Eichenried:Explosion in Biogasanlage

Ein lebensgefährlich Verletzter und bis zu 300.000 Euro Sachschaden: In einer Biogasanlage in Eichenried ist es zu einer Verpuffung gekommen. Ein 22-jähriger Praktikant erlitt schwere Verbrennungen.

Thomas Daller

Bei einem Unfall in einer Biogasanlage in Eichenried ist gestern ein 22-jähriger Mann lebensgefährlich verletzt worden. Bei einer Verpuffung explodierte der Fermenter der Anlage, die Flammen erfassten den Praktikanten, der Verbrennungen ersten und zweiten Grades erlitt.

Eichenried: Der Ort der Explosion auf dem Gelände einer Firma in Eichenried: Bei einer Verpuffung explodierte der Fermenter der Biogasanlage.

Der Ort der Explosion auf dem Gelände einer Firma in Eichenried: Bei einer Verpuffung explodierte der Fermenter der Biogasanlage.

(Foto: Peter Bauersachs)

Ein zweiter Praktikant kam mit einem Schock davon. Der Sachschaden beläuft sich nach Angaben der Polizei auf 200.000 bis 300.000 Euro.

Der Unfall ereignete sich gegen 13.30 Uhr auf dem Gelände der Firma Kloh in Eichenried. Der Fermenter war am Vortag abgeschaltet worden, um ihn von Schwerstoffen wie Sand zu reinigen. Die beiden Praktikanten waren mit der Arbeit bereits fertig und hatten die Anlage gerade verlassen, als das Unglück geschah: Ein Funke entzündete das Gas in der Anlage und sprengte ein großes Loch in den Fermenter. Der Druck war so groß, dass er eine vier Meter hohe Betonsteinmauer auf einer Länge von drei Metern zertrümmerte.

Der 22-jährige Praktikant, der aus Fürstenzell bei Passau stammt, wurde von der Flamme erfasst und erlitt auf 50 Prozent der Hautoberfläche Verbrennungen ersten und zweiten Grades. Mit Hilfe des zweiten Praktikanten, der einen Schock erlitt, schleppte er sich Richtung Büro des Betriebs, von wo aus Juniorchef Andreas Kloh ihnen entgegenlief und umgehend Rettungsdienst und Feuerwehr alarmierte.

Der 22-Jährige wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Münchener Spezialklinik gebracht. "Es sieht verdammt ernst aus", sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr, Werner Niemeyer: "Er ist ziemlich schwer verbrannt. 50 Prozent der Haut sind betroffen, bereits ab 25 Prozent besteht Lebensgefahr." Die Eltern des Studenten wurden in Fürstenzell von Mitgliedern eines Kriseninterventionsteams betreut, die ihnen die Nachricht überbrachten.

Die Feuerwehren aus Eichenried, Moosinning, Eicherloh und Altenerding rückten mit etwa 50 Einsatzkräften an, um den Brand zu löschen. Aus einem 300 Millimeter dicken Überleitungsrohr, das von einem Kessel zum anderen führt, trat weiterhin Gas aus und hatte Holz und Bitumen der Abdeckung in Brand gesetzt. Etwa eine Stunde benötigten die Feuerwehren, um das Metall des Kessels so weit herunterzukühlen, dass sich das austretende Gas nicht wieder daran entzünden konnte.

Andreas Kloh war nach dem Unfall völlig fasssungslos: "Die waren schon am gehen, die waren eigentlich fertig. Der Hans ist noch selber hergelaufen und ich habe mich um ihn gekümmert." Der zweite Praktikant, der einen Schock erlitten hatte, war drei Stunden nach dem Unglück wieder auf den Betriebshof zurückgekehrt. Er sollte eigentlich eine Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus verbringen, aber es trieb ihn wieder zurück. Betriebsleiter Kloh konnte sich das Unglück nicht erklären.

Die Ermittlungen zur Feststellung der Brandursache hat die Kriminalpolizeiinspektion Erding bereits aufgenommen. Das Landratsamt, das Gewerbeaufsichtsamt und die Berufsgenossenschaft wurden verständigt. Ein Gutachter des Bayerischen Landeskriminalamtes wurde hinzugezogen.

Es handelt sich nicht um die erste Explosion einer Biogasanlage. Im März dieses Jahres explodierte in Großkayna in Sachsen-Anhalt die Anlage eines Schweinemastbetriebs, im August wurden drei Menschen verletzt, als in Ruderatshofen im Ostallgäu eine Biogasanlage in die Luft flog. In den vergangenen drei Jahren explodierten allein in der Bundesrepublik pro Jahr zwei bis drei Anlagen. Ursache waren meist Materialschäden oder Konstruktionsfehler.

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