrachtet man die Berufstätigen, die im Landkreis wohnen, so ist der durchschnittliche Verdienst pro Kopf mit 3481 Euro brutto um einiges höher als der Verdienst derjenigen, die im Landkreis arbeiten, und übertrifft damit den bayrischen Durchschnitt. Hauptgrund ist der rege Pendelverkehr. Ein Großteil der Einwohner arbeitet außerhalb: Laut Agentur für Arbeit ist die Auspendlerquote mit 60,2 Prozent höher als in vielen anderen Teilen Bayerns. Neben München sind die Städte Freising, Ebersberg und Landshut Ziel vieler Erdinger Pendler.

Derzeit ist auch die Wirtschaft im Landkreis auf einem guten Stand. "Dass es den Handwerksbetrieben gut geht, sieht man an den langen Wartezeiten für Aufträge", sagt Stefan Tremmel, Vorsitzender des Förderkreises Dorfen. Auch Heinz sieht die gegenwärtige Lage positiv. Für die unmittelbare Zukunft blieben die Betriebe optimistisch, die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Das große Problem der Erdinger Wirtschaft ist jedoch, wie in ganz Deutschland, das Fehlen von Fachpersonal. "Wachstumsbremse Nummer eins bleibt branchenübergreifend der Fachkräftemangel, schließlich ist der Arbeitsmarkt auch im Landkreis Erding so gut wie leergefegt", sagt Heinz. Auch der Nachwuchs bleibt aus. Besonders im Handwerk ist das zu spüren, die Zahlen der Auszubildenden sinken seit Jahren drastisch. Betriebe versuchen gegenzusteuern. Man müsse Arbeitnehmer bereits ab der Ausbildung intensiv fördern und dafür sorgen, dass die Attraktivität der Berufsausbildung bei den Schulabgängern steigt, so Tremmel.

Zudem wird die Digitalisierung auch in der Wirtschaft eine übergeordnete Rolle spielen, zum Beispiel durch das für 2020 geplante 5 G-Mobilfunknetz. "Diese Veränderungen muss die Wirtschaft im Landkreis mitnehmen, das ist die langfristige Herausforderung unserer Zeit", rät Heinz. Die Nutzung der digitalen Infrastruktur sieht er als zentrales Mittel für die Erdinger Betriebe, mit dem Wachstum der Wirtschaft Schritt zu halten. Was die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur betrifft, ist er optimistisch. "Mit dem Erdinger Ringschluss und der weiteren Anbindung über den öffentlichen Nahverkehr in den südostoberbayerischen Raum wird der Standort an Attraktivität gewinnen. Davon profitieren sowohl die vielen Pendler als auch die Betriebe", sagt er. Damit zeichne sich trotz der bekannten Probleme eine hoffnungsvolle Prognose für die nächsten Jahre ab.

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