Einkaufen am Sonntag:Wider das Diktat der Ökonomie

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Shoppen nach dem Kirchgang? Nicht mit der Erdinger Allianz. Die kirchlich-gewerkschaftliche Initiative hat sich den Schutz freier Sonn- und Feiertage zum Ziel gesetzt.

Thomas Daller

Eine kirchlich-gewerkschaftliche Initiative will sich gegen die Aushöhlung des Sonn- und Feiertagsschutzes zur Wehr setzen: Am kommenden Montag, 19. September, ist die Gründung der "Erdinger Allianz für den freien Sonntag geplant". Die Initiative will auf den drohenden Verlust hinweisen, sollte dieser gemeinsame freie Tag abhanden kommen und die gesamte Zeit dem Diktat der Ökonomie unterworfen werden.

Der Dachverband, die bundesweite "Allianz für den freien Sonntag", wurde bereits im Jahr 2006 gegründet. Der bayerische Landesverband hat nach Angaben ihres Sprechers Philipp Büttner knapp 60 regionale Allianzen; unter anderem in München, Landshut, Rosenheim und Freising. Die Erdinger Regionalallianz geht auf die Initiative des DGB-Ortsverbandsvorsitzenden Thomas Teufel und der Freisinger KAB-Diözesansekretärin Michaela Götz zurück, die auch die Erdinger Kirchen mit ins Boot geholt haben. "In Erding gibt es relativ viele verkaufsoffene Sonntage" sagte Götz.

Geplant sei, diese Anzahl begrenzt zu halten und in einem kritischen Dialog mit Kommunalpolitikern und Gewerbevereinen zu treten. Die Initiative will sich nach ihrer Gründungsveranstaltung als nächstes am 24. September mit einem Infostand in der Stadtmitte den Bürgern vorstellen. Darüber hinaus will man insbesondere alljährlich den "Tag für den freien Sonntag" am 3. März für Öffentlichkeitsarbeit nutzen.

Die Allianz für den freien Sonntag moniert, dass sich seit Jahren eine schleichende Aushöhlung des Sonn- und Feiertagsschutzes vollziehe. Immer mehr Bereiche würden für die Arbeit an Sonn- und Feiertagen vereinnahmt. Die Novellierung des Arbeitszeitrechts Mitte der 1990er Jahre sei der erste Schritt gewesen. Außerdem hätten mit der Liberalisierung des Ladenschlusses im Handel in den vergangenen Jahren verkaufsoffene Sonntage "inflationsartig" zugenommen. Einige Bundesländer hätten zudem angekündigt, die Öffnung der Ladengeschäfte zum Verkauf an Sonntagen grundsätzlich zu ermöglichen, nachdem im Zuge der Föderalismusreform die Gesetzgebungskompetenz beim Ladenschluss auf die Länder verlagert worden sei.

Bei jeder weiteren Liberalisierung des Sonn- und Feiertagsschutzes werde von den Initiatoren ins Feld geführt, es handele sich nur um Ausnahmen für einen eingegrenzten Bereich, die kaum ins Gewicht fielen. Das verfassungsrechtlich gewährleistete Regel-Ausnahme-Verhältnis von Ruhe und Arbeit werde durch ökonomische Gründe jedoch immer mehr zur Disposition gestellt.

Weiter heißt es: "Wir sind inzwischen an einem Punkt, an dem alle gesellschaftlichen Kräfte in unserem Lande gebündelt werden müssen, um der Aushöhlung des Sonn- und Feiertagsschutzes endlich ein Ende zu setzen. Der Sonntag verkörpert traditionell die Freiheit des Menschen von einer rein ökonomisch orientierten Lebensweise. An diesem Tag steht einmal nicht im Vordergrund, was ein Mensch leistet. (...) Dass eine ganze Gesellschaft zur selben Zeit gemeinsam innehält, ist alles andere als unzeitgemäß. In einer immer hektischer werdenden Zeit ist der Sonntag auch wegen seiner langen Tradition eine Institution, die auf eine weitere Zukunft bauen kann."

© SZ vom 14.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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