Eichenried:Spurensuche nach der Explosion

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Drei Unfälle in fünf Monaten: Nach der Explosion in von Eichenried wachsen die Zweifel an der Sicherheit von Biogasanlagen. Ein junger Mann ist weiter in Lebensgefahr.

Florian Tempel

Die Explosion einer Biogasanlage in Eichenried am Donnerstag war der dritte gravierende und zugleich schwerste Unfall einer Biogasanlage im Landkreis Erding binnen fünf Monaten. Der 22-jährige Mann, der bei der Verpuffung großflächige Verbrennungen am ganzen Körper erlitt, schwebte nach Angaben der Polizei auch am Freitag noch immer in Lebensgefahr. Über die Ursache der Explosion gebe es "noch keine gesicherten Erkenntnisse".

Der Ort der Explosion auf dem Gelände einer Firma in Eichenried: Bei einer Verpuffung explodierte der Fermenter der Biogasanlage. (Foto: Peter Bauersachs)

Bei den beiden anderen Unfälle an Biogasanlagen im Mai und Juli in Nicklhub und Unterkorb bei Dorfen, wurden zwar keine Menschen verletzt. Doch große Mengen übergelaufener, übel stinkender Gärflüssigkeiten verseuchten damals große Abschnitte von Bächen und Flüssen. Alle drei Unfälle - und zahlreiche ähnliche, die sich in den vergangenen Monaten in ganz Deutschland ereignet haben - zeigen, dass Biogasanlagen offensichtlich große Risiken bergen. Experten sind sich einig, dass die Sicherheit von Biogasanlagen dringend erhöht werden muss.

In erste Linie müssten die Betreiber besser und intensiver geschult werden, räumt Manuel Maciejczyk, stellvertretender Geschäftsführer des Fachverband Biogas mit Sitz in Freising ein: "Die Unfälle zeigen, dass man die Anlagenbetreiber noch mehr an die Hand nehmen muss." Sein Verband bietet rund ums Biogas fachkundigen Rat an, und "wir bieten aktuell verstärkt Schulungen an, in denen wir über die Gefahren und die Unfallvermeidung informieren."

Professor Michael Nelles von der Universität Rostock, Mitautor der Studie "Sicherheitsrisiken auf Biogasanlagen", lobt zwar den Fachverband Biogas für seine Angebote. Er weist jedoch auch darauf hin, dass Betreiberschulungen bislang nicht verpflichtend sind. "Es wäre vielleicht sinnvoll sie zur Pflicht zu machen." Ein großer Teil, aber nicht alle Biogasanlagenbetreiber im Landkreis Erding sind Mitglieder im Fachverband Biogas. Die Zunahme von Unfällen, so stellte es in Nelles bereits 2006 in seiner Studie grundsätzlich fest, liege "zum einen an der Zunahme der Anlagenzahl, zum anderen an einem gewissen Unbewusstsein für Sicherheitsaspekte bei Betreibern und Anlagenplanern."

Maciejczyk sagte weiter, dass es im Normalbetrieb von Biogasanlagen kaum zu Unfällen komme. Kritisch seien jedoch Zeiten, in denen die Anlagen zu Wartungs- oder Umbauarbeiten abgeschaltet werden und bei ihrer Inbetriebnahme. Auch in Eichenried kam es zur folgenschweren Verpuffung, während die Anlage gereinigt wurde. Was genau zum Unfall führte, entziehe sich jeedoch auch der Kenntnis des Fachverbands Biogas. Eines sei hingegen in diesem Fall sicher: Der Betrieb sei dort bisher vorbildlich betrieben worden.

© SZ vom 25.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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