Eine wirkliche Kunst:Inspirierend

Eine wirkliche Kunst: Bestens ausgebildet: Monika Lößl aus Erding ist eine der wenigen Erzählkünstlerinnen im Landkreis.

Bestens ausgebildet: Monika Lößl aus Erding ist eine der wenigen Erzählkünstlerinnen im Landkreis.

(Foto: Peter Bauersachs)

Von wegen angestaubt: Im Bauerhausmuseum findet wieder ein Erzählkunstabend statt - keine Geschichte dauert länger als 20 Minuten

Von Mathias Weber

Eigentlich fast nicht zu glauben: Monika Lößl kann nicht gut auswendig lernen. Regelmäßig steht sie auf einer Bühne, muss vor einem Publikum ein Programm abliefern, aber auswendig lernt sie keine ihrer Geschichten - höchstens die ersten paar Sätze. Den Rest merkt sie sich wie einen Film durch Bilder. Und wenn sie doch einmal auf der Leitung steht und vergisst, wie es weiter geht, dann, sagt sie, tritt sie einen Schritt zur Seite. "Runter von der Leitung", lacht sie.

Zum Glück passiert ihr das sehr selten. Monika Lößl aus Erding ist eine so genannte Erzählkünstlerin, eine von nur wenigen im Landkreis, die diese Form der Unterhaltung pflegen. "Jeder kennt Konzerte, Autorenabende oder Cabaret", sagt Lößl, aber Erzählkunstabende seien auch abendfüllend und unterhaltsam. Die Erdinger haben am kommenden Wochenende die Gelegenheit, sich davon zu überzeugen. Am Samstag, 18. Juli, findet im Bauernhofmuseum ein Erzählkunstabend statt, bei dem auch Monika Lößl auftritt.

Aber Lößl weiß schon, "Erzählkunst", das höre sich angestaubt an - und hat seine Wurzeln auch in einer Zeit, als Geschichten noch nicht aufgeschrieben wurden. "Man landet schnell in der Märchentanten-Ecke", sagt Lößl. Märchen erzählt sie zwar tatsächlich auch, aber Erzählkunst ist mehr: Es geht darum, das Publikum mit einer spannenden, lustigen oder grusligen Geschichte in den Bann zu ziehen und zu unterhalten - nur zehn Minuten lang oder 15, aber nicht mehr als 20.

Knackige, kleine Geschichten erzählen Lößl und ihre Kollegen also. Die sind aber nur zum Teil selbst erdacht: Lößl zum Beispiel lese viel, sagt sie, und lasse sich inspirieren: Ihre Erzählungen lehne sie an bestehende Geschichten an, zitieren aber darf sie nicht - aus rechtlichen Gründen. Sich inspirieren zu lassen, das darf sie aber, und so entstehen Geschichten, die man irgendwie kennt, die aber doch anders sind. Die Erzähler generieren andere Erzählstränge, andere Enden, streichen diese Figur aus der Geschichte, ersetzen jene: Es soll ja knackig werden. Schnell geht es bei Monika Lößl nicht mit den Geschichten: An einer neuen arbeitet sie schon mal einige Monate, bis sie rund ist. Wer Erzählkunst machen will, der darf nicht schüchtern sein. Monika Lößl ist es nicht: Sie kann quatschen und erzählen, und man merkt, sie hat Lust daran. Gutes Erzählen braucht neben Begabung aber auch Handwerk: Die meisten der Erdinger Erzählkünstler haben sich an der privaten Goldmund-Akademie in München ausbilden lassen. Romantheorie, Dramaturgie - das gehört zu Ausbildung genauso wie die Organisation von Auftritte, also Säle buchen und Flyer drucken. Ein anderer Goldmund-Absolvent tritt auch am Samstag im Bauernhofmuseum auf: Herbert Weikmann aus Erding, außerdem Carmen Däumer aus Isen, Monika Aigner aus Traunstein, Dagmar Mendler aus Bad Feilnbach und Marlis Kramer aus München. Musikalische untermalt wird die Veranstaltung von Andreas Steinegger und Michael Käsbauer aus Erding sowie Josef Mendler aus Bad Feilnbach. Der Abend im Bauernhofmuseum steht unter dem Motto ""Mordsgaudi": Erzählt werden kriminelle und skurrile Geschichten. Es ist schon der zweite Abend dieser Art, bei dem ersten war der Innenhof voll - und wenn das Wetter schön wird, erwartet Monika Lößl wieder bis zu 150 Zuhörer.

Der Erzählkunstabend beginnt im Erdinger Bauernhausmuseum um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, und der Abend findet auch bei schlechtem Wetter statt.

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